Vorkosigan 09 Waffenbrüder
einen zeitweiligen beleidigten Protest wert, das kann ich Ihnen versichern, Leutnant.«
Galen war für Destang schon so gut wie erledigt. Nun ja.
»Mit welcher Begründung würden Sie dann meinen – Klon
kidnappen, Sir? Er hat nie auf Barrayar ein Verbrechen begangen.
Er ist nie auf Barrayar gewesen.«
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Halt die Klappe, Miles! Mit einem Ausdruck wachsender Besorgnis im Gesicht formte Ivan, der hinter Destang stand, diese Warnung unhörbar mit den Lippen. Man streitet sich nicht mit einem Kommodore herum! Miles ignorierte ihn.
»Das Schicksal meines Klons betrifft mich sehr, Sir.«
»Das kann ich mir vorstellen. Ich hoffe, wir können die Gefahr weiterer Verwechslungen mit Ihnen bald ausschalten.«
Miles hoffte, daß diese Worte nicht das bedeuteten, was er aus ihnen heraushörte. Wenn er Destang von seinem Gleis abbringen mußte … »Es gibt keine Gefahr der Verwechslung, Sir. Ein einfacher medizinischer Scan kann den Unterschied zwischen uns zeigen. Seine Knochen sind normal, meine nicht. Aufgrund welcher Beschuldigung oder welcher Ansprüche sind wir an ihm weiter interessiert?«
»Verrat, natürlich. Verschwörung gegen das Kaiserreich.«
Da die zweite Beschuldigung nachweislich wahr war, konzentrierte sich Miles auf die erste. »Verrat? Er ist auf Jackson's Whole geboren. Er ist kein kaiserlicher Untertan, weder durch Eroberung noch aufgrund seines Geburtsortes. Um ihn des Verrats zu beschuldigen«, Miles holte kurz Luft, »müssen Sie ihm erlauben, kaiserlicher Untertan durch Abstammung zu sein. Und falls er das ist, dann ist er es in jeder Hinsicht, ein Lord der Vor mit allen Rechten seines Ranges, eingeschlossen Gerichtsverfahren vor seinen Standesgenossen – dem Rat der Grafen in Vollversammlung.«
Destang zog die Augenbrauen hoch. »Würde er auf eine so
ausgefallene Verteidigung kommen?«
Wenn nicht, dann würde ich ihn darauf aufmerksam machen.
»Warum nicht?«
»Danke, Leutnant, für den Hinweis. Das ist eine Komplikation, an die ich nicht gedacht hatte.« Destang blickte tatsächlich nachdenklich drein, und zunehmend härter.
Miles' Plan, Destang davon zu überzeugen, den Klon laufen zu lassen sei seine eigene Idee, schien gefährlich nach hinten loszu260
gehen. Er mußte wissen – »Sehen Sie eine Option darin, ihn umbringen zu lassen, Sir?«
»Sie ist zwingend.« Destangs Rückgrat straffte sich.
»Es könnte ein juristisches Problem geben, Sir. Entweder ist er kein kaiserlicher Untertan, dann haben wir keinen Anspruch auf ihn, oder er ist es, dann dürfte der volle Schutz des kaiserlichen Rechts auf ihn anwendbar sein. In beiden Fällen wäre seine Ermordung …«, Miles befeuchtete seine Lippen; Galeni, der allein wußte, worauf er hinauswollte, schloß die Augen wie jemand, der einen Unfall auf sich zukommen sah, »ein verbrecherischer Befehl, Sir.«
Destang blickte ziemlich ungeduldig drein. »Ich hatte nicht geplant, Ihnen den Befehl zu geben, Leutnant.«
Er denkt, ich möchte saubere Hände behalten … Falls Miles die Konfrontation mit Destang zu ihrem logischen Schluß vorantrieb, mit zwei kaiserlichen Offizieren als Zeugen, dann gab es eine Chance, daß der Kommodore nachgeben würde; es gab aber zumindest ebenso die Chance, daß Miles sich sehr tief in der Bredouille wiederfinden würde. Wenn die Konfrontation bis zu einem Verfahren vor dem Kriegsgericht auf die Spitze getrieben würde, dann käme keiner von beiden unbeschädigt davon. Selbst wenn Miles gewinnen würde, wäre Barrayar damit nicht gedient, und Destangs vierzig Jahre im Dienste des Kaisers verdienten kein so unrühmliches Ende. Und wenn Miles es jetzt soweit trieb, daß er Stubenarrest bekam, dann wären ihm alle anderen Möglichkeiten zu handeln verschlossen (und woran dachte er jetzt, um Gottes willen?). Er wollte nicht wieder eingesperrt werden. Inzwischen würde Destangs Team ohne Zögern jeden Befehl ausführen, den der Kommodore gab…
Miles fletschte die Zähne in einer Art Lächeln und sagte nur:
»Danke, Sir.« Ivan sah erleichtert aus.
Destang zögerte. »Es ist unüblich, daß ein Spezialist für verdeckte Operationen sich so spät Gedanken über Legalität macht, nicht wahr?«
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»Wir alle haben unsere unlogischen Momente.«
Jetzt war Quinns Aufmerksamkeit auf ihn geheftet; ein leichtes Zucken ihrer Augenbrauen fragte: Was, zum Teufel …?
»Sorgen Sie dafür, daß Sie nicht zu viele davon haben, Leutnant Vorkosigan«, sagte Destang trocken. »Mein Adjutant hat die
neutrale
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