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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Namen verknüpft war und die schattenhafte Untergeschosse enthielt. Baron Fell hatte das Penthouse im Apogäum bezogen und schaute auf alles von seiner Station im Orbit herab. Er schien eine Menge Bilder von Jackson's Whole im Kopf zu haben. War das seine Heimat? Dieser Gedanke verwirrte ihn. Hinauf! Hinauf und hinein!
    Er zog seine grauen Stricksachen an, borgte sich ein Paar von Rowans Socken und schlüpfte auf den Korridor. Er fand ein Liftrohr und begab sich in ihm zum obersten Stockwerk, eine Etage über Rowans Suite. Wieder eine Etage mit Wohnsuiten. In der Mitte fand er ein weiteres Liftrohr, mit einem Handflächenschloß.
    Jede(r) Durona konnte es benutzen. Eine Wendeltreppe lief ringsherum. Er stieg die Treppe sehr langsam empor und wartete, fast oben, bis er wieder ganz bei Atem war. Er klopfte an die Tür.
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    Sie glitt zur Seite, ein schlanker eurasischer Junge von etwa zehn Jahren betrachtete ihn ernst. »Was wollen Sie?« fragte er mit gerunzelter Stirn.
    »Ich möchte deine … Großmutter sprechen.«
    »Laß ihn herein, Robin«, rief eine leise Stimme.
    Der Junge zog den Kopf ein und winkte ihn herein. Seine Füße in den Socken schritten lautlos über einen dicken Teppich. Die Fenster waren gegen den dunkelgrauen Nachmittag polarisiert, Quellen wärmeren, gelberen Lampenlichts kämpften gegen die Düsterkeit. Draußen vor dem Fenster zeigte sich der Energieschirm mit winzigen Funken, wenn Wassertropfen oder Materiepartikelchen erfaßt und abgewiesen oder vernichtet wurden.
    Eine hagere Frau mit einem Gesicht von der Farbe alten Elfenbeins saß in einem breiten Sessel und beobachtete aus dunklen Augen, wie er herankam. Sie trug eine schwarze Seidenjacke mit hohem Kragen und weite Hosen. Ihr Haar war völlig weiß und sehr lang. Ein schlankes Mädchen, ganz buchstäblich ein Zwilling des Jungen, bürstete es über der Rückenlehne des Sessels mit langen, langsamen Strichen. Das Zimmer war sehr warm. Als sie ihn anschaute, wie er sie anschaute, fragte er sich, wie er gedacht haben konnte, jene besorgte alte Frau mit dem Gehstock sei vielleicht Lilly. Hundertjährige Augen schauten einen anders an.
    »Madame«, sagte er. Sein Mund war plötzlich ausgetrocknet.
    »Setzen Sie sich«, sie deutete mit einem Nicken auf ein kurzes Sofa an der Ecke des niedrigen Tisches, der vor ihr stand. »Violet, meine Liebe«, eine dünne Hand, die ganz aus weißen Runzeln und blauen sehnigen Adern zu bestehen schien, berührte die Hand des Mädchens, die schützend auf der schwarzen Seidenschulter innegehalten hatte. »Bring jetzt den Tee. Drei Tassen. Robin, geh bitte hinunter und hol Rowan.«
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    Das Mädchen arrangierte das Haar in einem fallenden Fächer um den aufrechten Oberkörper der Frau, und beide Kinder verschwanden mit einem unkindlichen Schweigen. Offensichtlich beschäftigte die Durona-Gruppe keine Außenseiter. Keine Chance, daß je ein Maulwurf in diese Organisation eindrang. Mit gleichem Gehorsam sank er auf den Sitz, den sie ihm gezeigt hatte.
    Ihre Vokale hatten das Vibrato des Alters, aber ihre Sprache war vollkommen. »Sind Sie zu sich gekommen, Sir?«, wollte sie wissen.
    »Nein, Madame«, sagte er traurig. »Nur zu Ihnen.« Er überlegte vorsichtig, wie er seine Frage formulieren sollte. Lilly würde nicht weniger medizinisch vorsichtig als Rowan sein, wenn es darum ging, ihm Hinweise zu geben. »Warum können Sie mich nicht identifizieren?«
    Sie hob die weißen Augenbrauen. »Gut gesagt. Sie sind bereit für eine Antwort, glaube ich. Ach ja.«
    Das Liftrohr summte und Rowans erschrecktes Gesicht erschien.
    Sie eilte herbei. »Lilly, es tut mir leid. Ich dachte, er schliefe …«
    »Alles in Ordnung, mein Kind. Setz dich. Gieß den Tee ein«, denn Violet erschien wieder um die Ecke und brachte ein großes Tablett. Lilly flüsterte hinter einer leicht zitternden Hand dem Mädchen etwas zu. Violet nickte und machte sich davon. Rowan kniete in einem anscheinend präzisen alten Ritual nieder – hatte sie einmal Violets Platz innegehabt? Ihm kam es so vor – und goß grünen Tee in dünne weiße Tassen, die sie austeilte. Sie setzte sich zu Lillys Knien nieder und erhaschte sich eine kurze, beruhigende Berührung der weißen Haare, die dort zusammengerollt lagen.
    Der Tee war sehr heiß. Da er seit kurzem eine tiefe Abneigung gegen Kälte entwickelt hatte, gefiel ihm dies, und er nippte behutsam. »Antworten, Madame?«, erinnerte er sie vorsichtig.
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    Rowans Lippen öffneten sich erschrocken und

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