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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Graf stellte keine weiteren Fragen über Marks Tag, und Mark gab von sich aus keine weiteren Einzelheiten preis. Das Abendessen ging ihm hinunter wie Blei, und Mark machte sich davon, sobald der Anstand es ihm erlaubte.
    Er schlich sich in die Bibliothek, den langen Raum am Ende eines Flügels des ältesten Teils des Hauses. Die Gräfin hatte ihn ermuntert, dort zu schmökern. Zusätzlich zu einem Lesegerät mit Zugang zu öffentlichen Datenbanken und einer per Code gesperrten und gesicherten Regierungs-Komkonsole mit ihren eigenen speziellen Kommunikatoren, gab es in dem Raum Regale voller gebundener gedruckter und sogar handgeschriebener Bücher aus Papier aus dem Zeitalter der Isolation. Die Bibliothek erinnerte Mark an Schloß Vorhartung mit seinen modernen Einrichtungen und Funktionen, die mühsam in seltsame Ecken einer alten Architektur gestopft worden waren, die nie einen Platz für sie vorgesehen hatte.
    Als er an das Museum dachte, fiel sein Blick auf einen großen Folio-Band mit Holzschnitten von Waffen und Rüstungen, und er zog ihn vorsichtig aus seinem Schuber und trug ihn zu einem der beiden Alkoven, die die lange Glastür zum Garten flankierten. Der Alkoven war luxuriös eingerichtet; ein kleiner Tisch vor einem breiten Ohrensessel bot sich als Unterlage für den im doppelten 323
    Sinn schweren Band an. Nachdenklich blätterte Mark ihn durch.
    Fünfzig Arten von Schwertern und Messern, wobei jede leichte Variation einen eigenen Namen besaß, dazu noch die Namen für alle Teile … was für eine absolut fraktale Wissensbasis, wie sie von einer geschlossenen Ingroup wie den Vor geschaffen wurde, die ihrerseits dadurch am Leben gehalten wurde …
    Die Tür der Bibliothek ging auf, Schritte erklangen auf Marmor und Teppich. Es war Graf Vorkosigan. Mark duckte sich in dem Sessel im Alkoven zusammen und zog die Beine hoch, damit man sie nicht sehen konnte. Vielleicht würde der Mann nur etwas nehmen und wieder gehen. Mark wollte nicht in eine intime Plauderei gezogen werden, zu der dieser gemütliche Raum so sehr einlud. Er hatte seinen anfänglichen Schrecken vor dem Grafen überwunden, aber dem Mann gelang es immer noch, bei Mark peinliches Unbehagen zu erzeugen, selbst wenn er kein Wort sprach.
    Unglücklicherweise setzte sich Graf Vorkosigan an eine der Komkonsolen. Auf dem Glas des Fensters vor Marks Sessel
    spiegelten sich farbige Lichter vom Display der Konsole. Je länger er wartete und wie ein Attentäter im Verborgenen lauerte, so erkannte Mark, desto peinlicher würde es, sich zu offenbaren. Also, sag hallo. Laß das Buch fallen. Schneuz dir die Nase. Mach irgendwas. Er sammelte gerade den Mut, es mit ein bißchen Räuspern und Blättergeraschel zu versuchen, als die Türangeln erneut quietschten und leichtere Schritte ertönten. Die Gräfin. Mark kauerte sich im Ohrensessel zu einer Kugel zusammen.
    »Ah«, sagte der Graf. Die Spiegelungen der Lichter im Fenster erstarben, als er die Maschine zugunsten seiner neuen Unterhaltung abschaltete und sich auf seinem Stuhl herumdrehte. Beugte sie sich zu einer kurzen Umarmung vor? Stoff knisterte, als sie sich setzte.
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    »Nun, Mark bekommt ja sicherlich einen Schnellkurs über Barrayar«, bemerkte sie und erledigte damit Marks letzten verzweifelten Impuls, sich bemerkbar zu machen.
    »Das braucht er«, seufzte der Graf. »Er muß zwanzig Jahre aufholen, falls er funktionieren soll.«
    »Muß er funktionieren? Ich meine, sofort?«
    »Nein. Nicht sofort.«
    »Gut. Ich dachte, du würdest ihm vielleicht eine unmögliche Aufgabe stellen. Und wie wir alle wissen, braucht das Unmögliche etwas länger.«
    Der Graf brach in ein kurzes Lachen aus, das schnell wieder verstummte. »Wenigstens hat er einen Eindruck von unseren schlimmsten sozialen Eigenheiten bekommen. Wir müssen dafür sorgen, daß er gründlich über die Geschichte der mutagenen Katastrophen unterrichtet wird, damit er versteht, woher diese Gewalttätigkeit kommt. Wie tief die Angst und die Furcht verwurzelt sind, die der Antrieb der sichtbaren Ängste und, wie ihr Betaner sagen würdet, der schlechten Manieren sind.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob er je Miles' angeborene Fähigkeit wird nachahmen können, durch dieses spezielle Minenfeld hindurchzutanzen.«
    »Er scheint mehr dazu zu neigen, es zu durchpflügen«, murmelte der Graf trocken und zögerte. »Seine Erscheinung … Miles hat sich große Mühe gegeben, sich so zu bewegen, zu tanzen, sich zu kleiden, daß er die Aufmerksamkeit

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