Vorkosigan 09 Waffenbrüder
eine schlechtere Methode sein.«
»Der Aufstand«, sagte Galen leise, fast zu sich selbst, »darf nicht sterben.«
»Auch wenn alle dabei sterben? ›Es hat nicht funktioniert, also versuchen wir es noch einmal‹? In meiner Branche nennt man das militärische Dummheit. Ich weiß nicht, wie man das im Zivilleben nennt.«
»Meine ältere Schwester hat sich einmal auf das Wort eines
Barrayaraners hin ergeben«, bemerkte Galen. Sein Gesicht wirkte jetzt sehr kalt. »Admiral Vorkosigan hat sie auch sanft und logisch überredet und Frieden versprochen.«
»Das Wort meines Vaters wurde von einem Untergebenen
verraten«, erwiderte Miles, »der nicht erkennen wollte, daß der Krieg vorbei und Zeit zum Aufhören war. Der Mann hat für diesen Fehler mit seinem Leben bezahlt, er wurde für sein Verbrechen hingerichtet. Damals hat mein Vater für Sie Rache verübt. Das war alles, was er für Sie tun konnte; die Toten konnte er nicht wieder lebendig machen. Ich kann es auch nicht. Ich kann nur versuchen zu verhindern, daß noch mehr sterben.«
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Galen lächelte säuerlich. »Und du, David. Welche Bestechung bietest du mir an, zusätzlich zum Geld deines barrayaranischen Herrn, damit ich Komarr verrate?«
Galeni hatte mit einem eigenartigen Lächeln auf den Lippen
zugehört und dabei auf seine Fingernägel geschaut. Er rieb sie kurz an seiner Hosennaht, dann verschränkte er die Arme und zwinkerte.
»Enkel?«
Einen Augenblick lang wirkte Galen verblüfft. »Du hast ja noch nicht einmal eine feste Beziehung!«
»Eines Tages werde ich sie haben. Natürlich nur, wenn ich
überlebe.«
»Und sie wären alle gute kleine Untertanen des Kaisers«, sagte Galen verächtlich und bemühte sich, seine anfängliche Fassung wiederzugewinnen.
Galeni zuckte die Achseln. »Scheint zu Vorkosigans Angebot
in Sachen Leben zu passen. Sonst kann ich dir nichts geben, was du von mir erwartest.«
»Sie beide sind sich ähnlicher, als Sie selber es wissen, glaube ich«, murmelte Miles. »Also, was ist Ihr Vorschlag, Ser Galen?
Warum haben Sie uns hierher kommen lassen?«
Galen fuhr mit der rechten Hand zu seiner Jacke, hielt aber dann inne. Er lächelte entwaffnend und legte den Kopf schief, als bäte er um Erlaubnis. Jetzt kommt der zweite Betäuber, dachte Miles. Er gibt sich so spröde und tut bis zum letzten Augenblick so, als hätte er in Wirklichkeit gar keine Waffe mehr. Miles zuckte nicht, aber er überlegte unwillkürlich, wie schnell er übers Geländer springen und wie weit er bei starker Brandung unter Wasser schwimmen konnte, wenn er die Luft anhielt. Mit den Stiefeln. Galeni rührte sich nicht, kühl wie immer.
Auch nicht, als die Waffe, die Ser Galen abrupt zog, sich als tödlich wirkender Nervendisruptor entpuppte.
»Einige Patts«, sagte Galen, »sind gleicher als die anderen.«
Sein Lächeln wurde zu einer verkniffenen Parodie seiner selbst.
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»Heb die Betäuber da auf«, sagte er zu dem Klon. Der beugte sich, nahm sie hoch und steckte sie in seinen Gürtel.
»Was wollen Sie jetzt machen?«, sagte Miles in leichtem Ton und versuchte, sich nicht von der silbrigen, glockenförmigen Mündung des Disruptors hypnotisieren oder paralysieren zu lassen.
»Sie umbringen«, erklärte Galen. Sein Blick zuckte immer
wieder zu seinem Sohn, dann heftete er ihn auf Miles, als müßte er seine Entschlossenheit bestärken.
Warum reden Sie dann noch, anstatt zu feuern? Miles sprach diesen Gedanken nicht laut aus, damit Galen nicht auffiel, wie sinnvoll er war. Laß ihn weiterreden, er möchte mehr sagen, er fühlt sich angetrieben, mehr zu sagen. »Warum? Ich sehe nicht, wie das so spät noch Komarr nützen soll, außer vielleicht Ihre Gefühle zu erleichtern. Handelt es sich um bloße Rache?«
»Nichts dabei ist bloß. Vollständig. Mein Miles wird hier als der einzige Miles weggehen.«
»Ach, kommen Sie!« Miles brauchte nicht erst sein Schauspielertalent bemühen, damit sein Ton empört klang. Seine Empörung war ganz echt. »Sie hängen doch nicht noch immer an diesem verdammten Austauschkomplott! Der barrayaranische Sicherheitsdienst ist gewarnt, man wird Sie jetzt auf der Stelle entdecken. Das funktioniert doch nicht.« Er blickte auf den Klon.
»Willst du, daß er dich Hals über Kopf in einen Schnellvernichter laufen läßt? In dem Augenblick, wo du dich den Barrayaranern präsentierst, bist du erledigt. Es ist nutzlos. Und es ist nicht notwendig.«
Der Klon blickte ausgesprochen unbehaglich drein, aber er riß
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