Vorkosigan 11 Spiegeltanz
öffneten sich zu einem blendenden Lächeln.
Er kam sich vor wie ein Mann, der gerade ausspucken wollte und dem statt dessen zufällig ein Diamant aus den Lippen sprang. Und den er nicht zurückrufen und wieder verschlucken konnte. Das Mädchen mußte einen Anflug von Vor haben, daß sie das Wort eines Mannes so ernst nahm.
»Ich muß jetzt gehen«, sagte er.
»In Ordnung. Lord Mark – seien Sie vorsichtig!«
»Ich … warum sagen Sie das?« Er hatte bestimmt kein Wort darüber gesagt, wohin er reisen würde oder warum.
»Mein Vater ist Soldat. Sie haben den gleichen Blick in Ihren Augen, den er hat, wenn er das Blaue vom Himmel herunterlügt über irgendeine Schwierigkeit, auf die er zusteuert. Er kann aber auch nie meine Mutter zum Narren halten.«
Kein Mädchen hatte je zu ihm gesagt, er solle vorsichtig sein, so wie sie es meinte. Er war über die Maßen gerührt. »Danke, Kareen.« Widerstrebend schaltete er den Kommunikator aus, mit einer Geste, die fast einer Liebkosung gleichkam.
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KAPITEL 21
Mark und Bothari-Jesek flogen von Barrayar zurück nach Komarr auf einem Kurierschiff des Sicherheitsdienstes mit, das dem sehr ähnlich war, mit dem sie zuvor geflogen waren. Mark schwor sich, daß dies der letzte Gefallen war, um den er Simon Illyan je bitten würde. Dieser Vorsatz hielt, bis sie im Orbit von Komarr eintrafen, wo Mark entdeckte, daß die Dendarii ihm sein Geschenk zum Winterfest schon sehr früh gemacht hatten. Die gesamten persönlichen Habseligkeiten von Sanitäter Norwood waren endlich angekommen, abgeschickt von der Stammflotte der Dendarii.
Wie es nun mal Art des Sicherheitsdienstes war, hatten dessen Schnüffler die Sendung als erste geöffnet. Um so besser, denn sie hätten wohl kaum Mark daran gelassen, wenn sie nicht zu der Überzeugung gelangt wären, daß sie schon alle Geheimnisse gelüftet hatten. Mit Bothari-Jeseks Unterstützung erbettelte, erbluffte, erpiesackte und erwinselte Mark sich seinen Zugang zu Norwoods Sachen. Mit offenkundigem Widerstreben erlaubte der Sicherheitsdienst Mark, unter Aufsicht einen verschlossenen Raum im Sicherheitshauptquartier im Orbit zu betreten. Aber immerhin ließen sie ihn hinein.
Mark schickte Bothari-Jesek los, die Vorbereitungen auf dem Schiff zu beaufsichtigen, das der Agent der Gräfin ausfindig gemacht hatte. Als Schiffsführerin der Dendarii war Bothari-Jesek nicht nur die logischste Person für diese logistischen Aufgaben, sie war wahrscheinlich sogar zu gut dafür geeignet. Ohne große Gewissensbisse entließ Mark sie aus seinen Gedanken und widmete sich voll und ganz der Untersuchung seiner neuen Schatzkiste.
Allein in einem leeren Zimmer. Himmlisch!
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Nach der ersten aufgeregten Durchsicht des Materials – das alte Kleider, eine Diskettenbibliothek, Briefe und Souvenirkram aus Norwoods vier Dienstjahren bei den Dendarii umfaßte – war Mark deprimiert geneigt zuzugeben, daß der Sicherheitsdienst recht hatte. Hier war nichts Brauchbares dabei. In keinem der Ärmel steckte etwas – der Sicherheitsdienst hatte das schon überprüft.
Mark legte Kleider, Stiefel, Andenken und alle körperliche Habe beiseite. Es weckte bei ihm ein komisches Gefühl, als er an den alten Kleidern herumfingerte, die ein Körper abgetragen hatte, der für immer verschwunden war. Das war alles von zuviel Sterblichkeit umgeben. Statt dessen wandte er seine Aufmerksamkeit dem mehr intellektuellen Geröll aus dem Leben und der Karriere des Sanitäters zu: seine Bibliothek und seine fachlichen Notizen.
Der Sicherheitsdienst hatte sich vor ihm schon auf dieselben Dinge konzentriert, stellte er niedergeschlagen fest.
Er seufzte und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder. Weiter mit der Schinderei! Er hatte den verzweifelten Wunsch, Norwood möge ihm den entscheidenden Hinweis geben, damit ein Mann, den er, Mark, unabsichtlich in den Tod geführt hatte, nicht so ganz vergeblich gestorben war. Ich möchte nie mehr Kampfkommandeur sein. Nie mehr!
Er hatte nicht erwartet, daß es augenfällig wäre. Aber als er schließlich Stunden später auf seinen Hinweis stieß, war er so unterschwellig, wie solche Dinge nun einmal sind. Es war eine flüchtige Handnotiz auf einer Plastikfolie, die in einem Stapel ähnlicher Notizen steckte, die sich in einem Trainingshandbuch für Kryo-Vorbereitung für Notfall-Medtechs befand. Sie lautete nur: Um 9:00 Uhr zu Dr. Durona wegen Labormaterial.
Doch nicht die Durona …?
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Mark machte sich noch einmal über
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