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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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vielleicht könnten wir uns dann einige Sehenswürdigkeiten anschauen. Es erscheint mir nahezu kriminell, wenn wir von so weit her kommen und dann nichts von der guten, alten Erde sehen – selbst wenn wir nur zufällig hierher gekommen sind. Ich soll sowieso auf dem Planeten immer eine Leibwache bei mir haben, wir könnten zusammen losziehen.«
    Sie seufzte und richtete sich auf. »Ja, zuerst die Pflicht, natürlich.«
    Ja, zuerst die Pflicht. Und seine nächste Pflicht war, sich bei Admiral Naismiths Auftraggebern zu melden. Danach würden alle seine Probleme viel einfacher aussehen.
    Miles wünschte sich, er hätte sich in Zivilkleidung umziehen können, bevor er sich auf diese Expedition begab. In dieser Einkaufspassage war seine schneidige grau-weiße Admiralsuniform der Dendarii verteufelt auffällig. Oder er hätte wenigstens Elli 17
    veranlassen sollen, daß sie sich umzog – dann hätten sie so tun können, als wären sie ein Soldat auf Urlaub mit seiner Freundin.
    Aber seine Zivilkleidung steckte in einer Kiste ein paar Planeten weiter – würde er je wieder an sie herankommen? Die Kleider waren maßgeschneidert und teuer, nicht so sehr als Statussymbole, sondern aus purer Notwendigkeit.
    Gewöhnlich vergaß er die Eigentümlichkeiten seines Körpers –
    einen übergroßen Kopf auf einem kurzen Hals auf einem verkrümmten Rückgrat, und das alles nur knapp einen Meter fünfundvierzig groß, das Erbe eines vorgeburtlichen Unfalls – aber nichts betonte seiner eigenen Meinung nach seine Mängel deutlicher, als wenn er versuchte, sich von jemandem von normaler Größe und Statur Kleider zu borgen. Bist du sicher, daß du dich wegen der Uniform auffällig fühlst, Junge? fragte er sich. Oder machst du dir nur selber wieder etwas vor? Hör auf damit!
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Umgebung zu.
    London, die Stadt mit dem Raumhafen, war ein faszinierendes Puzzle unterschiedlichster Baustile aus fast zwei Jahrtausenden.
    Das Sonnenlicht, das durch die gemusterten Glasbögen der Einkaufspassage fiel, war von einer erstaunlich intensiven Farbe, direkt atemberaubend. Schon dieses Licht allein hätte ihn glauben lassen können, er befände sich wieder auf dem Planeten seiner Ahnen. Vielleicht würde er später die Gelegenheit haben, weitere historische Stätten zu besuchen, etwa die submarine Stadt Los Angeles oder New York hinter den großen Deichen.
    Elli machte noch einmal nervös die Runde um die Bank unter
    der Lichtuhr und durchforschte die Menge. Es war sehr unwahrscheinlich, daß hier ein Mordkommando der Cetagandaner auftauchen würde, aber Miles war trotzdem froh, daß Elli so wachsam war und ihm damit erlaubte, müde zu sein. Du kannst jederzeit kommen und auch unter meinem Bett nach Mördern suchen, meine Liebe …
    »In einem gewissen Sinn bin ich froh, daß wir hier gelandet sind«, bemerkte er. »Das könnte sich als ausgezeichnete Gelegenheit für Admiral Naismith erweisen, für eine Weile aus seiner 18
    eigenen Existenz zu verschwinden. Und den Druck von den
    Dendarii zu nehmen. Die Cetagandaner ähneln den Barrayaranern wirklich sehr, sie haben eine persönliche Auffassung von Führung.«
    »Du gehst ziemlich lässig damit um.«
    »Frühkindliche Konditionierung. Wenn völlig Fremde mich
    umbringen wollen, dann fühle ich mich direkt heimisch.« Mit einer gewissen makabren Heiterkeit kam ihm ein Gedanke:
    »Weißt du, es ist das erstemal, daß jemand versucht hat, mich um meiner selbst willen umzubringen, und nicht deshalb, weil ich mit jemand verwandt bin. Habe ich dir je erzählt, was mein Großvater wirklich tat, als ich …«
    Sie unterbrach sein Geplapper, indem sie das Kinn hob. »Ich glaube, das ist's …«
    Er folgte ihrem Blick. Er war müde. Sie hatte ihren Kontaktmann eher entdeckt als er. Der Mann, der mit einem fragenden Ausdruck auf dem Gesicht auf sie zukam, trug modische Kleider von der Erde, aber sein Haar war nach Art des barrayaranischen Militärs kurz geschnitten. Ein Unteroffizier, vielleicht. Offiziere zogen eine Haartracht vor, die etwas weniger streng wirkte, nach Art der römischen Patrizier. Ich muß mir die Haare schneiden lassen, dachte Miles, und sein Kragen juckte ihn plötzlich.
    »Mylord?«, fragte der Mann.
    »Sergeant Barth?«, sagte Miles.
    Der Mann nickte und warf einen Blick auf Elli. »Wer ist das?«
    »Meine Leibwächterin.«
    »Ach so.«
    Ein fast unmerkliches Zusammenpressen der Lippen und eine
    leichte Weitung der Augen genügten, um soviel

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