Vorkosigan 11 Spiegeltanz
alle Details falsch waren. Rowan hatte das auch schon einmal getan, meinte er, wenn auch vielleicht nicht oft. Aber auf ihrer Seite war kaum eine große Erfahrung erforderlich. Sein Körper funktionierte einfach gut …
»Dr. D.«, seufzte er zu ihr empor, »du bis' ein Genie. Äs… Äsk…
Äsku… dieser griechische Kerl könn'e in Sachen Aufers'ehung was von dir lernen.«
Sie lachte und legte sich neben ihn, Körper an Körper. Meine Größe spielt keine Rolle, wenn wir nebeneinander liegen. Auch das hatte er gewußt. Sie tauschten weniger eilige, forschende Küsse aus, die sie langsam genossen wie einen Likör nach dem Abendessen.
»Du bist sehr gut«, murmelte sie schnaufend und knabberte an seinem Ohr.
»Ja …« Sein Grinsen erlosch, und er starrte zur Decke empor. In einer Mischung aus sanfter, postkoitaler Melancholie und erneuerter – wenn auch rein mentaler – Frustration zog er die Augenbrauen herab. »Ich frage mich, ob ich verheiratet war.« Sie zog den Kopf zurück, und als er ihren verzweifelten Blick sah, hätte er sich in die Zunge beißen mögen. »Glaub' nich'«, fügte er schnell hinzu.
»Nein … nein«, sie kuschelte sich wieder an ihn, »du bist nicht verheiratet.«
»Egal, welcher von beiden ich bin?«
»Ganz recht.«
»Uff.« Er zögerte, drehte ihre langen Haare in seinen Fingern und breitete sie lässig in Fächerform über den roten Striemen auf sei527
nem Rumpf aus. «Was meins' du, mit wem du gerade eben gefick'
has'?«
Sie berührte ihn mit einem langen Zeigefinger sanft an der Stirn.
»Mit dir. Einfach mit dir.«
Das war äußerst erfreulich, aber … »War das Liebe oder Therapie?«
Sie lächelte rätselhaft und fuhr mit dem Finger sein Gesicht entlang. »Ein bißchen von beidem, glaube ich. Und Neugier. Und die Gelegenheit. Ich war die letzten drei Monate ganz schön in dich vertieft.«
Es hörte sich wie eine ehrliche Antwort an. »Mir scheint, du has'
die Gelegenheit geschaffen.«
Ein kleines Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. »Nun … vielleicht.«
Drei Monate. Interessant. Also war er etwas mehr als zwei Monate tot gewesen. In dieser Zeit mußte er eine Menge der Ressourcen der Durona-Gruppe in Anspruch genommen haben. Schon einmal die drei Monate im Labor dieser Frau waren nicht billig.
»Warum machs' du das?«, fragte er und blickte mit gerunzelter Stirn zu Decke, während sie sich vorsichtig an ihn kuschelte. »Ich meine die ganse Geschich'e. Was erwartes' 'u von mir?« Halb verkrüppelt, mit ungelenker Zunge, erinnerungslos und dumm, und auf seinen nicht-existierenden Namen gab es keinen Dollar.
»Ihr häng' euch alle an meine Genesung, als wäre ich für euch die Hoffnung auf'n Himmel.« Selbst bei der brutal effizienten Physiotherpeutin Dr. Chrys war er zu dem Schluß gekommen, daß sie ihn zu seinem eigenen Guten antrieb. Er mochte sie fast am liebsten, wegen ihres gnadenlosen Elans. Das war seine Wellenlänge.
»Wer sons' möch'e mich haben, daß ihr mich versteck'? Feinde?«
Oder Freunde?
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»Mit Sicherheit Feinde«, seufzte Rowan.
»Mm.« Er legte sich matt zurück. Sie döste, er nicht. Er berührte ihr Haargewirr und überlegte. Was sah sie in ihm? Ich hatte es mir als den Kristallsarg des verwunschenen Ritters vorgestellt … Ich habe genügend Granatsplitter herausgepult, um sicher zu sein, daß du kein Zuschauer warst …
Es gab also etwas zu tun. Und die Durona-Gruppe wollte keinen gewöhnlichen Söldner haben. Wenn sie sich hier auf Jackson's Whole befanden, dann konnten sie gewöhnliche Schläger waggonweise anheuern.
Aber schließlich hatte er nie gedacht, daß er ein gewöhnlicher Mann war. Nicht einmal eine Minute lang.
Oh, Mylady. Als wen brauchen Sie mich?
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KAPITEL 23
Die Wiederentdeckung des Sex immobilisierte ihn ziemlich für die nächsten drei Tage, doch sein Instinkt für Flucht meldete sich an einem Nachmittag, als Rowan ihn als schlafend zurückließ, er aber nicht schlief. Er öffnete die Augen, verfolgte das Muster der Narben auf seiner Brust und dachte darüber nach. Hinaus war offensichtlich die falsche Richtung. Hinein hatte er noch nicht ausprobiert. Alle schienen hier mit ihren Problemen zu Lilly zu gehen. Sehr gut. Dann würde auch er zu Lilly gehen.
Hinauf oder hinunter? Als jacksonische Führerin sollte sie traditionell entweder in einem Penthouse oder in einem Bunker residieren. Baron Ryoval lebte in einem Bunker oder zumindest gab es da eine undeutliche Vorstellung in seinem Kopf, die mit diesem
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