Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
ein Ort des
Luxuslebens erscheinen.«
»Ich werde versuchen dafür zu sorgen, dass es nicht dazu
kommt«, sagte er lächelnd.
Seine Augen beunruhigten sie, und sein Lächeln. Seiner
Schroffheit konnte sie mit ihrer eigenen Schnoddrigkeit
begegnen und Paroli bieten, mit der sie sich wie mit einem Florett verteidigte. Seine Freundlichkeit war wie ein Fechtkampf mit dem Meer. Ihre Schläge wurden weich und verloren alle Willenskraft. Sie zuckte vor seinem Lächeln
zurück, und er machte ein langes Gesicht, dann wurde er
wieder verschlossen und ernst.
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3
Nach dem Frühstück stapften sie einige Zeit schweigend dahin.
Vorkosigan brach es als Erster. Sein Fieber schien an seiner ursprünglichen Schweigsamkeit zu nagen.
»Unterhalten Sie sich mit mir. Das wird meine Gedanken
von meinem Bein ablenken.«
»Worüber?«
»Über irgendetwas.«
Sie überlegte. »Unterscheidet sich Ihrer Meinung nach das Kommando über ein Kriegsschiff sehr vom Kommando über gewöhnliche Schiffe?«
Er dachte darüber nach. »Es ist nicht das Schiff, das anders ist. Es sind die Männer. Führerschaft ist meistens Macht über die Gedanken, und das nirgendwo mehr als im Kampf. Auf sich allein gestellt ist der tapferste Mann vielleicht nicht mehr als ein bewaffneter Irrer. Die wirkliche Kraft liegt in der Fähigkeit, andere zu veranlassen, Ihre Arbeit zu erledigen.
Finden Sie das nicht auch sogar in den Flotten von Kolonie Beta?«
Cordelia lächelte. »Wenn überhaupt, dann noch mehr. Wenn
es je dazu käme, dass ich meine Macht mit Gewalt durchsetzen müsste, dann würde das bedeuten, dass ich sie schon verloren hätte. Ich ziehe es vor, mit leichter Hand zu leiten. Dann bin ich im Vorteil, denn ich finde, ich kann immer meine Ruhe oder was sonst gerade noch ein bisschen länger bewahren als der erste beste Mann.« Sie blickte sich in der frühlingshaften Wüste um. »Ich glaube, die Zivilisation wurde zum Vorteil der Frauen erfunden, sicherlich zum Vorteil der Mütter. Ich kann mir nicht vorstellen, wie meine Urahninnen bei den Höhlenmenschen unter primitiven Bedingungen für ihre Familien gesorgt haben.«
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»Ich nehme an, sie haben in Gruppen zusammengearbeitet«,
sagte Vorkosigan. »Ich würde wetten, Sie hätten es geschafft, wenn Sie damals geboren worden wären. Sie haben die Fähigkeiten, die man von einer Mutter von Kriegern erwartet.«
Cordelia überlegte, ob Vorkosigan sie auf den Arm nehmen
wollte. Er schien eine Ader trockenen Humors zu besitzen.
»Bewahren Sie mich davor! Achtzehn oder zwanzig Jahre des
eigenen Lebens in Söhne investieren und sie sich dann von der Regierung wegnehmen und sie vergeuden lassen bei den Aufräumarbeiten nach einem Fehlschlag der Politik – nein danke.«
»So habe ich es wirklich noch nie betrachtet«, gab
Vorkosigan zu. Er war eine Zeit lang still und stapfte mit seinem Stock dahin. »Nehmen wir mal an, die Söhne melden sich freiwillig? Haben Ihre Leute kein Ideal des Dienstes?«
»Noblesse oblige?« Aber jetzt war sie an der Reihe mit
einem leicht verlegenen Schweigen. »Ich nehme an, wenn sie sich freiwillig meldeten, dann wäre es anders. Jedoch habe ich keine Kinder und werde deshalb glücklicherweise mit diesen Entscheidungen nicht konfrontiert werden.«
»Sind Sie froh darüber oder tut es Ihnen Leid?«
»Bezüglich der Kinder?« Sie blickte auf sein Gesicht. Er
schien sich nicht bewusst zu sein, dass er genau auf einen wunden Punkt gestoßen war. »Ich habe einfach keine bekommen, nehme ich an.«
Der Faden ihres Gesprächs riss ab, als sie eine Strecke durch felsiges Ödland zurücklegten, das voll war mit Spalten, die sich vor ihren Füßen auftaten. Allerhand schwierige Kletterei war notwendig, und es erforderte Cordelias ganze Aufmerksamkeit, Dubauer sicher hindurchzubringen. Auf der gegenüberliegenden Seite machten sie in einem unausgesprochenen gegenseitigen Einverständnis eine Pause und ruhten sich erschöpft an einen Felsen gelehnt aus.
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Vorkosigan rollte sein Hosenbein hoch und lockerte die Stulpe seines Stiefels, um nach der eitrig geschwollenen Wunde zu schauen, die ihn empfindlich langsamer zu machen drohte.
»Sie scheinen eine gute Krankenschwester zu sein. Meinen
Sie, es würde helfen, die Wunde zu öffnen und zu drainieren?«, fragte er Cordelia.
»Ich weiß es nicht. Ich fürchte, wenn man daran
herumfummelt, wird sie nur noch schmutziger.« Aus seiner
Frage schloss sie, dass die Verletzung ihm jetzt viel mehr zu schaffen machte, und
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