Vorkosigan 11 Spiegeltanz
drangen Stimmen, eine Durona wies den Weg:
»Genau einen Stock höher, Madame.«
Elena Bothari-Jesek kam hinter dem verchromten Geländer hoch und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. »Hallo, Miles, ich muß mit Mark reden«, sagte sie in einem Atemzug. Ihre Augen blickten dunkel und besorgt. »Können wir irgendwohin gehen?«, fragte sie Mark.
»Würd' lieber nicht aufstehen«, sagte Mark. Seine Stimme war vor Müdigkeit undeutlich.
»In Ordnung. Miles, Bei, bitte geht weg«, sagte sie unumwunden.
Verwirrt rappelte Miles sich hoch. Er blickte sie fragend an, ihr Blick antwortete stumm: Nicht jetzt. Später. Er zuckte die Achseln.
»Komm, Bei. Schauen wir, ob wir jemandem zur Hand gehen
können.« Er wollte Rowan finden. Er beobachtete die beiden, als er mit Bel in das Liftrohr stieg. Elena zog einen Stuhl heran und setzte sich umgekehrt darauf. Dann öffnete sie die Hände und machte ihm eindringlich Vorhaltungen. Mark blickte äußerst finster drein.
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Miles übergab Bel an Dr. Poppy als Verbindungsoffizier und besuchte Rowan in ihrer Suite. Wie er gehofft hatte, war sie da und gerade beim Packen. Eine andere junge Durona saß da und schaute ihr zu; sie blickte etwas verwirrt drein. Miles erkannte sie auf der Stelle.
»Lilly die Jüngere! Du hast es also geschafft. Rowan!«
Rowans Gesicht erhellte sich freudig; sie eilte auf Miles zu und umarmte ihn. »Miles! Dein Name ist Miles Naismith. Das hatte ich mir schon gedacht! Du hast deine Kaskade gehabt. Wann denn?«
»Nun«, er räusperte sich, »tatsächlich schon bei Bharaputra.«
Ihr Lächeln ließ etwas nach. »Bevor ich gegangen bin. Und du hast mir nichts gesagt.«
»Aus Sicherheitsgründen«, sagte er vorsichtig.
»Du hast mir nicht vertraut.«
Wir sind hier auf Jacksons Whole. Das hast du selbst gesagt.
»Mehr Sorgen habe ich mir wegen Vasa Luigi gemacht.«
»Das kann ich vermutlich verstehen«, seufzte Rowan.
»Wann seid ihr beide hier angekommen?«
»Ich habe es gestern früh geschafft. Lilly kam gestern abend an.
Ganz glatt! Ich hätte nie zu träumen gewagt, daß du sie auch rausbringen würdest!«
»Die eine Flucht hat die anderen ermöglicht. Du bist selbst entkommen, und das hat Lilly in die Lage versetzt, ihrerseits zu entkommen.« Er lächelte Lilly der Jüngeren zu, die sie neugierig beobachtete. »Ich habe nichts getan. Das scheint in letzter Zeit der Lauf meines Lebens zu sein. Aber ich glaube, ihr werdet alle den Planeten verlassen haben, bevor Vasa Luigi und Lotus dahinterkommen.«
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»Noch vor Einbruch der Abenddämmerung werden wir alle fort sein. Hör mal!« Sie führte ihn zu ihrem Fenster. Das Personenshuttle der Dendarii, von Sergeantin Taura gesteuert und mit etwa acht Duronas an Bord, stieg vollbeladen aus dem Hof des umfriedeten Anwesens hoch. Ein Vorauskommando, das das Schiff für die anderen herrichten würde, die noch kommen sollten.
»Nach Escobar, Miles!«, sagte Rowan begeistert. »Wir fliegen alle nach Escobar. O Lilly, dir wird es dort gefallen!«
»Werdet ihr dort als Gruppe zusammenbleiben?«, fragte Miles.
»Zuerst schon, glaube ich. Bis die Fremdheit für die anderen nachläßt. Lilly wird uns bei ihrem Tod freigeben. Ich glaube, Baron Fell erwartet das. Weniger Konkurrenz für ihn, auf lange Sicht. Ich nehme an, daß er schon morgen früh die Spitzenleute vom Haus Ryoval abziehen und hier unterbringen wird.«
Miles ging in dem Zimmer umher und bemerkte eine ihm bekannt vorkommende kleine Fernsteuerbox auf der Armlehne des Sofas. »Ah! Du hattest die andere Steuerung für die thermische Granate! Ich hätte es wissen müssen. Also hattest du mitgehört. Ich war mir nicht sicher, ob Mark bluffte.«
»Mark hat in keiner Hinsicht geblufft«, erklärte sie überzeugt.
»Warst du hier, als er zurückkam?«
»Ja. Es war kurz vor Tagesanbruch heute morgen. Er stieg taumelnd aus einem Leichtflieger, trug äußerst eigenartige Kleidung und verlangte Lilly zu sprechen.«
Miles hob die Augenbrauen bei dieser Vorstellung. »Was haben die Torwachen gesagt?«
»Sie sagten: Jawohl, Sir. Er hatte eine Aura um sich … Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Außer … ich konnte mir vorstellen, wie große Schläger in dunklen Gassen abhauten, um ihm 671
aus dem Weg zu sein. Dein Klonzwilling ist ein beeindruckender junger Mann.«
Miles blinzelte.
»Lilly und Chrys brachten ihn auf einer Schwebepalette in die Klinik, und danach habe ich ihn nicht mehr gesehen. Dann begannen die Befehle zu
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