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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Gravitationsimplosionen zerfetzt wurden. Freiheit? Wir können kaum so tun, als sei Komarr vor der Ankunft der Barrayaraner wirklich eine Demokratie gewesen. Mein Vater schrie, Barrayar habe Komarr zerstört, aber wenn ich mich umschaute, dann war Komarr noch da.«
    »Von Ödland kann man keine Steuern erheben«, murmelte
    Miles.
    »Ich habe einmal ein kleines Mädchen gesehen …« Galeni
    verstummte, biß sich in die Lippe, dann redete er weiter. »Was einen praktischen Unterschied macht, ist, daß kein Krieg sein soll.
    Ich habe vor – hatte vor – diesen praktischen Unterschied zu machen. Eine Karriere im Militärdienst, ein ehrenvoller Abschied, 195
    Empfehlungen für einen Posten in einem Ministerium – dann ein Aufstieg durch die Ränge auf der zivilen Seite, dann …«
    »Den Posten des Vizekönigs von Komarr?«
    »Die Hoffnung darauf wäre etwas größenwahnsinnig«, sagte
    Galeni. »Aber eine Stelle in seinem Stab wäre gewiß drin.« Seine Vision verblaßte spürbar, als er sich in ihrer Zelle umschaute. Er prustete, ein stummes Lachen, Spott über sich selber. »Mein Vater, auf der anderen Seite, will Rache. Ausländische Herrschaft über Komarr tendiert nicht nur zum Mißbrauch, sondern sie ist an sich schon aus prinzipiellen Gründen böse. Der Versuch, sie durch Integration un-ausländisch zu machen, stellte keinen Kompromiß dar, sondern Kollaboration, Kapitulation. Komarranische Revolutionäre sind für meine Sünden gestorben. Und so weiter. Und so fort.«
    »Er versucht also immer noch, Sie zu überreden, daß Sie auf seine Seite überwechseln.«
    »O ja. Ich glaube, er wird solange weiterreden, bis er den Abzug drückt.«
    »Nicht, daß ich Sie bitten möchte, Ihre Prinzipien zu verraten oder so was, aber ich sehe wirklich nicht, daß es mich belasten würde, wenn Sie, sagen wir mal, für Ihr eigenes Leben plädieren würden«, wandte Miles schüchtern ein. »›Wer kämpft und wegläuft, der überlebt, um am nächsten Tag noch zu kämpfen‹, und diese ganzen Redensarten.«
    Galeni schüttelte den Kopf. »Genau wegen dieser Logik kann
    ich mich nicht ergeben. Nicht ›ich werde nicht‹, sondern ›ich kann nicht‹. Er kann mir nicht vertrauen. Wenn ich eine Wendung
    vollzöge, dann würde er es auch tun und sich gezwungen sehen, sich mit aller Macht zu überreden, er müsse mich töten, so wie er jetzt tut, als wolle er sich davon abbringen. Er hat schon meinen Bruder geopfert. In einem gewissen Sinn war der Tod meiner
    Mutter letztlich die Folge dieses Verlustes und anderer Opfer, die er ihr im Namen der Sache auferlegte.« In einem Anflug von
    Selbstkritik fügte er hinzu: »Vermutlich klingt das alles sehr ödi196
    pal. Aber – die Qual, harte Entscheidungen treffen zu müssen, hat seine romantische Seite immer gereizt.«
    Miles schüttelte den Kopf. »Ich gebe zu, Sie kennen den Mann besser als ich. Und doch … nun, Menschen werden von den harten Entscheidungen fasziniert. Und hören auf, nach Alternativen Ausschau zu halten. Der Wille zur Dummheit ist eine sehr mächtige Kraft …«
    Galeni reagierte mit einem kurzen Lachen und einem nachdenklichen Blick.
    »… aber es gibt immer Alternativen. Sicher ist es besser, einer Person gegenüber loyal zu sein als einem Prinzip.«
    Galeni zog die Augenbrauen hoch. »Vermutlich sollte mich das nicht überraschen, da es von einem Barrayaraner kommt. Von
    einer Gesellschaft, die sich traditionell mit inneren Lehenseiden organisiert, anstatt durch ein äußeres Gerüst abstrakten Rechts –
    zeigt sich hier die Politik Ihres Vaters?«
    Miles räusperte sich. »In Wirklichkeit die Theologie meiner Mutter. Von zwei völlig verschiedenen Ausgangspunkten her
    gelangen sie zu dieser seltsamen Überschneidung ihrer Ansichten.
    Ihre Theorie ist, daß Prinzipien kommen und gehen, aber daß die menschliche Seele unsterblich ist, und deshalb sollte man sein Schicksal mit dem Größeren verbinden. Meine Mutter tendiert dazu, extrem logisch zu sein. Sie ist Betanerin, wissen Sie.«
    Galeni beugte sich interessiert vor, die Hände hatte er lose zwischen den Knien verschränkt. »Es überrascht mich mehr, daß Ihre Mutter überhaupt etwas mit Ihrer Erziehung zu tun hatte. Die barrayaranische Gesellschaft tendiert dazu, so aggressiv patriarchal zu sein. Und Gräfin Vorkosigan hat den Ruf, die unsichtbarste aller Politikergattinnen zu sein.«
    »Jaa, unsichtbar«, stimmte Miles fröhlich zu, »wie die Luft.
    Wenn sie verschwinden würde, würde man es kaum

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