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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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genommen hatte, zweifelte Miles, ob er je eine Chance bekäme, das herauszufinden.
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    Die ältere Dame, als deren Begleiter Miles ausersehen worden war, erhielt ihren Rang durch ihren Gemahl, bei dem es sich um den Lord Mayor von London handelte und der jetzt von der Frau des Botschafters unterhalten wurde. Die Gattin des Bürgermeisters schien unaufhörlich plaudern zu können, hauptsächlich über die Kleider, die die anderen Gäste trugen. Ein Diener mit militärischer Haltung kam vorbei (alle menschlichen Diener in der Botschaft waren Angehörige von Galenis Abteilung) und bot Miles auf einem goldenen Tablett ein Weinglas mit einer strohgelben Flüssigkeit an, die Miles bereitwillig annahm. Ja, zwei oder drei solcher Gläser, und er wäre bei seiner geringen Toleranz für Alkohol bald abgestumpft genug, um selbst eine solche Veranstaltung ertragen zu können. War dies nicht genau die verkrampfte gesellschaftliche Szene, der zu entrinnen er trotz seines körperlichen Handikaps sich abgerackert hatte, um in den kaiserlichen Militärdienst aufgenommen zu werden? Natürlich, mehr als drei Gläser und er würde ausgestreckt auf dem Parkettboden liegen und mit einem törichten Lächeln im Gesicht schlafen – und dann tief in Schwierigkeiten stecken, wenn er wieder aufwachte.
    Miles nahm einen tiefen Schluck und erstickte fast. Apfelsaft …
    Zum Teufel mit Galeni! Der war so gründlich! Mit einem schnellen Blick in der Runde vergewisserte sich Miles, daß die Gäste ein anderes Getränk serviert bekamen als er. Er fuhr sich mit dem Daumen über den hohen Kragen seiner Uniformjacke und
    lächelte gequält.
    »Stimmt etwas mit Ihrem Wein nicht, Lord Vorkosigan«,
    wollte die ältere Dame voll Besorgnis wissen.
    »Der Jahrgang ist ein bißchen … äh … jung«, murmelte Miles.
    »Ich werde dem Botschafter vielleicht vorschlagen, diesen hier ein bißchen länger in seinem Keller zu lagern.« Etwa bis ich diesen Planeten wieder verlassen habe…
    Das Vestibül war ein elegant eingerichteter Raum mit hohen
    Bögen und Oberlichtern, der aussah, als müßte es in ihm ein höhlenartiges Echo geben; dabei war er seltsam ruhig trotz der großen Menschenmenge, die seine verschiedenen Ebenen und Nischen
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    aufnahmen. Irgendwo waren Schallschlucker installiert, dachte Miles, und – wenn man nur wußte, wo man sich hinstellen mußte –
    ganz gewiß auch Schutzkegel zur Abschirmung von menschlichen und elektronischen Lauschern. Er merkte sich, wo die Botschafter von Barrayar und Tau Ceti standen, falls er später auf sie zurückkommen mußte; ja, sogar ihre Lippenbewegungen erschienen irgendwie überschattet und verschwommen. Bald sollte es neue Verhandlungen über gewisse Verträge über die Passage durch den Lokalraum von Tau Ceti geben.
    Miles und die ihm anvertraute Dame wanderten auf das architektonische Zentrum des Raums zu, auf den Brunnen und den dazugehörigen Teich. Er war aus Stein gemeißelt und kühl, voller Wassergeriesel und mit farblich abgestimmten Farnen und Moosen besetzt. Rot-goldene Umrisse bewegten sich geheimnisvoll im schattigen Wasser.
    Miles erstarrte, dann zwang er sein Rückgrat, sich zu entspannen. Ein junger Mann in einer schwarzen cetagandanischen Uniform mit der gelb-schwarzen Gesichtsbemalung eines Ghem-Leutnants näherte sich ihm, lächelnd und wachsam. Sie
    grüßten einander mit vorsichtigem Kopfnicken.
    »Willkommen auf der Erde, Lord Vorkosigan«, murmelte der
    Cetagandaner. »Ist das ein offizieller Besuch oder befinden Sie sich auf einer großen Rundreise?«
    »Ein bißchen von beidem.« Miles zuckte die Achseln. »Ich bin zum Zwecke meiner … äh … Bildung an die Botschaft versetzt
    worden. Aber ich glaube, ich kenne Ihren werten Namen noch
    nicht, Sir.« Das stimmte natürlich nicht; sowohl die beiden Cetagandaner in Uniform als auch die beiden in Zivilkleidung waren Miles schon am Anfang gezeigt worden, außerdem drei Personen, die im Verdacht standen, ihre getarnten Schakale zu sein.
    »Ghem-Leutnant Tabor, Militärattache der Botschaft von Cetaganda«, sagte Tabor höflich. Sie nickten einander erneut zu.
    »Werden Sie lange hier sein, Mylord?«
    »Ich nehme es nicht an. Und Sie selbst?«
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    »Ich habe die Kunst der Bonsai zu meinem Hobby gemacht.
    Von den alten Japanern sagt man, sie hätten bis zu hundert Jahren an einem einzigen Baum gearbeitet. Oder vielleicht sah es nur so aus.«
    Miles hatte den Verdacht, Tabor wolle humorvoll sein, aber der Leutnant behielt ein so

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