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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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älteren Männer in der 373
    Livree des Hauses Vorbarra, die an den Ausgängen postiert waren, waren die persönlichen Gefolgsleute des Kaisers.
    Es lag nur an seiner eigenen Paranoia, fand Mark, daß es ihm schien, als drehten sich bei ihrem Eintritt alle Köpfe ihm zu und als ginge eine Welle des Schweigens durch die Menge; doch ein paar Köpfe drehten sich wirklich um, und ein paar Gespräche in der Nähe verstummten. Zu diesen Gästen gehörten Ivan Vorpatril und seine Mutter, Lady Alys Vorpatril. Sie winkte sofort Gräfin Vorkosigan zu sich.
    »Cordelia, meine Liebe«, Lady Vorpatril lächelte besorgt. »Du mußt mich über den neuesten Stand unterrichten. Die Leute fragen mich schon danach.«
    »Je nun, du weißt ja, wie es hier läuft.«
    Lady Vorpatril nickte gequält. Dann wandte sie sich wieder Ivan zu und setzte offensichtlich das Gespräch fort, das durch das Erscheinen der Vorkosigans unterbrochen worden war. »Sei heute abend nett zu der kleinen Vorsoisson, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Sie ist die jüngere Schwester von Violetta Vorsoisson, vielleicht gefällt sie dir besser. Und Cassia Vorgorov ist auch hier.
    Sie ist zum erstenmal bei Kaisers Geburtstag dabei. Und später mußt du wenigstens einmal mit Irene Vortashpula tanzen. Ich habe es ihrer Mutter versprochen. Wirklich, Ivan, es sind so viele passende Mädchen heute abend hier. Wenn du dich ihnen nur ein bißchen widmen würdest …« Die beiden Frauen hängten sich beieinander ein und traten beiseite. Damit waren Mark und Ivan praktisch vom Gespräch ihrer Mütter ausgeschlossen. Mit einem nachdrücklichen Kopfnicken teilte Gräfin Vorkosigan Ivan mit, daß er wieder Wachdienst hatte. Mark erinnerte sich an das letzte Mal, als er sich unter Ivans Fittichen befunden hatte, und er über374
    legte, ob nicht der eindrucksvollere gesellschaftliche Schutz der Gräfin vorzuziehen wäre.
    »Um was ging es da eigentlich?«, fragte Mark. Ein Diener mit einem Tablett voller Getränke kam vorbei. Mark folgte Ivans Beispiel und schnappte sich auch ein Glas. Der Drink stellte sich als trockener Weißwein mit einem Schuß Zitrone heraus und schmeckte recht angenehm.
    »Es geht um das zweimal jährlich stattfindende Viehtreiben«, sagte Ivan mit einer Grimasse. »Dieser Abend und der Ball am Winterfest sind die Gelegenheiten, wo all die jungen Färsen aus hohen Vor-Familien zur Besichtigung vorgeführt werden.«
    Das war ein Aspekt der Zeremonien zu Kaisers Geburtstag, die Galen nie erwähnt hatte. Mark nahm einen etwas größeren Schluck von seinem Getränk. Allmählich begann er Galen mehr für das zu verfluchen, was er ausgelassen hatte, anstatt für das, was und wie er Mark zu lernen gezwungen hatte. »Die werden sich doch nicht nach mir umschauen, oder?«
    »Wenn man einige der Kröten anschaut, die sie küssen, dann wüßte ich nicht, warum nicht«, sagte Ivan mit einem Achselzukken.
    Danke, Ivan. Neben Ivans großer Gestalt im rotblauen Flitter sah Mark wahrscheinlich eher wie eine vierschrötige braune Kröte aus.
    Auf jeden Fall kam er sich so vor. »Ich bin aus dem Rennen«, sagte er mit Nachdruck.
    »Da würde ich nicht darauf wetten. Es gibt nur sechzig Grafen-Erben, aber viel mehr Töchter, die untergebracht werden müssen. Hunderte, wie es scheint. Sobald einmal bekannt wird, was mit dem armen verdammten Miles passiert ist, wäre alles möglich.«
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    »Du meinst … ich müßte nicht hinter Frauen herlaufen? Wenn ich bloß stillstehen würde, dann würden sie schon zu mir kommen?« Oder jedenfalls zu seinem Namen, seiner Stellung und seinem Geld. Der Gedanke brachte eine gewisse trübsinnige Heiterkeit mit sich, falls das nicht ein Widerspruch in sich selbst war.
    Es war besser, um seines Ranges willen geliebt zu werden, als gar nicht geliebt zu werden. Die stolzen Narren, die etwas anderes verkündeten, hatten noch nie so verzweifelt nach einer menschlichen Berührung gehungert wie er.
    »So schien es bei Miles zu funktionieren«, sagte Ivan mit einem unerklärlichen Unterton von Neid in der Stimme. »Ich konnte ihn nie dazu bringen, es auszunutzen. Natürlich vertrug er keine Zurückweisungen.
    Versuch's noch einmal, war mein Motto, aber er war immer ganz am Boden zerstört und zog sich tagelang in sein Schneckenhaus zurück. Er war nicht abenteuerlustig. Oder vielleicht war er nur nicht gierig. Tendierte dazu, bei der ersten sicheren Frau aufzuhören, auf die er stieß. Zuerst Elena, und dann, als daraus nichts wurde, Elli Quinn.

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