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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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einbrechen.
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    Seine Haut war immer noch fleckig. Die Techniker hatten die geschundenen Stellen mit einer Art Schutzschicht übersprüht, um zu verhindern, daß etwas auf Ryovals schöne Möbel triefte; die anderen Wunden hatten sie mit Plastikverbänden versehen, damit sie nicht aufbrachen und bluteten und Flecken machten.
    »Glaubst du, daß das was nützt?«, hatte der Techniker mit dem Sprayer gefragt.
    »Wahrscheinlich nicht«, hatte sein Kamerad geseufzt. »Wahrscheinlich sollte ich lieber schon mal ein Reinigungsteam in Bereitschaft rufen. Ich wünschte mir, er würde eine Plane oder so was unterlegen.«
    Die Wachen setzten ihn auf einen niedrigen, breiten Stuhl. Es war einfach ein Stuhl, ohne Stacheln, ohne Klingen, ohne einen Pfählspieß. Seine Händen wurden hinter dem Rücken gefesselt, was bedeutete, daß er sich nicht zurücklehnen konnte. Er spreizte die Knie und saß unbequem aufrecht und keuchte.
    Der ranghöhere Wächter fragte Ryoval: »Wünschen Sie, daß wir ihn festbinden?«
    Ryoval hob eine Augenbraue. »Kann er ohne Hilfe aufstehen?«
    »Aus dieser Stellung nicht ohne weiteres.«
    Ryoval verzog amüsiert-verächtlich den Mund, als er auf seinen Gefangenen hinabblickte. »Ah, wir kommen schon hin. Langsam.
    Laßt uns allein. Ich rufe euch wieder. Unterbrecht uns nicht. Es kann laut werden.«
    »Ihre Schallisolierung ist sehr wirkungsvoll, Sir.« Die flachgesichtigen Wachen salutierten und zogen sich zurück. Irgend etwas stimmte nicht mit diesen Wachen. Wenn sie nicht Befehle ausführten, saßen oder standen sie einfach da, stumm und ausdruckslos. Ohne Zweifel waren sie so konditioniert.
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    Schling und Grunz und Jaul und der Andere schauten interessiert um sich und überlegten, wer wohl als nächster an der Reihe war.
    Du bist gerade drangewesen, sagte Jaul zu Schling. Jetzt bin ich an der Reihe.
    Verlaß dich nicht darauf, sagte Grunz. Es könnte auch ich sein.
    Wenn es nicht um Schling ginge, sagte der Andere grimmig, dann würde ich mich melden. Jetzt muß ich warten.
    Du hast dich noch nie gemeldet, sagte Schling neugierig. Aber der Andere schwieg schon wieder.
    »Schauen wir uns mal eine Show an«, sagte Ryoval und betätigte eine Fernsteuerung. Das Display der tropischen Landschaft wich einer lebensgroßen Vid-Aufzeichnung einer von Grunzens Sitzungen mit den … Geschöpfen aus dem Bordell. Grunz beobachtete sich mit großem Interesse und Vergnügen aus all diesen neuen Blickwinkeln. Schlings Arbeit drohte allmählich viele interessante Ereignisse unterhalb seines Äquators der Sicht zu entziehen.
    »Ich erwäge, eine Kopie davon der Dendarii-Söldnerflotte zu schicken«, murmelte Ryoval und beobachtete ihn. »Stellen Sie sich alle Ihre höheren Stabsoffiziere vor, wenn sie das sehen. Ich glaube, ein paar würden dann zu mir überlaufen, was?«
    Nein. Ryoval log. Seine Anwesenheit hier war noch geheim, sonst würde er nicht hier sein. Und Ryoval konnte es nicht eilig haben, dieses Geheimnis zu lüften. Der Andere murmelte trocken: Schicken Sie eine Kopie an Simon Illyan, und dann sehen wir mal, was Ihnen das einbringt. Aber Illyan gehörte zu Lord Mark, und Lord Mark war nicht hier, und im übrigen redete der Andere nie, nie laut.
    »Stellen Sie sich einmal vor, wenn Ihre hübsche Leibwächterin hierbei mitmachen würde …« Ryoval redete weiter und nannte Details. Grunz war völlig bereit, sich einige Teile davon vorzu613
    stellen, obwohl andere Passagen sogar für ihn anstößig waren.
    Jaul?
    Ich nicht! sagte Jaul. Das ist nicht mein Job.
    Wir werden einfach einen neuen Zuwachs machen müssen, sagten sie alle. Wenn nötig, konnte er Tausende von ihnen hervorbringen. Er war eine Armee, die dahinfloß wie Wasser und sich vor Hindernissen teilte; es war unmöglich, sie mit einem Streich zu vernichten.
    Das Vid-Display ging zu einer anderen Szenerie über, zu einem von Jauls schönsten Augenblicken: dem, der ihm seinen Namen gegeben hatte. Kurz nachdem er chemisch gehäutet worden war, hatten die Techniker ihn mit einem klebrigen Zeug eingeschmiert, das unerträglich juckte, daß er sich kratzte. Die Techniker hatten ihn gar nicht anzufassen brauchen. Er hatte sich fast umgebracht durch sein Kratzen. Danach hatten sie ihm eine Transfusion gegeben, um das Blut zu ersetzen, das er mit den Kratzwunden verloren hatte.
    Er starrte ungerührt auf die von Krämpfen geschüttelte Kreatur in dem Vid. Die Show, die Ryoval sehen wollte, war er selbst. Sich jetzt zu sehen, mußte die ganze

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