Vorkosigan 12 Viren des Vergessens
hängen. Oder vielleicht um den Hals.« Illyan ging auf die geschwungene Treppe zur Gästesuite zu und kicherte leise.
Nachdem er vom Überprüfen der Daten schon fast schielte, riß sich Miles am folgenden Abend von seiner Komkonsole los und nahm an einem ruhigen Abendessen zu Hause teil. Die Tischgesellschaft bestand nur aus ihm selbst, der Gräfin und Illyan. Die erste Hälfte der Mahlzeit verbrachte Miles damit, daß er entschlossen alle Winke mit dem Zaunpfahl abschmetterte, mit denen die Gräfin zu verstehen geben wollte, man könne Mama Kosti vielleicht dafür interessieren, nach Sergyar auszuwandern, wo man für sie sicher einen Platz im Hauspersonal des Vizekönigs finden würde.
»Sie wird niemals Vorbarr Sultana verlassen, solange ihr Sohn hier stationiert ist«, erklärte Miles.
Die Gräfin wurde nachdenklich. »Korporal Kosti könnte nach Sergyar versetzt werden …« »Keine schmutzigen Tricks«, sagte er schnell. »Ich habe sie gefunden, und sie gehört mir.« »Das war nur so eine Idee.« Sie lächelte ihn lieb an.
»Da wir gerade von Sergyar reden, wann wird Vater von dort eintreffen?« »Am Tag vor der Verlobung. Wir werden kurz danach zusammen abreisen. Natürlich werden wir zur Hochzeit am Mittsommer wiederkommen. Ich würde gerne länger bleiben, aber wir müssen wirklich beide nach Kolonie Chaos zurückkehren. Je kürzer er sich in Vorbarr Sultana aufhält, desto weniger wird er von alten politischen Kameraden wegen neuer Aufgaben angegangen werden. Das ist ein Vorteil von Sergyar; sie haben es dort schwerer, zu ihm zu gelangen. Immer noch taucht jeden Monat einer auf, voller Ideen für Dinge, die Aral in seiner nichtexistierenden Freizeit tun könne, und wir müssen ihn dann fürstlich bewirten und sanft wieder zur Tür hinausschieben.« Sie lächelte ihm über den Tisch hinweg einladend zu. »Du solltest wirklich bald kommen und uns dort besuchen. Es ist vollkommen sicher. Wir verfügen jetzt über eine wirksame Therapie gegen diese abscheulichen Würmer, weißt du, viel besser als die alte chirurgische Entfernung. Es gibt soviel zu sehen und zu tun.
Besonders zu tun.« Das unheilvolle Leuchten in den Augen einer Mutter mit einer langen Liste von unangenehmen Aufgaben in der Hand hat so etwas Universales, überlegte Miles. »Wir werden sehen. Ich gehe davon aus, daß ich meinen Anteil an dieser Auditorenuntersuchung in ein paar Tagen für Gregor abgeschlossen haben werde.
Danach … bin ich mir noch nicht ganz sicher, was ich mit mir anfangen werde.« Es entstand ein kurzes Schweigen, während jedermann sich anerkennend dem Nachtisch widmete. Schließlich räusperte sich Illyan und verkündete der Gräfin: »Ich habe heute den Mietvertrag für meine neue Wohnung unterschrieben, Cordelia. Sie wird schon morgen zum Einzug fertig sein.« »Oh, großartig.« »Ich möchte euch beiden danken, besonders dir, Miles, für eure Gastfreundschaft. Und eure Hilfe.« »Welche Wohnung?«, fragte Miles. »Ich fürchte, ich habe diese ganze Woche an meiner Komkonsole zugebracht,« »Stimmt. Lady Alys hat mir geholfen sie zu finden.« »Befindet die Wohnung sich in ihrem Haus?« Und das wäre auch eine sehr exklusive Adresse. Konnte Illyan sich das leisten?
Das halbe Gehalt eines Vizeadmirals war lediglich anständig, doch wenn man darüber nachdachte, dann mußte er inzwischen ein beträchtliches Sparguthaben angehäuft haben, wenn man an die erzwungene Einfachheit seines früheren, ganz der Arbeit gewidmeten Lebens dachte.
»Ich denke, ich bin jetzt eine geringere Bedrohung für meine Nachbarn als früher, doch für den Fall, daß ein alter Feind schlecht zielt … es ist ein paar Straßen von ihr entfernt. Es wäre keine schlechte Idee, ein paar Gerüchte in Umlauf zu bringen, daß ich geistig stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde, als ich es wirklich bin, falls ihr die Gelegenheit dazu haben solltet. Das würde mich zu einem weniger aufregenden Ziel machen.« »Glauben Sie, Sie werden weiter für den KBS arbeiten, wenn nicht als Chef, dann … ich weiß nicht … als Berater oder so etwas?« »Nein. Jetzt, wo das … hm … eigenartige Attentat auf mich aufgeklärt ist, werde ich aussteigen. Schau nicht so schockiert drein, Miles! Fünfundvierzig Jahre im Dienst des Kaisers kann man nicht als eine tragisch gekappte Karriere betrachten.« »Wahrscheinlich nicht. Sie werden Gregor fehlen. Und uns allen.« »Oh, ich nehme an, man wird mich sehen.« Spät am folgenden Nachmittag schloß Miles
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