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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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fühlte sich Miles an den frühen Galeni erinnert. Wieder ein Kommandeur, der unter Druck stand. Destang war ein Mann von vielleicht sechzig Jahren, schlank, mit grauem Haar, von etwas geringerer Größe als der Durchschnitt der Barrayaraner. Zweifellos war er nach dem Ende der cetagandanischen Okkupation geboren, als weitverbreitete Unterernährung viele Menschen ihres vollen Wachstumspotentials beraubt hatte. Zur Zeit der Eroberung von Komarr war er wohl ein junger Offizier gewesen, später, während der Revolte, stand er sicher in mittlerem Rang. Er war kampferfahren, wie alle, die diese von Kriegen geplagte Vergangenheit durchlebt hatten.
    »Hat Sie schon jemand über den neuesten Stand informiert,
    Sir?«, begann Miles besorgt. »Mein ursprüngliches Memo ist
    äußerst veraltet.«
    »Ich habe gerade Hauptmann Galenis Version gelesen.« Destang nickte in Richtung auf die Komkonsole.
    Galeni bestand natürlich auf dem Schreiben von Berichten.
    Miles seufzte innerlich. Es war zweifellos ein Reflex aus den akademischen Jahren des Hauptmanns. Miles hätte am liebsten den Hals gereckt und einen Blick auf Galenis Bericht geworfen, aber er hielt sich zurück.
    »Sie scheinen noch nichts geschrieben zu haben«, stellte Destang fest.
    Miles machte eine vage Geste mit seiner bandagierten linken Hand. »Ich bin auf der Krankenstation gewesen, Sir. Aber haben Sie schon erkannt, daß die Komarraner den Kurieroffizier der Botschaft gesteuert haben müssen?«
    »Wir haben den Kurier vor sechs Tagen auf Tau Ceti verhaftet«, sagte Destang.
    255
    Miles atmete erleichtert aus. »Und war er …?«
    »Es war die übliche schmutzige Geschichte.« Destang runzelte die Stirn. »Er hatte eine kleine Sünde begangen; das gab ihnen die Macht, ihm immer größere abzufordern, bis er nicht mehr zurück konnte.«
    Ein kurioses mentales Judo, diese Art von Erpressung, überlegte Miles. In der letzten Analyse war es die Furcht vor seinen eigenen Leuten, nicht vor den Komarranern, die den Kurier in die Arme der Feinde getrieben hatte. Ein System, das Loyalität erzwingen sollte, zerstörte sie so am Ende – irgendwas stimmte da nicht …
    »Sie hatten ihn schon seit mindestens drei Jahren in der Hand«, fuhr Destang fort. »Alles, was seitdem in die Botschaft kam oder von ihr wegging, ist ihnen möglicherweise unter die Augen gekommen.«
    »Autsch.« Miles unterdrückte ein Grinsen und hoffte, sein Gesicht zeige statt dessen den Ausdruck angemessenen Erschreckens.
    Also hatten die Komarraner den Kurier schon umgedreht, bevor Galeni auf der Erde eingetroffen war. Gut.
    »Ja«, sagte Ivan, »in den Massen von Daten, die du aus Ser
    Galens Komkonsole herausgeholt hattest, Miles, habe ich nämlich vorhin Kopien einiger unserer Dateien gefunden. Das war ein ziemlicher Schock.«
    »Ich hatte mir schon gedacht, daß es so sein müßte«, sagte
    Miles. »Es gab nicht sehr viele andere Möglichkeiten, sobald ich erkannt hatte, daß man uns betrogen hatte. Ich hoffe, das Verhör des Kuriers hat Hauptmann Galeni von jedem Verdacht befreit?«
    »Falls Hauptmann Galeni mit den komarranischen Exilanten
    auf der Erde zu tun hatte«, sagte Destang neutral, »so wußte der Kurier davon nichts.«
    Das war nicht gerade der Ausdruck tiefempfundenen Vertrauens. »Es war ganz offensichtlich«, sagte Miles, »daß Ser Galen dachte, der Hauptmann wäre noch ein As, das er in Reserve hielt.
    Aber die Karte weigerte sich mitzuspielen. Unter Gefährdung 256
    seines eigenen Lebens. Es war ja schließlich Zufall, daß Hauptmann Galeni auf die Erde versetzt wurde …«, Galeni schüttelte den Kopf und preßte die Lippen zusammen, »oder nicht?«
    »Nein«, sagte Galeni, immer noch in Rührt-euch-Haltung. »Ich habe darum ersucht, auf die Erde zu kommen.«
    »Aha. Nun, ich bin sicherlich zufällig hierher gekommen«,
    übersprang Miles den Einwurf, »aus Zufall und wegen meiner
    Verwundeten und Kryoleichen, die so bald wie möglich Behandlung in einem größeren medizinischen Zentrum brauchten. – Da wir von den Dendarii-Söldnern sprechen, Kommodore, hat der
    Kurier die achtzehn Millionen Mark unterschlagen, die Barrayar ihnen schuldet?«
    »Das Geld wurde nie abgeschickt«, sagte Destang. »Bis Kapitänin Bothari-Jesek in mein Büro kam, war unser letzter Kontakt mit Ihren Söldnern der Bericht, den Sie von Mahata Solaris geschickt hatten, als die Dagoola-Geschichte erledigt war. Dann sind Sie verschwunden. Vom Standpunkt des Hauptquartiers von
    Sektor Zwei aus gesehen

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