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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hinteren Liftrohren. Er mußte sich zwingen, nicht zu rennen.
    Als sich in seinem und Ivans Zimmer die Tür hinter ihm geschlossen hatte, schälte er sich aus seiner grünen Uniform, zog die Stiefel aus und stürzte sich auf den Wandschrank. Er zog sich das schwarze T-Shirt und die grauen Hosen seiner Dendarii-Uniform über. Die barrayaranischen Stiefel stammten aus der Kavallerietradition, die der Dendarii waren aus der Bekleidung von Fußsoldaten entwickelt worden. Auf einem Pferd waren die barrayaranischen Stiefel praktischer; allerdings hatte Miles dies nie Elli erklären können. Es hätte etwa zwei Stunden im Sattel erfordert, und das querfeldein, bis sie blutende Blasen an den Waden hatte, um sie zu überzeugen, daß die Form dieser Stiefel einen weiteren Zweck hatten als nur ihr Aussehen. Aber hier gab es keine Pferde.
    Er knüpfte die Dendarii-Kampfstiefel zu und zupfte die
    grau-weiße Jacke mitten in der Luft zurecht, während er wieder 53
    mit maximaler Fallgeschwindigkeit durch das Liftrohr nach unten taumelte. Unten hielt er an, um seine Jacke geradezuziehen, dann reckte er das Kinn und holte tief Luft. Man konnte nicht unauffällig dahinschlendern, wenn man keuchte. Er wählte einen anderen Korridor, der um das Vestibül zum Vordereingang führte. Immer noch keine Cetagandaner, Gott sei Dank.
    Ivan riß die Augen weit auf, als er Miles näher kommen sah. Er lächelte der Blondine zu, entschuldigte sich bei ihr und drängte Miles rückwärts gegen eine Topfpflanze, als müßte er ihn vor aller Augen verbergen. »Was, zum Teufel …?«, zischte er.
    »Du mußt mich hier rausbringen. An den Wachen vorbei.«
    »O nein, das muß ich nicht! Galeni wird dir das Fell über die Ohren ziehen, wenn er dich in dieser Aufmachung sieht.«
    »Ivan, ich habe keine Zeit, mich mit dir zu streiten, und auch keine Zeit, es dir zu erklären, und genau deshalb muß ich auch Galeni umgehen. Quinn hätte mich nicht angerufen, wenn sie mich nicht brauchte. Ich muß jetzt los.«
    »Du entfernst dich unerlaubt von der Truppe!«
    »Nicht, wenn ich nicht vermißt werde. Sage ihnen … sage ihnen, daß ich mich wegen schlimmer Schmerzen in meinen Knochen in unser Zimmer zurückgezogen habe.«
    »Spielt wieder deine Knochengeschichte verrückt? Ich wette, der Botschaftsarzt könnte dieses entzündungshemmende Medikament für dich besorgen …«
    »Nein, nein – nicht mehr als gewöhnlich –, aber es ist wenigstens etwas Reales. Es besteht eine Chance, daß man es glaubt. Los!
    Hol sie her!« Miles wies mit dem Kinn auf Sylveth, die außer Hörweite mit einem fragenden Blick in ihrem Blütengesicht auf Ivan wartete.
    »Wozu?«
    »Tarnung.« Mit zusammengebissenen Zähnen lächelnd schob
    Miles Ivan mit dem Ellbogen in Richtung Haupteingang.
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    »Guten Tag!«, sagte Miles freundlich zu Sylveth, ergriff ihre Hand und schob sie unter seinen Arm. »Es ist schön, Sie kennenzulernen. Gefällt Ihnen die Party? London ist eine wunderbare Stadt …«
    Er und Sylveth gaben auch ein hübsches Paar ab, meinte Miles.
    Aus den Augenwinkeln schaute er auf die Wachen, als sie an ihnen vorbeigingen. Sie bemerkten Sylveth. Wenn er Glück hatte, dann würde er im Gedächtnis der Wachen nur als kleiner, verschwommener schwarzer Fleck haften bleiben.
    Sylveth blickte verwirrt auf Ivan, aber inzwischen waren sie schon ins Sonnenlicht hinausgetreten.
    »Du hast keine Leibwache«, protestierte Ivan.
    »Ich treffe mich bald mit Quinn.«
    »Wie kommst du wieder in die Botschaft zurück?«
    Miles zögerte. »Bis ich zurückkomme, wirst du das herausfinden müssen.«
    »Grrr! Und wann ist das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Die Aufmerksamkeit der Wachen vor der Botschaft wurde auf
    einen Bodenwagen gelenkt, der an den Botschaftseingang heranzischte. Miles löste sich von Ivan, flitzte über die Straße und verschwand im Eingang zum U-Bahn-System.
    Zehn Minuten und zweimal Umsteigen später stieg er wieder
    nach oben und fand sich in einem viel älteren Viertel der Stadt wieder, inmitten restaurierter Gebäude aus dem 22. Jahrhundert, Er mußte nicht nach den Hausnummern schauen, um sein Ziel zu entdecken. Die Menschenmenge, die Barrikaden, die Blaulichter, die Luftkissenautos der Polizei, die Feuerwehr, die Notarztwagen … »Verdammt«, murmelte Miles und bog in diese Nebenstraße ein. Dann schaltete er auf Admiral Naismiths flachen betanischen Akzent um: »Au Mist …«
    Miles vermutete, der verantwortliche Polizist sei der mit dem Kommunikatorverstärker

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