Vorkosigan 09 Waffenbrüder
das Kinn hoch und produzierte ein stolzes Lächeln. »Ich werde nicht Lord Vorkosigan sein. Sondern Admiral Naismith. Ich bin es schon einmal gewesen, deshalb weiß ich, daß ich es kann. Deine Dendarii werden uns hier rausschaffen – und eine neue Machtbasis gewähren.«
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»Grrr!« Miles machte eine Geste, als wolle er sich die Haare ausraufen. »Glaubst du, ich wäre hierher gekommen, wenn das auch nur entfernt möglich wäre? Die Dendarii sind auch gewarnt.
Jeder Patrouillenführer dort draußen – und du solltest es mir glauben, daß ich Patrouillen dort draußen habe – trägt einen medizinischen Scanner bei sich. Bei dem ersten Befehl, den du gibst, wirst du gescannt. Wenn man bei dir in den Beinen natürliche Knochen anstelle meiner synthetischen findet, dann pustet man dir den Schädel weg. Ende der Geschichte.«
»Aber meine Beinknochen sind synthetisch«, sagte der Klon in einem verwirrten Ton.
Miles erstarrte. »Was? Du hast mir doch gesagt, daß deine
Knochen nicht brechen …«
Galen drehte den Kopf dem Klon zu. »Wann hast du ihm das
gesagt …?«
»Sie brechen nicht«, antwortete der Klon Miles. »Aber nachdem deine ausgetauscht worden waren, wurden auch meine ausgetauscht. Sonst hätte schon der erste oberflächliche medizinische Scan-Test alles verraten.«
»Aber du hast trotzdem kein Muster alter Brüche in deinen
anderen Knochen …?«
»Nein, aber dafür müßte viel gründlicher gescannt werden. Und wenn erst einmal die drei eliminiert sind, dann dürfte ich in der Lage sein, das zu vermeiden. Ich werde deine Logbücher studieren …«
»Welche drei?«
»Die drei Dendarii, die wissen, daß du Vorkosigan bist.«
»Ihre hübsche Leibwächterin und das andere Paar«, erklärte
Galen auf Miles' entsetzten Blick hin. »Es tut mir leid, daß Sie sie nicht mitgebracht haben. Jetzt müssen wir sie aufspüren.«
Sah es wirklich so aus, als sei Mark davon unangenehm berührt?
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»Du könntest es trotzdem nicht schaffen«, argumentierte Miles.
»Es gibt fünftausend Dendarii. Ich kenne Hunderte von ihnen mit Namen, nach dem Gesicht. Wir waren im Kampf zusammen. Ich weiß Dinge von ihnen, die ihre eigene Mutter nicht weiß und die auch in keinem Logbuch verzeichnet sind. Und sie haben mich unter jeder Art von Stress erlebt. Du könntest nicht einmal die richtigen Witze machen. Und selbst wenn es dir für einige Zeit gelingt, Admiral Naismith zu werden, so wie du einmal geplant hast, Kaiser zu werden – wo bleibt dann Mark? Vielleicht mag Mark kein Weltraumsöldner sein. Vielleicht will er Textildesigner sein. Oder Arzt …«
»Oh«, keuchte der Klon mit einem Blick auf seinen verkrüppelten Körper, »kein Arzt …«
»… oder Holovid-Programmierer oder Sternenpilot oder Ingenieur. Oder einfach sehr weit weg von ihm.« Miles wies mit dem Kopf auf Galen. Einen Moment lang erschien ein leidenschaftliches Verlangen in den Augen des Klons, wurde aber schnell wieder unterdrückt. »Wie wirst du das je herausfinden?«
»Das ist wahr«, sagte Galen und blickte den Klon mit plötzlich zusammengekniffenen Augen an, »du mußt als erfahrener Soldat durchgehen. Und du hast noch keinen getötet.«
Der Klon trat verlegen von einem Bein aufs andere und blickte seitwärts auf seinen Mentor.
Galens Stimme war sanft geworden. »Du mußt lernen zu töten, wenn du überleben willst.«
»Nein, mußt du nicht«, warf Miles ein. »Die meisten Menschen gehen durch ihr Leben, ohne irgend jemanden zu töten. Das ist ein falsches Argument.«
Der Nervendisruptor zielte beständig auf Miles. »Sie reden
zuviel.« Galens Blick fiel ein letztesmal auf seinen Sohn, der stumm die Szene verfolgt hatte und das Kinn trotzig hob, dann aber zur Seite blickte, als hätte ihn der Anblick geblendet. »Es ist Zeit zu gehen.«
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Galen wandte sich dem Klon zu. »Hier.« Er reichte ihm den
Nervendisruptor. »Es ist Zeit, deine Ausbildung abzuschließen.
Erschieße sie, und dann gehen wir.«
»Was ist mit Ivan?«, fragte Hauptmann Galeni sanft.
»Ich habe so wenig Verwendung für Vorkosigans Neffen wie
für seinen Sohn«, sagte Galen. »Sie können zusammen zur Hölle fahren.« Er wandte das Gesicht dem Klon zu und fügte hinzu: »Los!
Töte sie!«
Mark schluckte und hob die Waffe mit beiden Händen in Feuerstellung. »Aber – was ist mit der Geldanweisung?«
»Es gibt keine Geldanweisung. Kannst du nicht eine Lüge erkennen, wenn du eine hörst, du Narr?«
Miles hob seinen Armbandkommunikator und sprach
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