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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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eine Gegenanklage hin, wegen medizinischer Schäden.
    Ich glaube, ich habe mir den Rücken ausgerenkt, als ich sie hochhob. Das tut immer noch weh …«
    Galen tat dies ab. »Ignoriere, was er eben gesagt hat«, wies der den Klon an. »Du wirst aus der Sache draußen sein, bevor sich da etwas tut.«
    »In Ordnung«, sagte der Miles-Klon zweifelnd.
    »Und die Dendarii sollen die Sache ausbaden?«, fragte Miles verärgert. Er kniff die Augen zusammen und versuchte verzweifelt, in dem schwankenden Raum klar zu denken. »Aber natürlich, dich kümmern ja die Dendarii überhaupt nicht, oder? Du mußt dich um sie kümmern! Sie haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt, für dich – für mich – es stimmt nicht – du wirst sie beiläufig verraten, ohne auch nur darüber nachzudenken, du weißt ja kaum, was sie sind …«
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    »Ganz recht«, seufzte der Klon, »und wenn wir schon davon
    reden, was sie sind, was ist überhaupt seine Beziehung zu dieser Kommandantin Quinn? Habt ihr endlich entschieden, ob er sie vögelt oder nicht?«
    »Wir sind nur gute Freunde«, jubilierte Miles und lachte hysterisch. Er stürzte auf die Komkonsole zu – die Wachen griffen nach ihm, verfehlten ihn aber –, kletterte auf den Tisch und knurrte in das Vid: »Halte dich fern von ihr, du kleiner Scheißer! Sie gehört mir, hörst du, mir, mir, ganz mir – Quinn, Quinn, die schöne Quinn, Quinn des Abends, schöne Quinn«, sang er mit falschen Tönen, während die Wachen ihn wieder auf seinen Platz schleiften.
    Ein paar Schläge machten ihn schweigen.
    »Ich dachte, ihr hättet ihn unter Schnell-Penta gesetzt«, sagte der Klon zu Galen.
    »Haben wir auch.«
    »Das klang aber jetzt nicht nach Schnell-Penta.«
    »Ja. Etwas stimmt mit ihm nicht. Eigentlich sollte er nicht dagegen konditioniert sein … Ich fange ernstlich zu zweifeln an, ob es einen Nutzen bringt, ihn noch länger als Datenbank am Leben zu lassen, wenn wir seinen Antworten nicht trauen können.«
    »Das ist einfach großartig«, sagte der Klon mit einem finsteren Blick. Er blickte über die Schulter. »Ich muß jetzt gehen. Ich melde mich heute abend wieder. Wenn ich dann noch am Leben
    bin.« Er verschwand mit einem gereizten Piepton.
    Galen wandte sich wieder an Miles, mit einer Liste von Fragen über das barrayaranische Hauptquartier, über Kaiser Gregor, über Miles' gewöhnliche Aktivitäten, wenn er in Vorbarr Sultana, der Hauptstadt von Barrayar, untergebracht war. Dazu Fragen über Fragen über die Dendarii-Söldner. Miles zappelte und beantwortete alle Fragen immerzu, unfähig, sein eigenes schnelles Gebrabbel zu stoppen. Aber irgendwo mittendrin stieß er auf eine Gedichtzeile, und er rezitierte am Ende das ganze Sonett. Galens Schläge brachten ihn nicht davon ab; die assoziativen Verknüpfungen waren zu stark, um unterbrochen zu werden. Danach ge189
    lang es ihm wiederholt, vom roten Faden des Verhörs abzuschweifen. Gedichte mit starkem Versmaß und Rhythmus funktionierten dabei am besten, schlechte epische Gedichte, obszöne Trinklieder der Dendarii, alles, was ein zufälliges Wort oder eine Formulierung seiner Befrager auslösen konnte. Sein Gedächtnis erschien phänomenal. Galens Gesicht verdüsterte sich vor Enttäuschung.
    »Bei dem Tempo werden wir bis nächsten Winter hier hocken«, sagte einer der Wächter angewidert.
    Miles verzog die blutenden Lippen zu einem manischen Grinsen. »Nun ward der Winter unseres Mißvergnügens«, schrie er,
    »glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks …«
    Es war Jahre her, seit er dieses alte Stück auswendig gelernt hatte, aber die lebhaften jambischen Pentameter trugen ihn rücksichtslos davon. Um ihn zum Schweigen zu bringen, schien Galen nichts anderes übrigzubleiben, als ihn fast bewußtlos zu prügeln.
    Miles hatte noch nicht einmal das Ende von Akt I erreicht, als die beiden Wachen ihn wieder zum Liftrohr nach unten schleiften und ihn grob wieder in seine Gefängniszelle warfen.
    Dort angekommen, trieben ihn seine schnell feuernden Neuronen von Wand zu Wand, er lief hin und her und sagte das Stück auf, sprang an den entsprechenden Momenten auf die Bank und wieder hinab und sagte alle weiblichen Rollen in einem hohen Falsett auf. Er brachte alles hinter sich, bis zum letzten »Amen!«, dann brach er auf dem Boden zusammen und lag keuchend da.
    Hauptmann Galeni, der die letzte Stunde in der Ecke auf seiner Bank zusammengekauert gesessen war, die Arme schützend um
    die Ohren geschlungen, hob vorsichtig den Kopf. »Sind

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