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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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den ganzen kritischen Verstand hinweg. Sie wirkte auf Menschen wie Katzenminze oder Baldrian auf Katzen. Es war höchst amüsant, diese Wirkung zu beobachten – an jemandem
    anderen. In wenigen Augenblicken würde er so heiter sein, daß er einem sabbernden Idioten glich.
    Es war gräßlich daran zu denken, daß der resolute Hauptmann Galeni so schändlich außer Gefecht gesetzt worden war. Viermal hintereinander, hatte er gesagt. Kein Wunder, daß er nervös war.
    Miles spürte, wie sein Herz pochte, als hätte er eine Überdosis Koffein zu sich genommen. Seine Sehfähigkeit schien schärfer zu werden, bis es fast schmerzte. Die Randlinien jedes Objekts in dem Raum glühten, die Massen, die sie umschlossen, erschienen seinen geschärften Sinnen fast fühlbar. Galen, der an dem pulsierenden 181
    Fenster stand, war ein Diagramm aus stromführenden Drähten, elektrisch und gefährlich, mit einer tödlichen Spannung aufgeladen, die nur auf einen Auslöser zur Entladung wartete.
    Das war gar nicht heiter.
    Er mußte jetzt in den natürlichen Schockzustand geraten. Miles holte zum letztenmal Luft. Wie überrascht sein Befrager doch sein würde …
    Zu seiner eigenen Überraschung keuchte Miles weiter. Also
    kein anaphylaktischer Schock. Bloß eine weitere idiosynkratische Drogenreaktion. Er hoffte, das Zeug würde nicht diese gräßlichen Halluzinationen mit sich bringen, wie dieses verdammte Beruhigungsmittel, das ihm einmal eine arglose Flottenärztin verpaßt hatte. Er wollte schreien. Seine Augen folgten der kleinsten Bewegung, die Galen machte.
    Einer der Wächter schob einen Stuhl hinter Miles und setzte ihn darauf. Dankbar ließ Miles sich niedersinken. Er zitterte unkontrollierbar. Seine Gedanken schienen in Fragmenten zu explodieren und sich dann neu zu formieren, wie ein Feuerwerk, das in einem Vid erst vorwärts und dann rückwärts ablief. Galen blickte ihn finster an.
    »Beschreiben Sie die Sicherheitsprozeduren beim Betreten und Verlassen der barrayaranischen Botschaft.«
    Bestimmt hatten sie diese grundlegenden Informationen schon aus Hauptmann Galeni herausgequetscht – hierbei handelte es sich gewiß nur um eine Frage, um die Wirkung des Schnell-Penta zu überprüfen, »… des Schnell-Penta zu überprüfen«, hörte Miles seine eigene Stimme als Echo seiner Gedanken. Ach, zum Teufel!
    Er hatte gehofft, seine eigenartige Reaktion auf die Droge würde vielleicht auch mit sich bringen, daß er der Versuchung widerstehen konnte, den Inhalt seines Gehirns auszuspucken, »… was für eine abscheuliche Vorstellung …« Sein Kopf schwankte, und er starrte auf den Boden vor seinen Füßen hinab, als könnte er dort einen Haufen blutiger Gehirnmasse ausgespien liegen sehen.
    182
    Ser Galen trat vor, zog Miles' Kopf an den Haaren hoch und
    wiederholte mit zusammengebissenen Zähnen: »Beschreiben Sie die Sicherheitsprozeduren beim Betreten und Verlassen der barrayaranischen Botschaft!«
    »Dafür ist Sergeant Barth zuständig«, begann Miles impulsiv.
    »Dieser abscheuliche Frömmler. Hat überhaupt kein savoir faire, obendrein ein Kerl vom Land …« Unfähig, an sich zu halten, gab Miles nicht nur die Codes, Paßwörter und Scanner-Perimeter von sich, sondern auch die Personaleinsatzpläne, seine private Meinung über jeden einzelnen und eine vernichtende Kritik der Defekte des Sicherheitsnetzes. Ein Gedanke löste den nächsten aus, und dann den übernächsten, in einer explosiven Kette wie an einer Schnur mit Feuerwerkskörpern. Er konnte nicht aufhören und
    plapperte immer weiter.
    Nicht nur, daß er nicht aufhören konnte, auch Galen konnte ihn nicht stoppen. Gefangene unter dem Einfluß von Schnell-Penta tendierten dazu, in freier Assoziation von dem Ausgangsthema abzuschweifen, wenn sie nicht durch häufige Stichwörter des Verhörenden bei der Stange gehalten wurden. Normale Opfer
    konnten durch ein einziges Wort wieder aufs Gleis gebracht werden, aber erst als Galen ihn hart und wiederholt ins Gesicht schlug und anbrüllte, hielt Miles inne und saß keuchend da.
    Folter gehörte nicht zur einem Schnell-Penta-Verhör, da die glücklich unter Drogen stehenden Gefangenen dafür unempfindlich waren. Für Miles pulsierte der Schmerz herein und hinaus, im einen Augenblick war er losgelöst und fern, im nächsten überflutete er wieder seinen Leib und erfüllte seinen Geist wie ein Ausbruch statischen Rauschens. Zu seinem eigenen Schrecken begann Miles zu weinen. Dann hörte er mit einem plötzlichen

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