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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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der Regentschaft seines Vaters gewesen, daß das düstere Gefängnis in ein Museum umgewandelt worden war. Dort hätte man wirklich ein lebensgroßes Tableau aus Wachsfiguren des alten wahnsinnigen Yuri und seiner Schlägerkommandos aufstellen sollen.
    Doch wie das mit Asservatenkammern so ist, sie mußte zu den sichersten Lagerräumen auf dem Planeten gehören. Sie beherbergte alle die höchst interessanten Kinkerlitzchen und Spielzeuge, die der KBS im Laufe seiner vielen Ermittlungen gesammelt hatte. Die verschiedenen Räume waren vollgestopft mit Dokumentationen, Waffen, biologischen Kampfstoffen – gut verschlossen, wie Miles hoffte –, Drogen und sogar noch bizarreren Gegenständen, die man den Bösen und den Unglücklichen abgenommen hatte und hier auf Erforschung, weitere Untersuchungen oder Umklassifizierung und Aussortierung als obsoletes Material warten ließ.
    Miles hatte Lust auf einen meditativen Besuch im Waffenraum.
    Es war schon einige Jahre her, seit er zum letzten Mal hier unten gewesen war, als er einige interessante Prachtstücke von einer seiner Dendarii-Missionen mitgebracht hatte. In einem der hinteren Regale hatte er eine verrostete metallene Armbrust und einige leere Kanister für Soltoxin-Gas entdeckt. Sie waren die letzten handfesten Überbleibsel – von ihm selbst abgesehen – jenes Giftanschlags auf den damals neu ernannten kaiserlichen Regenten Lord Aral Vorkosigan und seine schwangere Frau vor dreißig Jahren und ein paar Monaten. Alpha und Omega, alter Junge, Anfang und Ende.
    Der diensthabende Sergeant an der Aufsicht im ehemaligen Verhörraum am einzigen Eingang der Abteilung war ein bleicher junger Mann mit dem sanften Flair eines klösterlichen Bibliothekars. Als Miles eintrat, schnellte er von seinem Komkonsolenstuhl hoch und nahm Grundstellung ein. Offensichtlich war er sich unsicher, ob er sich verbeugen oder salutieren solle. Als Kompromiß senkte er den Kopf. »Mylord Auditor, wie kann ich Ihnen behilflich sein?« »Setzen Sie sich, entspannen Sie sich und aktivieren Sie den Zutrittszyklus für mich. Ich möchte einen Rundgang machen«, erwiderte Miles.
    »Gewiß, Mylord Auditor.« Er setzte sich wieder, während Miles – in den Prozeduren erfahren – an das Pult herantrat und seine Handfläche auf das Lese-Pad legte und den Hals für den Retina-Scan reckte. Der Sergeant lächelte leicht, aus Dankbarkeit dafür, daß Miles ihm so die Entscheidung abgenommen hatte, ob ein Kaiserlicher Auditor über den Standardsicherheitsmaßnahmen stand oder nicht, und falls nicht, wie, zum Teufel, er dann versuchen sollte, seine Regeln durchzusetzen.
    Seine Erleichterung war nur von kurzer Dauer, als die Lichter auf dem Bedienungsfeld rot aufleuchteten und die Komkonsole ablehnende Geräusche von sich gab. »Mylord? Sie sind ausdrücklich als nichtberechtigt aufgelistet, auf Befehl von General Haroche.« »Was?« Miles ging um das Komkonsolenpult herum und schaute über die Schulter des Mannes. »Aha, schauen Sie sich mal das Datum an. Das ist noch übrig aus der Zeit vor … ein paar Wochen. Falls Sie Schwierigkeiten damit haben, dann rufen Sie Haroches Büro an und holen Sie sich die Genehmigung zur Änderung. Ich werde solange warten.« Nervös folgte der Sergeant Miles’ Anweisung. Während er mit Haroches Sekretär verhandelte, der sofort, als er das Problem verstanden hatte, die Genehmigung zusammen mit einer Bitte um Entschuldigung übermittelte, starrte Miles auf die flache Anzeigematrix, die über die Vid-Scheibe projiziert wurde. Dort wurden die Datums-und Uhrzeitangaben aller Besuche aufgelistet, die er jemals – im Laufe von fast zehn Jahren – hier unten gemacht hat te, zusammen mit Codes für Gegenstände, die er hereingebracht oder hinausgenommen hatte (meistens hatte er etwas hereingebracht). Da war die sicher lobotomisierte zveganische Smart-Bombe aufgeführt, ah ja. Und diese seltsamen cetagandanischen genetischen Proben, die jetzt unter der Leitung von Dr. Weddell weiteren Untersuchungen unterzogen wurden, wie Miles vermutete. Und … was, zum Teufel …?
    Miles beugte sich näher herab. »Verzeihung. Diese Komkonsole behauptet, ich hätte die Asservatenkammer vor zwölf Wochen besucht.« Das war eigentlich das Datum seiner Rückkehr von der letzten Dendarii-Mission, der fatale Tag, als Illyan nicht in der Stadt gewesen war. Die Zeitangabe entsprach … genau dem Zeitpunkt nach seiner vergeblichen Meldung in Illyans Büro, also etwa der Zeit, als er in Wirklichkeit

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