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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Rülpsen auf.
    Galen stand neben ihm und starrte ihn mit einer Mischung aus Ekel und Faszination an.
    »Da stimmt was nicht«, murmelte einer der Wächter. »Er sollte sich nicht so benehmen. Wird er mit dem Schnell-Penta fertig? Ist das eine neue Art von Konditionierung?«
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    »Er wird nicht damit fertig«, bemerkte Galen. Er blickte auf sein Chrono. »Er hält keine Information zurück. Er gibt mehr von sich, viel zuviel mehr.«
    Die Komkonsole summte aufdringlich.
    »Ich geh' ran«, bot sich Miles an. »Wahrscheinlich ist es für mich.« Er schnellte von seinem Sitz hoch, seine Knie gaben nach und er fiel flach auf sein Gesicht auf den Teppich. Der kribbelte an dem blauen Fleck auf seiner Wange. Die beiden Wachen zogen ihn vom Boden hoch und setzten ihn wieder auf dem Stuhl ab. Der Raum drehte sich in einem langsamen Kreisen um ihn herum.
    Galen antwortete an der Komkonsole.
    »Melde mich«, ertönte Miles' eigene schneidige Stimme in der Variante mit dem barrayaranischen Akzent.
    Das Gesicht des Klons wirkte nicht so vertraut wie das, das Miles täglich in seinem Spiegel rasierte. »Sein Haar ist auf der falschen Seite gescheitelt, falls er ich sein will«, bemerkte Miles für sich. »Nein, ist er nicht …« Es hörte ihm sowieso niemand zu.
    Miles bedachte Einfalls-und Reflexionswinkel; seine Gedanken sprangen mit Lichtgeschwindigkeit zwischen den verspiegelten Wänden seines leeren Schädels hin und her.
    »Wie klappt es?« Galen beugte sich besorgt über die Komkonsole.
    »Ich habe in den ersten Minuten gestern abend beinahe alles verloren. Dieser große Dendarii-Sergeant, der chauffierte, stellte sich als der verdammte Cousin heraus.« Die Stimme des Klons war leise und angespannt. »Ich hatte pures Glück und konnte meinen ersten Fehler als Scherz plausibel machen. Aber ich bin mit diesem Mistkerl im gleichen Zimmer untergebracht. Und er schnarcht.«
    »Nur allzu wahr«, bemerkte Miles ungefragt. »Wirklich unterhaltsam wird es, wenn er im Schlaf anfängt zu rammeln. Verdammt, ich wünschte mir, ich hätte Träume wie Ivan. Ich bekomme bloß Alpträume – ich spiele zum Beispiel nackt Polo gegen einen Haufen toter Cetagandaner, und dabei dient Leutnant 184
    Murkas abgetrennter Kopf als Ball. Er schreit jedesmal, wenn ich ihn in Richtung auf das Tor schlage. Dann falle ich herunter und werde niedergetrampelt …« Miles' Gemurmel erstarb, als die
    anderen ihn weiterhin ignorierten.
    »Du wirst dich mit allen Arten von Leuten beschäftigen müssen, die ihn gekannt haben, bevor wir mit der Sache fertig sind«, sagte Galen schroff zu dem Gesicht im Vid. »Aber wenn du Vorpatril täuschen kannst, dann schaffst du es überall …«
    »Sie können alle Leute einige Zeit täuschen«, zwitscherte Miles dazwischen, »und einige Leute die ganze Zeit, aber Sie können Ivan immer täuschen. Er gibt nicht acht.«
    Galen blickte gereizt zu ihm herüber. »Die Botschaft ist ein vollkommener, isolierter Testmikrokosmos«, redete er weiter zum Vid, »bevor du in der größeren Arena von Barrayar selbst auftrittst.
    Vorpatrils Anwesenheit macht das zu einer idealen Testgelegenheit. Wenn er etwas spitzkriegt, dann werden wir eine Möglichkeit finden, ihn zu eliminieren.«
    »Mm.« Der Klon schien kaum beruhigt zu sein. »Bevor wir
    anfingen, dachte ich, es sei euch gelungen, meinen Kopf mit allem vollzustopfen, was man über Miles Vorkosigan wissen kann. Dann findet ihr im letzten Augenblick heraus, daß er die ganze Zeit ein Doppelleben geführt hat – was ist euch sonst noch entgangen?«
    »Miles, das haben wir doch schon …«
    Miles riß es zusammen, als er erkannte, daß Galen den Klon mit seinem Namen anredete. War er so gründlich für seine Rolle
    konditioniert worden, daß er nicht mal einen eigenen Namen hatte?
    Seltsam …
    »Wir wußten, daß es Lücken geben würde, bei denen du improvisieren mußt. Aber wir werden nie eine bessere Gelegenheit haben als die jetzt, die durch seinen zufälligen Besuch auf der Erde entstanden ist. Das ist besser, als weitere sechs Monate zu warten und zu versuchen, dich nach Barrayar hineinzumanövrieren. Nein, jetzt oder nie.« Galen tat einen beruhigenden Atemzug. »Also. Du bist problemlos durch die Nacht gekommen.«
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    Der Klon schnaubte. »Jaa, wenn man dabei nicht berücksichtigt, daß ich aufgewacht bin, weil mich ein verdammter lebendiger Pelzmantel erdrosselt hat.«
    »Was? Ach, der lebendige Pelz. Hat er den nicht seiner Dame geschenkt?«
    »Offensichtlich nicht.

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