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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Faschismus, abgesehen vielleicht von manchen der Experimente des verstorbenen Kaisers Ezar Vorbarra in puncto Zentralisierung. Den glitzernden Flitter des Neofeudalismus würde ich Ihnen durchgehen lassen.«
    »Ich bin völlig vertraut mit den Prinzipien der barrayaranischen Regierungsform, danke«, bemerkte Dr. Galeni.
    »So wie sie nun einmal sind«, murmelte Miles. »Man ist auf
    alles durch Improvisation gekommen, wissen Sie.«
    »Ja, ich weiß. Schön zu wissen, daß Sie nicht so historisch ungebildet sind wie die durchschnittlichen jungen Offiziere heutzutage.«
    »Also…«, sagte Miles, »wenn es nicht wegen der goldenen
    Tressen und der glänzenden Stiefel ist, warum sind Sie dann bei uns dabei?«
    »Oh, natürlich«, Galeni rollte mit den Augen in Richtung auf den Lichtschlitz, »mir gibt es einen sadistischen psychosexuellen Kick, als Schläger, Schleifer und Kameradenschinder zu wirken.
    Das ist für mich ein Powertrip.«
    »Hallo«, Miles winkte von der anderen Seite des Zimmers,
    »sprechen Sie zu mir, nicht zu ihm, ja? Er war schon dran.«
    »Mm.« Galeni überkreuzte deprimiert die Arme. »In einem
    gewissen Sinn stimmt es vermutlich. Ich bin auf einem Powertrip.
    Oder war es.«
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    »Das ist nun für das barrayaranische Oberkommando wirklich
    kein Geheimnis.«
    »Und auch für keinen Barrayaraner, obwohl es Leuten außerhalb eurer Gesellschaft regelmäßig zu entgehen scheint. Wie stellen sie sich vor, daß eine anscheinend so kastenstrenge Gesellschaft die unglaublichen Belastungen des Jahrhunderts seit dem Ende des Zeitalters der Isolation überlebt hat, ohne zu explodieren? In gewisser Weise hat der Kaiserliche Militärdienst in etwa die gleiche gesellschaftliche Funktion ausgeübt, wie es die mittelalterliche Kirche einst hier auf Erden getan hat, als Sicherheitsventil. Durch den Militärdienst kann jeder Mann mit Talent seine Kastenherkunft abstreifen. Nach zwanzig Jahren im Dienst des Kaisers ist man in praktischer Hinsicht ein Vor ehrenhalber.
    Die Namen mögen sich nicht geändert haben seit Dorca Vorbarras Tagen, als die Vor eine geschlossene Kaste sich selbst bedienender Schläger auf Pferden waren …«
    Miles grinste über diese Beschreibung der Generation seines Urgroßvaters.
    »… aber der Gehalt hat sich bis zur Unkenntlichkeit verändert.
    Und doch ist es den Vor gelungen, durch alle Veränderungen
    hindurch auf gewissen elementaren Prinzipien des Dienstes und des Opfers zu beharren.
    Auf dem Wissen, daß es für einen Mann, der nicht stehenbleiben und sich bücken würde, um etwas aufzuheben, möglich ist, immer noch die Straße hinabzurennen, um einer Chance willen, zu geben …« Er brach ab, räusperte sich und errötete. »Meine Dissertation zum Doktor der Philosophie, wissen Sie. ›Der Barrayaranische Kaiserliche Militärdienst – Ein Jahrhundert der Veränderungen. ‹«
    »Ich verstehe.«
    »Ich wollte Komarr dienen…«
    »Wie Ihr Vater vor Ihnen«, vollendete Miles den Satz. Galeni warf ihm einen scharfen Blick zu und erwartete Sarkasmus, aber fand, so hoffte Miles, nur mitfühlende Ironie in seinen Augen.
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    Galeni öffnete die Hand in einer kurzen Geste der Zustimmung und des Verständnisses. »Ja. Und nein. Keiner der Kadetten, der mit mir zusammen in die Armee eintrat, hatte schon einen echten Krieg erlebt. Ich habe einen von der Straße aus gesehen …«
    »Ich hatte vermutet, Sie wären enger vertraut mit der komarranischen Revolte, als es die Sicherheitsberichte anzunehmen schienen«, bemerkte Miles.
    »Als abkommandierter Lehrling meines Vaters«, bestätigte
    Galeni. »Einige nächtliche Überfälle, andere Sabotageunternehmen – ich war klein für mein Alter. Es gibt Orte, wo ein Kind, das müßig vor sich hin spielt, durchkommt, während ein Erwachsener angehalten würde. Vor meinem vierzehnten Geburtstag hatte ich schon geholfen, Menschen zu töten … Ich habe keine Illusionen über das Verhalten der glorreichen kaiserlichen Truppen während der komarranischen Revolte. Ich habe gesehen, wie Männer, die diese Uniform trugen«, er streifte mit einer Hand an seinen grünen Hosen entlang, »schändliche Dinge taten. Aus Wut oder Furcht, aus Frustration oder Verzweiflung, manchmal bloß aus gelangweilter Boshaftigkeit. Aber ich konnte nicht sehen, daß es für die Leichen, gewöhnliche Leute, die ins Kreuzfeuer geraten waren, einen praktischen Unterschied machte, ob sie vom bösen Plasmafeuer der Invasoren verbrannt oder von guten patriotischen

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