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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Taura. Ihre Stimme klang gefährlich. In ihren Mundwinkeln schimmerten die Fangzähne im sanften Licht. Er hatte gesehen, wie sie mit einer Hand Männern die Kehle aufgerissen hatte.
    Das kleine Klonmädchen setzte sich auf dem Bett auf die Knie und blickte schrecklich ängstlich drein. Wie üblich, versuchte sie mit den Händen ihre hervorragendsten Körpermerkmale zu bedecken, und wie üblich, lenkte sie damit nur noch mehr Aufmerksamkeit darauf. »Ich habe nur um ein Glas Wasser gebeten«, wimmerte sie. »Es tut mir leid.«
    Sergeantin Taura ließ sich schnell aus ihrer Größe von 2,40 m auf ein Knie sinken und bot ihr die offenen Hände dar, um ihr zu zeigen, daß sie nicht auf sie zornig war. Mark war sich nicht sicher, ob Maree den Unterschied mitbekam.
    »Was ist dann geschehen?«, fragte Bothari-Jesek streng.
    »Er hat mich geküßt.«
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    Bothari-Jeseks Augen musterten seinen unordentlichen Zustand und funkelten wütend. Sie war gespannt wie eine Saite. Sie wandte sich ihm zu und schaute ihm ins Gesicht. Ihre Stimme wurde sehr leise. »Hast du gerade versucht, sie zu vergewaltigen?«
    »Nein! Ich weiß nicht. Ich wollte nur …«
    Sergeantin Taura erhob sich, packte ihn am Hemd (wobei sie auch etwas Haut erwischte), zog ihn auf die Beine und noch ein Stück weiter und drückte ihn gegen die nächste Wand. Der Boden befand sich einen Meter unterhalb seiner ausgestreckten Zehen.
    »Gib eine vernünftige Antwort, verdammt noch mal!«, knurrte sie.
    Er schloß die Augen und holte tief Luft. Nicht wegen einer Bedrohung durch Miles' Frauen, nein. Nicht ihretwegen. Sondern wegen der zweiten Hälfte der Erniedrigung, die Galen ihm zugefügt hatte, und die auf ihre Art eine qualvollere Vergewaltigung gewesen war als die erste. Als Lars und Mok erschrocken endlich Galen überredet hatten aufzuhören, war Mark in einem so tiefen Schockzustand gewesen, daß er einem Herzstillstand nahekam.
    Galen war gezwungen gewesen, seinen wertvollen Klon mitten in der Nacht zu seinem Lieblingsarzt zu bringen, zu jenem Arzt, den er durch Einschüchterung dazu gebracht hatte, daß er ihn mit den Drogen und Hormonen versorgte, die er brauchte, um Marks Körperwachstum im Einklang mit dem von Miles zu halten. Galen hatte die Verbrennungen damit erklärt, daß er dem Arzt sagte, Mark habe insgeheim mit dem Schockstab masturbiert und aus Versehen die Stromstärke zu hoch eingestellt. Wegen der Muskelkrämpfe, die dadurch verursacht wurden, habe er den Stab nicht mehr abschalten können, bis sein Geschrei Hilfe herbeirief. Der Doktor, schockiert, hatte bellend gelacht. Mit dünner Stimme hatte Mark dem beigestimmt, denn er hatte zu große Angst gehabt, Galen zu widersprechen, selbst als er mit dem Arzt allein war.
    Doch der Doktor hatte seine blauen Flecken gesehen und mußte 246
    gewußt haben, daß zu der Geschichte noch mehr gehörte. Aber er sagte nichts. Und tat nichts. Im nachhinein bereute er seine eigene schwache Jasagerei am meisten, und das schwarze Gelächter hatte sich am tiefsten eingebrannt. Er konnte nicht und wollte nicht Maree davongehen und eine solche Beweislast tragen lassen.
    In kurzen, knappen Sätzen beschrieb er genau, was er gerade zu tun versucht hatte. Es klang alles schrecklich häßlich, obwohl es ihre Schönheit gewesen war, die ihn überwältigt hatte. Er hielt seine Augen geschlossen und erwähnte seinen Panikanfall nicht und versuchte auch nichts über Galen zu erklären. Er wand sich innerlich, aber er sprach die bloße Wahrheit aus. Während er sprach, rutschte er die Wand langsam nach unten, bis seine Füße wieder auf dem Boden standen. Der Druck auf seinem Hemd ließ nach, und er wagte es, seine Augen zu öffnen.
    Er hätte sie fast wieder geschlossen, so betroffen machte ihn die offene Verachtung, die in Bothari-Jeseks Gesicht zu lesen war.
    Jetzt hatte er alles zerstört. Sie, die fast Sympathie für ihn gehegt hatte, die fast sein einziger Freund hier war, starrte ihn angeekelt und voller Wut an, und er erkannte, daß er die einzige Person sich entfremdet hatte, die vielleicht für ihn gesprochen hätte. Es tat weh, tödlich weh, wenn man so wenig hatte und dann auch das noch verlor.
    »Als Taura berichtete, daß ein Klon fehlte«, stieß Bothari-Jesek hervor, »da sagte Quinn, du hättest darauf bestanden, sie mitzunehmen. Jetzt wissen wir, warum.«
    »Nein. Das war nicht meine Absicht … ich hatte nichts vor. Sie wollte wirklich nur Wasser trinken.« Er zeigte auf den Becher, der umgestürzt

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