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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Tretmühle waren Essen und Schlaf. Wenn er eine komplette Feldration verdrückte, so hatte das genügend Verdauungsmüdigkeit zur Folge, so daß er tatsächlich vor sich hin döste, allerdings in ungenügenden Zeitfetzen. Da er sich Bewußtlosigkeit mehr als alles andere wünschte, beschwatzte er die finster dreinblickenden Dendarii, die dreimal täglich die Essenstabletts durch die Tür schoben, ihm Extraportionen zu bringen. Und da die Dendarii ihre Feldrationen in den Wegwerfbehältern anscheinend nicht als Leckerbissen betrachteten, waren sie durchaus bereit, Marks Wunsch zu erfüllen.
    Ein anderer Dendarii brachte eine Auswahl von Miles' sauberen Kleidern aus dem Lager der Ariel und reichte sie durch die Kabinentür. Diesmal waren alle Abzeichen fein säuberlich entfernt worden. Am dritten Tag gab Mark den Versuch auf, Naismiths Uniformhosen zuzumachen und wechselte zu weiten Schiffsstrickhosen über. Dabei kam ihm eine Erleuchtung.
    Sie können mich nicht zwingen, Miles zu spielen, wenn ich nicht wie Miles aussehe.
    Von da an wurde es in seinem Kopf etwas verschwommen. Einer der Dendarii reagierte auf Marks wiederholte Bitten um Extrarationen so gereizt, daß er eine ganze Kiste anschleppte, sie in einer Ecke abstellte und Mark in groben Worten sagte, er solle ihm nicht länger auf die Nerven gehen. Mark war jetzt mit seiner Selbstbefreiung und seinen schlauen Überlegungen sich selbst überlassen.
    Er hatte von Gefangenen gehört, die sich mit einem Löffel einen Tunnel aus ihrer Zelle heraus gegraben hatten. Konnte nicht auch er etwas ähnliches tun?
    Doch so verrückt es auch war – und irgendein Teil seiner Person wußte, daß es verrückt war –, gab dieses Vorhaben seinem Leben 251
    einen Mittelpunkt. Hatte es zuerst zuviel Zeit gegeben, endlose Stunden auf der Reise mit vielen Wurmlochsprüngen bis nach Komarr, so schien jetzt plötzlich die Zeit nicht zu reichen. Er hatte die Aufkleber der Essensrationen gelesen. Wenn er maximale Inaktivität beibehielt, dann lieferte schon ein einziges Tablett den ganzen Brennstoff, den er täglich brauchte. Alles, was er darüber hinaus verspeiste, mußte direkt in den Nicht-Miles verwandelt werden. Jeweils vier Tabletts sollten ein Kilo zusätzlicher Körpermasse hervorbringen, falls er richtig gerechnet hatte. Schade, daß das Menü immer das gleiche blieb …
    Die Tage reichten kaum aus, um das Projekt zu verwirklichen.
    Doch an seinem Körper konnten zusätzliche Kilos sich nirgendwo verstecken. Auf das Ende zu geriet er in Panik, wenn er daran dachte, die Zeit laufe ihm davon, und er aß fortwährend, bis ihn bloßer Schmerz zwang aufzuhören. So verbanden sich Genuß, Rebellion und Selbstbestrafung zu einer seltsam befriedigenden Erfahrung.
    Quinn betrat seine Kabine ohne anzuklopfen und schaltete mit brutaler Wirksamkeit das Licht von stockdunkel auf volle Beleuchtung.
    »Aah.« Mark schauderte zurück und hielt sich die Hände über die Augen. Aus seinem unbehaglichen Dösen gerissen, rollte er sich auf dem Bett auf die andere Seite. Blinzelnd schaute er auf das Chrono an der Wand. Quinn war einen halben Tageszyklus früher gekommen, als er erwartet hatte. Die Dendarii-Schiffe mußten mit maximaler Beschleunigung unterwegs gewesen sein, wenn Quinns Erscheinen bedeutete, daß sie sich dem Orbit von Komarr näherten.
    Oh, Hilfe!
    »Steh auf!«, sagte Quinn. Sie rümpfte die Nase.
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    »Wasch dich! Zieh diese Uniform an!« Sie legte etwas Waldgrünes mit goldenem Schimmer über das Fußende des Bettes. Von ihrem allgemeinen Auftreten her hätte er erwartet, daß sie solche Dinge hinwarf, deshalb schloß Mark aus der ehrerbietigen Sorgfalt, mit der sie die Uniform behandelte, daß sie Miles gehören mußte.
    »Ich werde aufstehen«, sagte Mark, »und ich werde mich waschen. Aber ich werde diese Uniform nicht anziehen, überhaupt keine Uniform.«
    »Du wirst das tun, was man dir sagt, Mister«.
    »Das ist die Uniform eines barrayaranischen Offiziers. Sie repräsentiert echte Macht, und die Barrayaraner bewachen sie entsprechend. Sie hängen Leute, die falsche Uniformen tragen.« Er warf die Bettdecke beiseite und setzte sich auf. Ihm war etwas schwindlig.
    »Ihr Götter«, würgte Quinn hervor. »Was hast du denn mit dir gemacht?«
    »Vermutlich kannst du immer noch versuchen, mich in die
    Uniform zu stopfen«, räumte er ein. »Aber du solltest dir die Wirkung überlegen.« Er taumelte in den Waschraum.
    Während er sich wusch und enthaarte, schätzte er die

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