Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold

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der Asservatenkammer nicht. Was halten Sie davon?« Miles schüttelte den Kopf. »Es sieht so aus, als sollte es eine Intrige sein. Aber die meisten Intrigen projizieren ein bestimmtes Bild. Dies hier nicht. Es ist alles … sehr verdreht. Das heißt, normalerweise beginnt man beim Verbrechen und leitet daraus die Verdächtigen ab. Ich muß mit dem Verdächtigen anfangen und das Verbrechen ableiten.« »Ja, aber … wer wäre so töricht, eine Intrige gegen einen Kaiserlichen Auditor zu versuchen? Das ist doch verrückt.« Miles runzelte die Stirn und ging im Zimmer vor Haroches Tisch hin und her. Wie oft war er so vor Illyan hin und her gegangen, als sie seine Einsatzpläne ausgearbeitet hatten? »Das kommt darauf an … ich möchte, daß Ihre Systemanalytiker besonders danach suchen. Es kommt darauf an, wie lange dieses Ding schon dort unten in der Komkonsole der Asservatenkammer schlummert. Das war eine versteckte Mine, die nur losgehen sollte, wenn sie berührt wurde.
    Wann wurden die Veränderungen in den Dateien durchgeführt?
    Das heißt, es hätte irgendwann zwischen dem Tag meiner Rückkehr nach Barrayar und heute morgen sein können. Aber wenn die Daten vor mehr als ein paar Wochen verändert wurden – dann wußte irgend jemand vielleicht noch gar nicht, daß er einem Kaiserlichen Auditor etwas anhängte. Ich sehe nicht, wie derjenige hätte voraussehen können, daß ich dieses Amt bekommen würde, wo ich es ja selbst noch nicht wußte. Man wollte, schlicht gesagt, einem entlassenen rangniedrigen Offizier etwas anhängen, der in Ungnade den KBS verlassen hatte. Der unbedeutende Sohn eines berühmten Vaters, und noch dazu eine Art Halbmutant. Ich wäre wie geschaffen gewesen für die Rolle eines leichten Ziels.« Damals. »Ich bin nicht gern ein Ziel. Ich bin dagegen inzwischen ausgesprochen allergisch.« Haroche schüttelte verwundert den Kopf. »Sie erstaunen mich, Lord Vorkosigan. Ich glaube, ich fange endlich an zu begreifen, warum Illyan immer …« »Warum Illyan was?«, stachelte Miles ihn nach einem langen Moment des Schweigens an.
    Ein schiefes Lächeln huschte über Haroches breites Gesicht, »… leise fluchend herauskam, nachdem Sie ihm berichtet hatten.
    Und sich dann prompt umdrehte und sie wieder zu den heikelsten Aufträgen losschickte, die er hatte.« Miles deutete eine kurze, ironische Verbeugung in Haroches Richtung an. »Danke, General.«

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Kapitel 23
    Ivan fand es zwei Stunden vor Tagesbeginn, und nicht ganz zufällig.
    Es war in der fünften Reihe des zweiten Raums, den er in Angriff genommen hatte, in Waffenraum IV. Er hatte den Bereich ›Biologische Kampfstoffe, Gifte‹ und den Kühlraum gerade wegen der möglichen Nebenfolgen als letzte auf seine Liste gesetzt, in der Hoffnung, daß er sie überhaupt nicht würde durchsuchen müssen. Miles hätte sich dafür entschieden, die schlimmsten Räume als erste zu erledigen; manchmal, so mußte er zugeben, war Ivan nicht so idiotisch, wie er sich gab.
    Ivan trat in den Eingangsbereich. Dort hatte Miles in den letzten paar Stunden auf der Komkonsole die Inventurlisten überprüft, nachdem er Haroches aus drei Leuten bestehendes Team zur Analyse der Sicherheitssysteme ausgewählt und in den oberen Stockwerken an die Arbeit gesetzt hatte.
    »Ich bin in einem Waffenraum, oder?«, fragte Ivan und schwenkte sein Bündel mit den Plastikfolien der Inventurliste.
    Miles zog seinen Blick von der chemischen Beschreibung des . Objekts (in alphabetischer Reihenfolge) aus dem Giftraum ab: Abgestreifte Schlangenhaut, von Pol, Gramm. »Wenn du es sagst.« »Ganz recht. Was tut dann eine kleine Schachtel mit der Aufschrift ›Komarranisches Virus‹ in Reihe , Bord , Behälter ?
    Was, zum Teufel, ist das? Sollte es nicht bei den biologischen Kampfstoffen sein? Hat es jemand falsch klassifiziert? Ich werde das verdammte Ding nicht öffnen, bevor du herausfindest, was das ist. Sonst bekomme ich noch grüne Pilze oder schwelle auf wie die armen Schweine mit der sergyaranischen Wurmseuche.
    Oder noch schlimmer.« »Die Wurmseuche muß die abscheulichste Heimsuchung in der jüngeren Geschichte gewesen sein«, pflichtete Miles ihm bei.
    »Aber für eine Seuche war sie nicht sonderlich letal. Laß mich mal sehen. Stand es auf der Liste für den Waffenraum?« »O ja, genau dort, wo es sein sollte. Wie die hier meinen.« »Also soll es eine Waffe sein. Vielleicht.« Miles markierte sich die Stelle, an der er gerade gewesen war, und speicherte die Gifteliste