Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Flammen und einem Infrarotstrahler.
Quinn war natürlich zugegen, noch in ihrer Dendarii-Uniform.
Sie hatte ihre Fingernägel völlig abgebissen und war statt dessen dazu übergegangen, von innen in ihre Wangen zu beißen. Bel Thorne saß still und reserviert da. Eine dauernde Trostlosigkeit betonte die feinen Falten um seine Augen. Sergeantin Taura ragte neben Thorne auf, groß und verwundert und wachsam.
Das war kein Angriffsteam. Mark fragte sich, ob er mehr Muskel… nein. Wenn ihn seine erste Mission etwas gelehrt hatte, dann dies: Wenn man nicht genügend Gewalt hatte, um zu gewinnen, dann war es besser, überhaupt keine Gewalt anzuwenden. Was er 497
getan hatte, war, die maximale Sachkenntnis bezüglich Jackson's Whole abzuschöpfen, die die Dendarii aufbieten konnten.
Kapitänin Bothari-Jesek trat ein und nickte ihm zu. »Wir sind unterwegs. Wir haben den Orbit verlassen, und dein Pilot hat die Steuerung. Zwanzig Stunden bis zum ersten Sprungpunkt.«
»Danke, Kapitänin.«
Quinn machte einen Platz neben sich für Bothari-Jesek frei. Mark saß auf der Kaminsohle aus imitierten Rohsteinen, den Rücken den knisternden Flammen zugekehrt, die Hände locker zwischen den Knien gefaltet. Er holte tief Luft. »Willkommen an Bord, und Dank an euch alle, daß ihr mitgekommen seid. Ihre alle wißt, dieses Unternehmen ist keine offizielle Dendarii-Expedition, und es ist auch vom Sicherheitsdienst weder autorisiert noch finanziert.
Unsere Auslagen werden von Gräfin Vorkosigan privat bezahlt.
Ihr alle seid als auf einem unbezahlten privaten Urlaub befindlich gemeldet. Abgesehen von einer Ausnahme habe ich formell keine Befehlsgewalt über euch. Und auch ihr nicht über mich. Wir haben ein dringendes gemeinsames Interesse, das verlangt, daß wir unsere Fähigkeiten und Informationen bündeln. Die erste Information betrifft die wahre Identität von Admiral Naismith. Du hast Kapitän Thorne und Sergeantin Taura darüber unterrichtet, nicht wahr, Quinn?«
Bel Thorne nickte. »Der alte Tung und ich hatten es schon vor langer Zeit herausgebracht. Miles' geheime Identität ist nicht so geheim, wie er gehofft hatte, fürchte ich.«
»Für mich war das neu«, brummte Sergeantin Taura. »Es hat allerdings eine Menge Fragen beantwortet, die ich mir schon gestellt hatte.«
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»Auf jeden Fall willkommen im Inneren Kreis«, sagte Quinn.
»Offiziell.« Sie wandte sich Mark zu. »In Ordnung, was hast du zu bieten? Endlich einen Hinweis?«
»Ach, Quinn, ich stecke bis zum Hals in Hinweisen. Jetzt fehlt mir das Motiv.«
»Du bist also dem Sicherheitsdienst voraus.«
»Vielleicht nicht mehr lang. Man hat einen Agenten nach Escobar geschickt, der mehr Informationen über das Beauchene Life Center beschaffen soll – man wird sicher auf die gleiche Verbindung stoßen wie ich. Am Ende. Aber ich habe diese Expedition mit einer anfänglichen Liste von zwölf Einrichtungen auf Jackson's Whole geplant, die noch einmal eingehend überprüft werden müßten. Aufgrund eines Hinweises, den ich in Norwoods persönlichen Habseligkeiten fand, habe ich die Reihenfolge der Liste geändert. Falls Miles wiederbelebt wird – was Teil meiner Hypothese ist –, wie lang würde es eurer Meinung nach dauern, bis er etwas tut, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken?«
»Nicht lang«, sagte Bothari-Jesek zögernd.
Quinn nickte gequält. »Allerdings könnte er durchaus nach dem Erwachen für einige Zeit eine Amnesie haben.« Oder für immer, fügte sie nicht laut hinzu, doch Mark konnte die Angst in ihrem Gesicht lesen. »Das ist bei Kryo-Wiederbelebungen eher normal.«
»Das Problem ist – der Sicherheitsdienst und wir sind nicht die einzigen, die nach ihm suchen. Ich gerate in Zeitnot. Wessen Aufmerksamkeit würde er zuerst auf sich ziehen?«
»Hm«, sagte Quinn niedergeschlagen. Thorne und Taura wechselten besorgte Blicke.
»In Ordnung.« Mark fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Er stand nicht auf und ging nicht im Raum hin und her, wie es Miles Gewohnheit war. Denn Quinns mißbilligende Blicke gaben ihm 499
ein Gefühl, als würde er anfangen zu watscheln. »Jetzt erzähle ich euch, was ich herausgefunden habe und was ich denke. Als Norwood zu seiner Ausbildung in Kryo-Vorbereitung auf Escobar war, traf er eine gewisse Dr. Roberta oder Rowanna Durona von Jackson's Whole, die dort war, um eine Assistenzzeit in
Kryo-Wiederbelebung zu absolvieren. Sie hatten eine positive Beziehung miteinander, genug jedenfalls, daß sich Norwood an sie
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