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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zwei oder drei oder vier, während Miles an den Türrahmen gelehnt wartete und mit dem Stiefel auf dem gemusterten Teppich scharrte. Er klopfte aufs neue.
    »Los, Simon, lassen Sie mich rein.« »Sei nicht so ungeduldig, Miles«, ermahnte ihn die Stimme seiner Tante nachdrücklich. »Du bist ein bißchen ungehobelt.« Miles biß die Zähne zusammen, um eine schnippische Antwort zu unterdrücken, scharrte noch mehr auf dem Teppich und fingerte an seiner Auditorenkette herum, dabei öffnete sich der hohe Kragen seiner braun-silbernen Jacke. Von drinnen war Geschlur fe und Geklimper zu hören, dazu ein leises Lachen. Schließlich näherten sich Lady Alys’ leichte Schritte; mit einem Klick sperrte sie auf, und die Tür schwang auf.
    »Guten Morgen, Tante Alys«, sagte Miles trocken.
    »Guten Morgen, Miles«, antwortete sie viel fröhlicher, als er erwartet hatte. Sie winkte ihn in das Wohnzimmer herein. Das übervolle Frühstückstablett stand auf dem kleinen Tisch in der Fensternische, von der aus man den Garten sehen konnte. Es waren leider nur noch Krümel übrig. Lady Alys war nach Miles’ Meinung für diese Tageszeit seltsam formell gekleidet, in ein Gewand, das mehr zu einem Dinner als zu einem Frühstück paßte, und sie experimentierte offenbar mit ihrer Frisur; ihr Haar war offen, in glänzenden schwarzen und silbernen Wellen gebürstet fiel es über ihren Rücken herab.
    Illyan erschien aus dem Bad, er zog sich gerade eine Jacke über sein Hemd und seine Hose und trug noch die Schlafzimmerpantoffeln. »Guten Morgen, Miles«, er klang wie ein Echo von Lady Alys, und auch er hatte diese widerliche Munterkeit eines Morgenmenschen in der Stimme. Sein Lächeln verflog, als er an Miles’ zerknitterter Erscheinung erkannte, daß der die ganze Nacht aufgewesen war. Sein Ton wurde flacher. »Was ist denn los?« »Ich habe heute nacht im KBS-Hauptquartier einige sehr interessante Dinge herausgefunden.« »Fortschritte?« »Zwei Schritte voran, drei zur Seite. Hm …« Er blickte mit gerunzelter Stirn auf seine Tante und überlegte, wie er sie höflich hinausschicken könnte. Sie verstand den Wink nicht und setzte sich statt dessen auf das kleine Sofa neben den Tisch und hörte ihm mit gesteigertem Interesse zu. Illyan setzte sich neben sie.
    Miles beschloß feige, Illyan den unangenehmen Part zu überlassen. »Das ist alles höchst geheim, oder wird es sein.« Er wartete einen Herzschlag lang, während sie ihn beide anschauten. »Glauben Sie wirklich, es eignet sich für Lady Alys’ Ohren?« fügte er hinzu.
    Er hatte es schlecht formuliert. Illyan erwiderte lediglich: »Gewiß. Heraus damit, Miles, spann uns nicht auf die Folter!« Tja, wenn Illyan meinte, das ginge in Ordnung … Miles holte Atem und begann eine schnelle Schilderung der Ermittlungen während seines letzten Tageszyklus beim KBS. Keiner seiner beiden Zuhörer unterbrach ihn, Lady Alys murmelte allerdings: »Gut für Ivan«, als er beschrieb, wie sie ihre kostbare Nadel im Heuhaufen des Waffenraums IV gefunden hatten.
    Illyans fröhliche Miene war völlig verschwunden; angespannt saß er da. Lady Alys betrachtete besorgt sein Profil und nahm seine Hand; er drückte seinerseits die ihre.
    »Was ich wissen muß«, kam Miles zum Schluß, »ist, ob Sie sich an etwas, irgend etwas aus der Zeit erinnern, als diese Probe gebracht wurde, damals als dieser letzte komarranische Rebellionsversuch vereitelt wurde.« Illyan rieb sich die Stirn. »Da ist … wenig da. Ich erinnere mich natürlich an Ser Galens Komplott und an den anfänglichen schrecklichen Wirbel um die Entdeckung der Existenz von Lord Mark. Die Gräfin war sehr aufgeregt, auf ihre beste betanische Art. Trieb deinen Vater fast zur Verzweiflung. Ich erinnere mich an deinen Bericht von der Erde. Ein Meisterwerk seines literarischen Genres. Dieses Abenteuer in Sektor Vier, wo du dir beide Arme gebrochen hast, war … direkt danach, stimmt’s?« »Ja. Aber gewiß muß doch irgend jemand Ihnen einen Bericht über den Prokaryoten gegeben haben. Ich kann verstehen, warum Sie es vielleicht nicht riskiert haben, dieses Objekt persönlich in Augenschein zu nehmen.« »Sicher hat das jemand getan.« Illyans rechte Hand ließ die Lady Alys’ los und ballte sich zur Faust. »Zweifellos hat man mir alle Details berichtet. Und zweifellos habe ich sie dort abgespeichert, wo ich immer die Details abgespeichert habe. Aber jetzt ist nichts mehr davon übrig.« Lady Alys blickte Miles finster und gereizt an, als

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