Vorkosigan 12 Viren des Vergessens
beliebt.« »Ganz gewiß nicht.« Miles blickte zu Ivan. »Ivan, während du hier sitzt, ruf beim Führungsstab an und fordere dir vier Männer mit höchster Sicherheitsstufe an, die nie für oder beim KBS gearbeitet haben. Sie werden dein Team bilden.« Ivan verzog bestürzt das Gesicht. »O Gott«, stöhnte er. »Du wirst doch nicht mich in dem ganzen verdammten Ding hier Inventur machen lassen, oder?« »Doch. Aus offensichtlichen Gründen kann ich es nicht selbst machen. Jemand hat hier ein rotes Fähnchen aufgesteckt, auf dem mein Name steht. Falls man meine Aufmerksamkeit erregen wollte, so ist das gewiß gelungen.« »Auch die biologischen Waffen? Auch den Kühlraum?« Ivan schauderte.
»Alles.« »Wonach soll ich suchen?« »Wenn ich das wüßte, müßten wir jetzt keine Inventur machen, oder?« »Was ist, wenn nicht etwas herausgenommen, sondern hinzugefügt wurde? Was, wenn du nicht auf eine Spur gestoßen bist, sondern auf eine Zündschnur?«, fragte Ivan und vollführte mit gespreizten Händen eine nervöse Pantomime.
»Ich hoffe, daß du sie dann austrittst.« Er winkte den beiden KBS-Männern, daß sie ihm folgen sollten. »Kommen Sie mit mir, meine Herren. Wir gehen zu General Haroche.« Auch Haroche war sofort alarmiert, als Miles und sein kleines Gefolge in das Büro kamen und er Miles’ Gesicht sah. Haroche schloß die Tür hinter ihnen, schaltete seine Komkonsole ab und fragte: »Was haben Sie gefunden, Mylord?« »Etwa fünfundzwanzig Minuten revidierter Geschichte. Ihre Komkonsolen sind manipuliert worden.« Haroche blickte wirklich unglücklich drein, als Miles seine Entdeckung mit der verlängerten Zeit erklärte und die Bestätigung des Aufsehers der Asservatenkammer hinzufügte. Sein Gesicht verdunkelte sich noch mehr, als er von der fehlenden Vid-Kassette hörte.
»Können Sie zeigen, wo Sie waren?«, fragte er, als Miles geendet hatte. »Beweisen, daß Sie zu Fuß nach Hause gegangen sind?« Miles zuckte die Achseln. »Vielleicht. Ich bin an einer Menge Leute auf der Straße vorbeigekommen und bin … äh … ein bißchen auffälliger als der Durchschnittsmensch. Die Stadtwache muß immer wieder Zeugen auftreiben, wenn sie ein Verbrechen unter Zivilisten aufklärt, und das auch eine Ewigkeit nach dem Geschehen. Ich kann sie darauf ansetzen, falls es notwendig erscheint. Aber da ich Kaiserlicher Auditor bin, steht mein Wort nicht auf dem Prüfstand.« Noch nicht.
»Hm, ganz recht.« Miles blickte auf die Leute von der Asservatenkammer. »Meine Herren, warten Sie bitte auf mich im Vorzimmer. Gehen Sie nirgendwohin und reden Sie mit niemandem.« Miles und Haroche warteten, bis die beiden den Raum verlassen hatten, dann fuhr Miles fort: »Was im Augenblick feststeht, ist, daß Sie einen Maulwurf in Ihrem internen Sicherheitssystem haben. Nun kann ich dagegen auf zwei Arten vorgehen. Ich kann den KBS komplett dichtmachen, während ich außenstehende Experten hole, damit sie ihn überprüfen. Diese Methode weist gewisse offensichtliche Nachteile auf.« »Ein leichte Untertreibung, Mylord«, stöhnte Haroche.
»Ja. Den gesamten KBS eine Woche lang – oder länger – abklemmen, während Leute, die Ihr System nicht kennen, versuchen es zu erlernen und dann zu überprüfen, erscheint mir eine Einladung zum Desaster. Aber eine interne Überprüfung mit internem Personal hat ebenfalls … hm … offensichtliche Haken.
Haben Sie eine Idee?« Haroche rieb sich die Stirn. »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Nehmen wir mal an … nehmen wir mal an, wir bilden ein Team, das die Überprüfung durchführt. Wenigstens drei Mann, die ständig zusammen arbeiten müssen. Auf diese Weise überwachen sie sich gegenseitig. Ein Maulwurf, das kann ich mir noch vorstellen, aber drei, die zufällig ausgewählt werden … sie können das System sektionsweise stillegen, mit minimaler Störung des laufenden Dienstes vom KBS. Falls Sie wollen, kann ich Ihnen die Liste qualifizierter Mitarbeiter geben, und Sie können die Männer auswählen.« »Ja …«, sagte Miles langsam. »Das könnte funktionieren. Gut.
Tun Sie’s.« Haroche atmete offensichtlich erleichtert auf. »Ich bin … dankbar, daß Sie in diesem Punkt vernünftig sind, Mylord.« »Ich bin immer vernünftig.« Haroches Lippen zuckten, aber er widersprach nicht. Er seufzte. »Diese Sache wird immer widerwärtiger. Ich hasse interne Untersuchungen. Selbst wenn man gewinnt, verliert man. Aber was … ich gebe zu, ich begreife diese Geschichte mit
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