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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Nasenflügel zuckten bei dem Gestank des verbrannten Stoffes, der durchdringender war als der Geruch verbrannten Fleisches. Dann krümmte sich der Pilot zusammen und schrie.
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    Ti stammelte: »Warum machst du das? Er war noch an seinen
    Sessel gegurtet, Silver!« Er blickte sie verdutzt an. Der Ingenieur war zuerst krampfhaft zusammengezuckt und erstarrte dann unterwürfig. Seine Augen huschten von einem Quaddie zum anderen.
    Siggys Mund stand offen; Jon preßte seine Lippen zusammen.
    Die Schreie des Piloten machten ihr Angst und drangen ihr wie Stiche in den Kopf. Sie richtete die Lötpistole wieder auf ihn.
    »Schluß mit dem Lärm!«, herrschte sie ihn an.
    Erstaunlicherweise hörte er auf. Sein Atem pfiff durch die zusammengebissenen Zähne, als er den Kopf drehte und sie mit vor Schmerz zusammengekniffenen Augen anstarrte. Die Verbrennungen an seinen Beinen schienen in der Mitte kauterisiert zu sein, schwarze, undeutliche Schatten – Silver war hin-und hergerissen zwischen Abscheu und dem neugierigen Verlangen, sich näher anzuschauen, was sie da angerichtet hatte. Die Ränder der
    Verbrennungen schwollen rot an, gelbes Plasma sickerte schon durch, klebte aber an seiner Haut; eine Absaugung war nicht notwendig. Die Verletzung schien nicht unmittelbar lebensbedrohlich zu sein.
    »Siggy, gurte ihn los und hol ihn aus dem Steuersitz heraus!«, befahl Silver. Diesmal gehorchte Siggy sofort, ohne weitere Argumente und ohne jede Anregung aus seinen Holodramen, wie man es besser machen könnte.
    Genaugenommen hatte ihre Aktion auf alle Anwesenden, nicht nur die Gefangenen, eine höchst erfreuliche Wirkung. Alle bewegten sich schneller. Man könnte süchtig danach werden, dachte Silver. Kein Streit, keine Beschwerden …
    Doch eine Beschwerde. »War das notwendig?«, fragte Ti, als sie die Gefangenen vor sich her durch den Korridor schoben. »Er war dabei, für dich seinen Sitz zu räumen …«
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    »Er war drauf und dran, auf mich loszugehen.«
    »Das weißt du aber nicht sicher.«
    »Ich hätte ihn nicht mehr treffen können, sobald er sich bewegte.«
    »Aber das mußte doch nicht sein …«
    Sie wandte sich ihm mit einer heftigen Bewegung zu; er zuckte zurück. »Wenn wir dieses Schiff nicht in die Hand bekommen, dann werden tausend meiner Freunde sterben. Es mußte sein, und ich habe mich dafür entschieden. Ich würde mich wieder so entscheiden. Kapiert?« Und du triffst deine Entscheidung für alle, Silver, hörte sie das Echo von Leos Stimme in ihrer Erinnerung.
    Ti gab sofort nach. »Jawohl, Chefin.«
    Jawohl, Chefin? Silver blinzelte und drängte sich an ihm vorbei nach vorn, um ihre Verwirrung zu verbergen. Als Reaktion auf das Geschehene zitterten jetzt ihre Hände. Sie betrat als erste das Rettungspod, scheinbar, um die gesamten Kommunikationsgeräte außer dem Notfallsignalgeber herauszureißen und den Erste-Hilfe-Kasten zu überprüfen – er war vorhanden und komplett –, aber auch, um einen Moment lang allein zu sein, außerhalb des Blickfeldes der staunenden Augen ihrer Gefährten.
    War das die Lust an der Macht, die Van Atta empfand, wenn alle ihm gegenüber nachgaben? Es war offensichtlich, was das Abfeuern der Waffe bei dem widerspenstigen Piloten bewirkt hatte, aber was hatte es bei ihr bewirkt? Für jede Aktion gab es eine gleichartige, gegensätzliche Reaktion. Das war eine körperliche Intuition, ein instinktives Wissen, das von der Geburt an tief in jedem Quaddie vorhanden war und an jeder Bewegung deutlich demonstriert werden konnte.
    Sie verließ das Pod wieder. Ein heiseres Stöhnen kam über die Lippen des Piloten, als seine Beine aus Versehen gegen die Luke 229
    stießen, während sie ihn und den Ingenieur in das Rettungspod steckten. Dann verschlossen sie es und sprengten es vom
    Sprungschiff ab.
    Silvers Erregung wich innerlich einem kühlen Gefühl der Entschlossenheit, obwohl ihre Hände noch zitterten, aus Mitleid mit den Schmerzen des Piloten. So war es also. Die Quaddies waren letztlich nicht anders als die Planetarier. Alle schlimmen Dinge, die Planetarier tun konnten, konnten auch Quaddies tun. Wenn sie sich dafür entschieden.
    Na also! Indem man die Pflanzrohre in diesem Winkel positionierte, mit einer Rotationszeit von sechs Stunden, konnte man im Hydrokulturmodul mit vier Spektrallampen weniger auskommen, und es fiel noch genug Licht auf die Blätter, um binnen vierzehn Tagen die Blüte auszulösen. Ciaire gab den Befehl in ihrem Laptop-Computer ein und ließ das

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