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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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höher als zuvor. Er räusperte sich und sagte in seiner normalen Tonlage: »Wer seid ihr … überhaupt?
    Gulik, gehören die zu dir …?«
    Ti zuckte die Achseln und setzte ein mattes Lächeln auf, das entweder gut gespielt oder echt war. »Nicht direkt. Ich gehöre eher zu ihnen.«
    Siggy erinnerte sich und richtete seine Lötpistole auf Ti. Als Silver diesen Trick befürwortet hatte, hatte sie ihre eigenen Gedanken darüber völlig geheimgehalten. Daß Ti unbewaffnet und offensichtlich von den Waffen der Quaddies gezwungen daherkam, deckte ihn für den Fall einer späteren Gefangennahme und juristischen Verfolgung. Gleichzeitig wurde dadurch die Möglichkeit verschleiert, daß seine Scheinentführung echt werden könnte, falls er sich im letzten Augenblick entschließen sollte, wieder auf die Seite seiner zweibeinigen Gefährten überzuwechseln. Ein kompliziertes Räderwerk, mußten alle Führer so mehrschichtig denken?
    Es bereitete ihr Kopfschmerzen.
    Sie durchquerten schnell den kompakten Mannschaftsbereich in Richtung auf den Steuerraum. Der Sprungpilot thronte in seinem gepolsterten Sessel und war an die massive Krone seines Steueraggregats angeschlossen: ein zeitweiliger königlicher Cyborg.
    Sein purpurner Firmenoverall war mit grellbunten Aufnähern 225
    versehen, die stolz seinen Rang und seine Spezialfunktionen verkündeten. Er hielt die Augen geschlossen und summte lautlos im Rhythmus des pulsierenden Biofeedbacks seines Schiffes.
    Er schrie überrascht auf, als sein Aggregat sich löste und in die Höhe ging und damit seine Kommunikation mit dem Schiff unterbrach. Ti hatte den Trennschalter gedrückt. »Himmel, Ti, mach sowas nicht – du weißt doch …« Beim Anblick der Quaddies
    schluckte er einen zweiten Schrei hinunter. Er lächelte Silver völlig verwirrt zu. Sein Blick hatte geschockt ihre Anatomie wahrgenommen und richtete sich jetzt höflich auf ihr Gesicht. Sie wackelte mit der Lötpistole, um ihn darauf aufmerksam zu machen.
    »Raus aus dem Sessel«, befahl sie.
    Er duckte sich. »Hören Sie mal, Lady … hm … was ist das?«
    »Eine Laserpistole. Raus aus dem Sessel.«
    Er taxierte sie mit den Augen, taxierte Ti, warf seinem Ingenieur einen Blick zu. Seine Hand stahl sich zu der Schnalle seines Sitzgurtes, zögerte dann. Seine Muskeln spannten sich.
    »Raus, aber langsam«, fügte Silver hinzu.
    »Warum?«, fragte er.
    Er spielt auf Zeit, dachte Silver.
    »Diese Leute wollen dein Schiff ausleihen«, erklärte Ti.
    »Entführer!«, keuchte der Ingenieur, der neben der luftdichten Tür schwebte. Jons und Siggys Lötpistolen drehten sich ihm zu.
    »Mutanten …«
    »Raus!«, wiederholte Silver, ihr Stimme war unwillkürlich schärfer geworden.
    Das Gesicht des Piloten war gespannt und nachdenklich. Seine Hände wanderten vom Gürtel zu seinen Knien und ruhten dort in 226
    geheuchelter Entspannung. »Was ist, wenn ich es nicht tue?«, forderte er sie sanft heraus.
    Silver glaubte zu spüren, wie die Kontrolle über die Situation allmählich von ihr auf den Piloten überging, angezogen von seiner überlegenen Imitation von Gelassenheit. Sie warf Ti einen Blick zu, aber der hielt sich sicher und fest an seine Rolle des hilflosen –
    und nicht hilfreichen – Opfers.
    Ein Herzschlag verging, ein zweiter, ein dritter. Der Pilot begann sich zu entspannen und atmete langsam aus. In seinen Augen erschien ein selbstgefällig triumphierendes Funkeln. Er hatte sie durchschaut; er wußte, daß sie nicht feuern konnte. Seine Hände kehrten zu der Gürtelschnalle zurück und er zog die Füße an, um sich gleich von seinem Sitz abzustoßen.
    Sie hatte es so oft in ihrer Vorstellung geübt, daß das tatsächliche Geschehen fast nichts besonderes mehr war. Sie empfand eine gläserne Klarheit, als ob sie sich aus einer Distanz oder aus einer anderen Zeit, Vergangenheit oder Zukunft, beobachtete. Der Augenblick schrieb die Wahl des Zieles vor, und das war sie zuvor schon immer wieder ohne Überlegung durchgegangen; sie zielte mit der Lötpistole auf einen Punkt direkt unter seinen Knien, weil sich dahinter keine wertvollen Steuerinstrumente befanden.
    Es war überraschend leicht, den Knopf zu drücken, die Arbeit eines einzigen kleinen Muskels in ihrem oberen rechten Daumen.
    Der Strahl war von einem stumpfen Blau und ließ sie nicht einmal blinzeln; allerdings flackerte kurz eine helle gelbe Flamme am Rande des geschmolzenen Stoffs seines angeblich unbrennbaren Overalls auf und erlosch dann. Ihre

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