Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Er war eine Weile hinter ihr her und gab mächtig mit seinem militärischen Glanz an, aber ich glaube nicht, daß er sie bekommen hat.«
»Erinnern Sie sich an ihren Namen?«
»Roberta, oder so was. Rowanna? Ich weiß es nicht mehr.«
»War sie von Jackson's Whole?«
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»Eine Escobaranerin, dachte ich.« Der Sanitäter zuckte die Achseln. »In der Klinik gab es promovierte Praktikanten aus allen Gegenden des Planeten, die ihre Assistenzzeit in
Kryo-Wiederbelebung absolvierten. Ich habe nie mit ihr gesprochen. Ich habe sie ein paarmal mit Norwood gesehen. Er hat sich vielleicht vorgestellt, daß wir sie ihm ausspannen wollten.«
»Die Klinik ist also eine erste Adresse. Mit einem weithin bekannten Ruf.«
»Dieser Meinung waren wir.«
»Warten Sie hier.« Mark ließ den Sanitäter im kleinen Besprechungsraum der Ariel sitzen und stürmte hinaus, um Quinn zu suchen. Er mußte nicht weit stürmen. Sie wartete auf dem Korridor und klopfte mit dem Stiefel an die Wand.
»Quinn, schnell! Ich brauche eine Videoaufnahme von der
Landeoperation aus Sergeantin Tauras Helmrecorder. Nur ein Standbild.«
»Der Sicherheitsdienst hat die Originale konfisziert.«
»Du hast gewiß Kopien aufgehoben.«
Sie lächelte säuerlich. »Vielleicht.«
»Bitte, Quinn!«
»Warte hier.« Sie kam kurz darauf zurück und reichte ihm eine Datendiskette. Diesmal folgte sie ihm in den Besprechungsraum.
Da die gesicherte Konsole seinen Handflächenabdruck nicht mehr akzeptieren würde, egal, wie er die Hand auch krümmte, ließ Mark notgedrungen Quinn die Konsole aktivieren. Er ließ Tauras Videoaufzeichnungen schnell vorwärts laufen, bis zu dem Bild, das er haben wollte. Eine Nahaufnahme eines großen, dunkelhaarigen Mädchens, das mit weit aufgerissenen Augen den Kopf drehte.
Mark ließ den Hintergrund des Klon-Internats in der Projektion verschwimmen.
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Erst dann winkte er dem Sanitäter, er solle es sich anschauen.
»Heh!«
»Ist sie das?«
»Es ist …«, der Sanitäter guckte. »Sie ist jünger. Aber sie ist es.
Woher haben Sie das bekommen?«
»Machen Sie sich keine Gedanken. Danke. Ich stehle Ihnen nichts mehr von Ihrer Zeit. Sie waren eine große Hilfe.«
Der Sanitäter ging so widerstrebend hinaus, wie er hereingekommen war, und schaute über die Schulter zurück.
»Was hat das alles zu bedeuten, Mark?«, wollte Quinn wissen.
»Wenn wir auf meinem Schiff und unterwegs sind, werde ich es dir sagen. Nicht eher.« Er hatte einen Vorsprung gegenüber dem Sicherheitsdienst, und den wollte er nicht herschenken. Wenn Illyans Leute nicht ganz verzweifelt waren, würden sie ihn nie gehen lassen, Gräfin hin oder her. Es war ganz fair. Er hatte –
potentiell – keine Information, die der Sicherheitsdienst nicht auch hatte. Er hatte sie nur ein bißchen anders zusammengesetzt.
»Wo, zum Teufel, bekommst du ein Schiff her?«
»Meine Mutter hat es mir geschenkt.« Er bemühte sich, nicht zu grinsen.
»Die Gräfin? Mensch, die läßt dich frei?«
»Mißgönne mir nicht mein kleines Schiff, Quinn. Schließlich haben meine Eltern meinem großen Bruder eine ganze Flotte von Schiffen geschenkt.« Seine Augen leuchteten. »Ich sehe dich dann an Bord, sobald Kapitänin Bothari-Jesek es startbereit meldet.«
Sein Schiff. Nicht gestohlen, nichts vorgetäuscht oder gefälscht.
Es gehörte ihm aufgrund einer rechtmäßigen Schenkung. Er, der 496
nie ein Geburtstagsgeschenk bekommen hatte, hatte jetzt eins. Es war zweiundzwanzig Jahre wert.
Die kleine Jacht war ein Menschenalter alt. Früher hatte sie einem komarranischen Oligarchen gehört, in jenen glorreichen Tagen vor der barrayaranischen Eroberung. Sie war einmal ziemlich luxuriös gewesen, aber in den vergangenen zehn Jahren oder so war sie vernachlässigt worden. Das bedeutete nicht, daß die Zeiten für den komarranischen Clan hart waren. Mark hatte erfahren, daß die Komarraner dabei waren, die Jacht durch eine andere zu ersetzen, daher der Verkauf. Die Komarraner verstanden etwas vom Geschäft, und die Vor verstanden etwas von der Beziehung zwischen Geschäft und Steuern. Unter dem neuen Regime hatte die Wirtschaft sich zu alter Blüte erholt.
Mark hatte den Salon der Jacht zum Besprechungsraum erklärt.
Er blickte sich schnell im Kreis seiner Eingeladenen um, die sich da auf unterschiedliche Weise auf den Möbeln niedergelassen hatten, die auf dem Teppichboden befestigt waren, vor der Imitation eines offenen Kamins mit einem Vid-Programm atavistisch tanzender
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