Vorkosigan 11 Spiegeltanz
schwirren.« Sie hielt einen Moment inne.
»Dann gehst du also wieder zu deinen Dendarii-Söldnern zurück?«
»Ja, nach einem kleinen Erholungserlaub, nehme ich an.«
»Du möchtest nicht … seßhaft werden. Nach dieser Begegnung mit dem Tod.«
»Ich gestehe, der Anblick von Projektilwaffen läßt mich unbehaglich zusammenzucken, aber – ich hoffe, daß ich noch lange nicht bei den Dendarii ausscheide. Hm … diese Anfälle, die ich hatte – vergehen die?«
»Eigentlich schon. Die Kryo-Wiederbelebung ist immer eine unsichere Sache. Also, du … kannst dir nicht vorstellen, in Ruhestand zu gehen? Sagen wir, nach Escobar?«
»Wir besuchen Escobar dann und wann, wenn es in der Flotte etwas zu reparieren gibt. Und wenn Personal behandelt werden muß. Escobar ist ja ein Kreuzungspunkt im Wurmlochnexus.
Unsere Wege können sich wieder kreuzen.«
»Aber nicht auf die gleiche Weise wie bei unserer ersten Begegnung, hoffe ich«, sagte Rowan mit einem Lächeln.
»Ich sage dir: falls ich je wieder eine Kryo-Wiederbelebung brauche, dann hinterlasse ich einen Befehl, daß man sich mit dir in Verbindung setzt.« Er zögerte. Ich brauche meine Lady Vorkosigan, um diesem Umherwandern ein Ende zu bereiten … Könnte Rowan es sein? Die fünfunddreißig Schwägerinnen wären nur ein ferner Nachteil, weit weg auf Escobar. »Was würdest du von dem Planeten Barrayar halten, um dort zu leben und zu arbeiten?«
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Sie rümpfte die Nase. »Auf dieser rückständigen Randwelt?
Warum?«
»Ich … habe dort einige Interessen. Eigentlich plane ich, mich dorthin zurückzuziehen. Es ist wirklich ein sehr schöner Ort. Und unterbevölkert. Sie ermuntern einen dort … hm … Kinder zu haben.« Er war gefährlich nahe daran, seine Tarnung aufzugeben, diese strapazierte Identität, zu deren Beibehaltung er in letzter Zeit soviel riskiert hatte. »Und dort wäre jede Menge Arbeit für eine galaktisch ausgebildete Ärztin.«
»Das kann ich mir vorstellen. Aber ich bin mein ganzes Leben lang Sklavin gewesen. Warum sollte ich mich dafür entscheiden, Untertanin zu sein, wenn es mir freisteht, Bürgerin zu werden?«
Sie lächelte gequält, trat zu ihm und schlang ihre Arme um seine Schultern. »Diese fünf Tage, die wir bei Vasa Luigi zusammen eingesperrt waren – das war keine Wirkung der Gefangenschaft, nicht wahr? Das war die Art, wie du wirklich bist, wenn es dir gutgeht.«
»So ziemlich«, gab er zu.
»Ich habe mich immer gefragt, wie erwachsene Hyperaktive sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Einige tausend Soldaten zu kommandieren würde gerade deine Energien absorbieren, nicht wahr?«
»Ja«, seufzte er.
»Ich denke, ich werde dich immer lieben, irgendwie. Aber mit dir immer zu leben, würde mich zum Wahnsinn treiben. Du bist die unglaublich dominierendste Person, der ich je begegnet bin.«
»Du solltest dich zur Wehr setzen«, erklärte er. »Ich verlasse mich darauf, daß …« – er konnte nicht sagen Elli oder noch schlimmer alle meine Frauen – »meine Partner sich zur Wehr 673
setzen. Sonst könnte ich mich nicht entspannen und ich selbst sein.«
Richtig. Zuviel Zusammensein hatte ihrer beider Liebe zerstört, oder zumindest Rowans Illusionen. Das barrayaranische System, zur Eheanbahnung Vermittler zu benutzen, begann immer besser auszusehen. Vielleicht wäre es am besten, zuerst sicher verheiratet zu werden und sich dann kennenzulernen. Zu dem Zeitpunkt, wo seine Braut endlich aus ihm schlau geworden wäre, wäre es für sie schon zu spät, einen Rückzieher zu machen. Er seufzte und lächelte und machte vor Rowan eine übertrieben höfische Verbeugung. »Es wird mir ein Vergnügen sein, Sie auf Escobar zu besuchen, Mylady.«
»Das wäre einfach vollkommen, Sir«, erwiderte sie mit todernstem Gesicht.
»Au!« Verdammt noch mal, sie könnte die Eine sein, sie unterschätzt sich selbst …
Lilly die Jüngere, die auf dem Sofa saß und all dies fasziniert beobachtet hatte, hustete. Miles schaute zu ihr hinüber und dachte an ihren Bericht über ihre Zeit mit den Dendarii.
»Weiß Mark, daß du hier bist, Lilly?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht. Ich war immerzu bei Rowan.«
»Das letztemal, als Mark dich sah, warst du dabei, mit Vasa Luigi zurückzugehen. Ich … glaube, er würde sich freuen zu erfahren, daß du deine Meinung geändert hast.«
»Er versuchte mich zu überreden, auf dem Schiff zu bleiben. Er hat nicht so gut geredet wie du«, gab sie zu.
»Er hat all diese Ereignisse ausgelöst. Er hat
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