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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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haben, wenn ihr hier seid. Ich habe ihn bisher nie gebraucht. Ich war nie hier.« »Ich weiß. Jetzt bist du hier, und ich bin fort. Das Leben ist manchmal so seltsam.« Sie wanderte davon und summte dabei vor sich hin.
    Mit soviel Trägern dauerte der Umzug nur eine Stunde. Über einen größeren Raum ausgebreitet, machte sein Leben nur eine dünne Schicht aus. Mindestens drei Tonnen Besitztümer von Admiral Naismith befanden sich noch bei der Dendarii-Flotte; vermutlich müßte er sich die irgendwie holen. Schließlich würde wahrscheinlich kein anderer seine Kleider oder seine speziell angefertigte Raumrüstung verwenden können. Er wanderte herum, ordnete Sachen anders an, versuchte herauszufinden, wie er sie hier in der neuen Umgebung verwenden würde.
    Es war alles wunderbar geräumig. Er empfand eine mitfühlende Empfindung von Identifikation mit diesen wurzelgebundenen Pflanzen, die zu lange darauf gewartet hatten, in größere Töpfe umgesetzt zu werden. Nicht, daß er eigentlich vorhatte, wie eine Pflanze zu vegetieren. Die im Weltraum geborene Quinn würde ihn einen Dreckschlucker nennen. Quinn würde … zur Hälfte rechthaben.
    Er schuldete ihr eine Nachricht. Er schuldete ihr einige Nachrichten und dazu eine große Entschuldigung dafür, daß er im Wirbel der letzten Ereignisse ihre letzten paar Anfragen beiseite geschoben hatte. Er ließ sich an seiner umplazierten Komkonsole nieder. Die Lichter der Stadt spiegelten sich in einem bernsteinfarbenen Dunst vor dem wolkenverhangenen Himmel. Der Garten, den er durch das große Fenster seines Studierzimmers sehen konnte, leuchtete sanft in der Schneenacht.
    Er sammelte seine Miene und seine Gedanken und begann. Er tippte fröhlich-beruhigende Mitteilungen medizinischer und sonstiger Natur und schickte sie per Dichtstrahl; sie würde sie in etwa einer Woche erhalten, abhängig davon, wo sich die Dendarii-Flotte gerade befand. Sehr zu seiner Überraschung ging ihm diese Aufgabe, die ihm früher unmöglich erschienen war, leicht von der Hand. Vielleicht hatte er nur sein Gehirn freimachen müssen.

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KAPITEL 28
    Miles beschloß, aus der Rückgabe seiner Auditorenkette und des Amtssiegels zusammen mit der Übergabe des Berichts eine kleine Zeremonie zu machen. Die traditionelle Würde dieses Amtes schien etwas mehr zu erfordern, als nur die entsprechenden Objekte in einem Plastikbeutel am Residenztor abzugeben. Also kleidete er sich wieder mit aller gebotenen Sorgfalt in seine braun-silberne Vorkosigan-Uniform. Er zögerte lange, bevor er –vielleicht zum letztenmal – seine militärischen Auszeichnungen an der Jacke befestigte. Doch er hatte vor, Gregor um einen sehr persönlichen Gefallen zu bitten, und ihm war lieber, die Auszeichnungen sprachen für ihn, als daß er für sich selbst sprechen mußte.
    Hinsichtlich dieses Gefallens hatte er Bedenken. Es war, alles in allem, nur eine kleine Sache, und er hatte das undeutliche Gefühl, daß er eigentlich über solche kleinlichen Sorgen erhaben sein sollte. Aber es war für ihn wichtig, wie diese Extra-Zentimeter Körpergröße, die niemand sonst bemerkte. Wie schon früher ließ er sich von Martin vor dem östlichen Säulengang der Residenz absetzen. Diesmal verschonte Martin Gregors Tor; seine Beherrschung des alten Bodenwagens des Grafen war wirklich erheblich besser geworden. Aufs neue wurde Miles von Gregors Haushofmeister in Gregors Büro im Nordflügel geleitet.
    Gregor mußte an diesem Vormittag ebenfalls zeremonielle Verpflichtungen auf seinem Tagesplan stehen haben, denn er trug die Hausuniform der Vorbarra, und zwar so schneidig wie immer, was den Neid aller Vor-Lords mit weniger perfekten Kammerdienern erregte. Die Komkonsole, an der er auf Miles wartete, befand sich im Wartezustand, so daß seine Aufmerksamkeit nicht durch ein Datendisplay abgelenkt wurde.
    »Guten Morgen, Mylord Auditor.« Gregor lächelte.
    »Guten Morgen, Majestät«, antwortete Miles automatisch. Er legte die Datenkarte in ihrer Schutzhülle auf das glatte schwarze Glas des Komkonsolenpults, zog vorsichtig Kette und Siegel über den Kopf und ließ die schweren Glieder durch die Hände gleiten, bevor er sie behutsam auf die Glasfläche legte. »Das wär’s. Alles erledigt.« »Danke, Mylord Auditor.« Auf ein Zeichen des Kaisers hin brachte der Haushofmeister Miles einen Stuhl. Miles setzte sich und leckte sich die Lippen, wobei er in Gedanken die verschiedenen möglichen Eröffnungssätze durchging, die er für sein

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