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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die zu ihren Töchtern praktisch sagen: Wir mußten leiden, also müßt auch ihr! Schau dich heute abend um, Mark. Du bist Augenzeuge der letzten Generation von Männern und Frauen auf Barrayar, die diesen Tanz noch auf die alte Weise tanzen werden. Das Vor-System ist dabei, sich auf seiner blindesten Seite zu wandeln, auf der Seite, die auf sein Fundament blickt
    – oder nicht blickt. Eine weitere halbe Generation von nun an, und das Vor-System wird nicht wissen, wodurch es getroffen wurde.«
    Mark hätte schwören können, daß ihr ruhiger, akademischer Ton eine wild rachelüsterne Befriedigung verbarg. Aber ihr Gesichtsausdruck war so distanziert wie immer.
    Ein junger Mann in der Uniform eines Hauptmanns näherte sich ihnen und nickte beiden grüßend zu. »Der Zeremonienmeister bittet um ihre Anwesenheit, Mylord«, murmelte er. »Hier entlang, bitte.«
    Sie folgten ihm aus dem langen Empfangssalon hinaus und eine reichverziert gemeißelte Treppe aus weißem Marmor hinauf, einen Korridor entlang und in ein Vorzimmer hinein, in das ein halbes Dutzend Grafen oder deren offizielle Repräsentanten geleitet wurden. Jenseits eines breiten Türbogens saß Gregor im Hauptraum, umgeben von einer kleinen Konstellation von Männern, die meisten in rotblauer Uniform, doch drei in den dunklen Roben der Minister.
    Der Kaiser saß auf einem gewöhnlichen Faltschemel, der noch weniger war als ein Stuhl. »Ich hatte irgendwie einen Thron erwartet«, flüsterte Mark der Gräfin zu.
    »Das ist ein Symbol«, flüsterte sie zurück. »Und wie die meisten Symbole ererbt. Es handelt sich um einen Feldschemel für Offiziere, Standardausführung.«
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    »Huch.« Dann mußte er sich von ihr trennen, da der Zeremonienmeister ihn zu seinem zugewiesenen Platz in der Reihe trieb.
    Zum Platz der Vorkosigans. Jetzt passiert's. Er erlebte einen Moment äußerster Panik, da er dachte, er hätte den Beutel mit den Goldmünzen unterwegs irgendwie verlegt oder fallen gelassen, aber das Säckchen war immer noch sicher mit einer Schleife an seine Jacke gebunden. Mit schweißnassen Fingern löste er die seidenen Kordeln. Es handelt sich um eine dumme kleine Zeremonie. Warum sollte ich jetzt eigentlich nervös sein?
    Umdrehen, vorwärts gehen – seine Konzentration war fast beim Teufel, als irgendwo hinter ihm im Vorzimmer ein Anonymus flüsterte: »Mein Gott, die Vorkosigans tun es wirklich …!« –
    hinaufsteigen, salutieren, auf das linke Knie niederknien. Er reichte den Beutel mit der rechten Hand dar, korrekt mit der Handfläche nach oben, und stotterte die formellen Worte hervor.
    Dabei kam es ihm vor, als bohrten sich die Blicke der wartenden Zeugen hinter ihm wie Plasmabogenstrahlen in seinen Rücken.
    Erst jetzt schaute er auf und begegnete dem Blick des Kaisers.
    Gregor lächelte, nahm den Beutel und sprach die gleicherweise formellen Worte der Annahme. Dann reichte er den Beutel seitwärts dem Finanzminister in seiner schwarzen Samtrobe, doch er winkte den Mann fort.
    »Also hier bist du schließlich – Lord Vorkosigan«, murmelte Gregor.
    »Einfach Lord Mark«, schlug Mark hastig vor. »Ich bin nicht Lord Vorkosigan, solange Miles nicht … nicht …«, die Redewendung der Gräfin fiel ihm ein, »tot und verwest ist. Das bedeutet nichts. Der Graf und die Gräfin haben es gewollt. Es schien nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, ihnen zu widersprechen.«
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    »So ist es«, Gregor lächelte traurig. »Danke dafür. Wie geht es dir selbst?«
    Gregor war der erste, der nach seinem Befinden fragte, anstatt nach dem des Grafen. Mark blinzelte. Aber schließlich konnte Gregor die echten medizinischen Bulletins über den Zustand seines Premierministers stündlich bekommen, falls er sie haben wollte. »Schon gut, nehme ich an«, er zuckte die Achseln. »Verglichen mit allen anderen sowieso.«
    »Hm«, sagte Gregor. »Du hast deine Kommunikatorkarte noch nicht benutzt.« Auf Marks verdutzten Blick hin fügte er sanft hinzu: »Ich habe sie dir nicht als Andenken gegeben.«
    »Ich … ich habe Ihnen noch keinen Dienst erwiesen, der es mir erlauben würde, Sie zu belästigen, Sir.«
    »Deine Familie hat am Kaiserthron nahezu unbegrenzten Kredit.
    Du kannst ihn in Anspruch nehmen, weißt du.«
    »Ich habe um nichts gebeten.«
    »Ich weiß. Ehrenhaft, aber dumm. Du paßt vielleicht hier noch richtig rein.«
    »Ich möchte keinen Gefallen haben.«
    »Viele Unternehmen starten mit geliehenem Kapital. Sie zahlen es später zurück, mit

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