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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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auf dem Boden lag.
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    Taura kehrte ihm den Rücken zu und kniete sich mit einem Knie neben das Bett und fragte das blonde Mädchen mit sanfter Stimme.
    »Bist du verletzt?«
    »Mir geht es gut«, sagte die Blondine mit zittriger Stimme und zog ihre Jacke wieder hoch über die Schultern. »Aber diesem Mann war wirklich schlecht.« Sie schaute ihn verwirrt und besorgt an.
    »Offensichtlich«, murmelte Bothari-Jesek. Sie hob das Kinn und nagelte Mark mit Blicken an die Wand, an der er noch lehnte. »Du stehst unter Stubenarrest, mein Herr. Ich werde wieder eine Wache vor deine Tür stellen. Wage es nicht herauszukommen.«
    Das werde ich bestimmt nicht.
    Dann brachten sie Maree fort. Die Tür schloß sich zischend; es hörte sich an wie das Fallen der Klinge einer Guillotine. Er rollte sich auf sein schmales Bett und zitterte am ganzen Leib.
    Zwei Wochen bis Komarr. Er wünschte sich, er wäre tot.
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KAPITEL 11
    Die ersten drei Tage seiner einsamen Haft verbrachte Mark auf dem Bett liegend in depressiven Grübeleien. Mit seiner heroischen Mission hatte er Menschenleben retten wollen, nicht zerstören. Er zählte die Gefallenen zusammen, einen nach dem anderen. Der Shuttlepilot. Phillipi. Norwood. Kimuras Kämpfer. Und die acht Schwerverwundeten. Damals, als er dies geplant hatte, waren alle diese Leute für ihn ohne Namen gewesen. Das Gleiche galt für all die unbekannten Bharaputraner. Der durchschnittliche jacksonische Sicherheitsmann war einfach ein Kerl, der sich für seinen Lebensunterhalt abstrampelte. Mark fragte sich düster, ob unter den toten Bharaputranern Leute waren, die er einmal gekannt oder mit denen er einen Scherz gemacht hatte, als er noch im
    Klon-Internat lebte. Wie immer wurden die kleinen Leute durch den Fleischwolf gedreht, während diejenigen, die genug Macht besaßen und die Verantwortung hatten, davonkamen und frei ausgingen, wie Baron Bharaputra.
    Wog das Leben von neunundvierzig Klons vier tote Dendarii auf?
    Die Dendarii waren sicher nicht dieser Meinung. Diese Leute waren keine Freiwilligen. Du hast sie mit Tricks in den Tod geschickt.
    Ihn erschütterte eine unliebsame Einsicht. Menschenleben konnte man nicht wie ganze Zahlen addieren. Sie wurden wie Unendlichkeiten addiert.
    Es war nicht meine Absicht, daß es so ausging.
    Und die Klons. Das blonde Mädchen. Er wußte am besten, daß sie nicht die reife Frau war, die sie ihrer allgemeinen körperlichen Erscheinung und deren besonderem Wachstum nach zu sein schien.
    Das sechzigjährige Gehirn, das geplant hatte, in diesen Körper um249
    zuziehen, hätte zweifellos gewußt, wie man mit einem solchen Leib umging. Aber Mark hatte sie so deutlich im Geiste vor sich gesehen, die Zehnjährige, die in diesem Leib lebte. Er hatte sie nicht verletzen oder erschrecken wollen, doch beides war ihm gelungen. Er hatte ihr Freude machen, ihr Gesicht leuchten lassen wollen. So wie alle Gesichter aufleuchten, wenn Miles kommt?
    spottete die Stimme in seinem Innern.
    Vielleicht konnte keiner der Klons so reagieren, wie er es sich so sehnlich wünschte. Er mußte diese Vorstellung aufgeben. Zehn, zwanzig Jahre später würden sie ihm vielleicht für ihr Leben danken. Oder auch nicht. Ich habe alles getan, was ich konnte. Tut mir leid.
    Irgendwann am zweiten Tag begann ihn der Gedanke zu quälen, er werde für eine Gehirntransplantation für Miles in Reserve gehalten. Seltsam genug oder vielleicht logischerweise genug befürchtete er dies nicht von Miles. Aber Miles war wohl kaum in der Lage, ein Veto gegen den Plan einzulegen. Was wäre, wenn es jemandem einfiele, es wäre leichter, Miles' Gehirn in Marks warmen und lebendigen Leib zu transplantieren, anstatt die langwierige Heilung dieser gähnenden tödlichen Wunde in seiner Brust und obendrein des ganzen Kryotraumas zu versuchen? Diese Möglichkeit war so beängstigend, daß er schon halb drauf und dran war, sich freiwillig dafür zu melden, einfach, um es hinter sich zu bringen.
    Das einzige, was ihn davor bewahrte, völlig die Nerven zu verlieren, war die Überlegung, daß die Bedrohung hypothetisch blieb, solange die Kryokammer verloren war. Bis sie wieder gefunden wurde. Im Dunkel seiner Kabine, den Kopf im Kissen vergraben, erkannte er, daß er sich am meisten gewünscht hatte zu sehen, wie Miles' Gesicht sich aus Respekt für seine wagemutige Rettung der Klons veränderte.
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    Diese Möglichkeit hast du ja nun wohl eliminiert, nicht wahr?
    Die einzigen Unterbrechungen seiner mentalen

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