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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Sie fertig?«, fragte er sanft.
    Miles rollte sich auf den Rücken und starrte ausdruckslos zum Licht empor. »Dreimal Hurra auf die literarische Bildung … Mir ist schlecht.«
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    »Das überrascht mich nicht.« Galen war bleich und sah selber aus, als sei ihm schlecht. Er war noch schwach von den Nachwirkungen der Betäubung. »Was war das?«
    »Meinen Sie das Stück oder die Droge?«
    »Das Stück habe ich erkannt, danke. Was für eine Droge?«
    »Schnell-Penta.«
    »Sie machen Witze.«
    »Keine Witze. Ich habe einige seltsame Reaktionen auf Drogen.
    Es gibt eine ganze chemische Klasse von Beruhigungsmitteln, die ich nicht vertrage. Anscheinend gehört Schnell-Penta dazu.«
    »Was für ein Glück!«
    Ich zweifle ernstlich, ob es einen Nutzen bringt, ihn noch länger am Leben zu lassen …
    »Das meine ich nicht«, sagte Miles wie aus der Ferne. Er rappelte sich hoch, torkelte in die Toilette, erbrach sich und wurde ohnmächtig.
    Als Miles erwachte, stach ihm der stetige grelle Schein des Lichtes an der Decke in die Augen. Er warf einen Arm über das Gesicht, um das Leuchten auszuschließen. Irgend jemand – Galeni? – hatte ihn wieder auf seine Bank gelegt. Galeni schlief jetzt auf der anderen Seite des Raums und schnarchte laut. Am Ende von Miles'
    Bank stand Essen auf einem Tablett, kalt und geronnen. Es mußte tiefe Nacht sein. Miles betrachtete mit Unbehagen das Essen, dann schob er es außer Sicht unter seine Bank. Die Zeit dehnte sich unerbittlich, während er sich hin und her warf, umdrehte, aufsetzte, wieder hinlegte. Ihm schmerzte und war schlecht. Selbst die Flucht in den Schlaf wurde unerreichbar.
    Am nächsten Morgen kamen sie nach dem Frühstück und holten Galeni, nicht Miles. Der Hauptmann ging mit einem Ausdruck grimmigen Widerwillens in den Augen. Vom Korridor kamen
    Geräusche einer heftigen Auseinandersetzung. Galeni versuchte die anderen zu provozieren, ihn zu betäuben. Das war eine dra191
    konische, aber sicher effektive Methode, um ein Verhör zu vermeiden. Aber er hatte keinen Erfolg. Ihre Gefängniswärter brachten ihn nach einer Marathon-Anzahl von Stunden zurück, und dabei kicherte er geistlos.
    Galeni lag schlaff und sabbernd auf seiner Bank und gab gelegentlich ein Kichern von sich. Das dauerte vielleicht eine Stunde, und dann fiel er in einen stumpfen Schlaf. Miles widerstand ritterlich dem Impuls, die Nachwirkungen der Droge auszunutzen und ein paar eigene Fragen zu stellen. Leider erinnerten sich Schnell-Penta-Opfer an ihre Erlebnisse. Miles war sich inzwischen ziemlich sicher, daß einer der persönlichen Auslöser für Galeni in dem Schlüsselwort Verrat lag.
    Endlich kam Galeni wieder zu sich; er sah aus, als sei ihm übel.
    Die Nachwirkungen von Schnell-Penta waren eine bemerkenswert unangenehme Erfahrung; in dieser Hinsicht war Miles' Reaktion auf die Droge überhaupt nicht außergewöhnlich gewesen. Miles zuckte mitfühlend zusammen, als Galeni seinen Ausflug in den Waschraum unternahm.
    Galeni kehrte zurück und setzte sich schwer auf die Bank nieder.
    Sein Blick fiel auf sein Tablett mit dem kalten Abendessen; er probierte mißtrauisch mit dem Zeigefinger daran herum. »Wollen Sie das haben?«, fragte er Miles.
    »Nein, danke.«
    »Mm.« Galeni schob das Tablett außer Sicht unter seine Bank und setzte sich ziemlich schlapp wieder hin.
    »Worauf waren die diesmal aus«, Miles ruckte mit dem Kopf in Richtung Tür, »bei Ihrem Verhör?«
    »Diesmal ging es vor allem um persönliche Geschichte.« Galeni betrachtete seine Socken, die vor Dreck starrten, aber Miles war sich nicht sicher, ob Galeni sah, worauf er blickte. »Er scheint diese seltsame Schwierigkeit zu haben, zu begreifen, daß ich tatsächlich meine, was ich sage. Er war anscheinend wirklich der Überzeugung, er müßte sich nur offenbaren und pfeifen, um mich hinter sich zu bringen, so wie ich gerannt bin, als ich vierzehn war.
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    Als zählte das Gewicht meines Erwachsenenlebens überhaupt
    nichts. Als hätte ich diese Uniform nur zum Scherz angelegt, oder aus Verwirrung oder Verzweiflung – alles scheint ihm möglich, nur nicht eine wohlüberlegte, auf Prinzipien beruhende Entscheidung.«
    Miles mußte nicht fragen, wer ›er‹ war. Er grinste säuerlich.
    »Was, es hat also nicht an den todschicken Stiefeln gelegen?«
    »Ich bin einfach geblendet vom glitzernden Flitter des Neofaschismus«, informierte Galeni ihn kühl.
    »Hat er es so formuliert? Auf jeden Fall handelt es sich um Feudalismus, nicht

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