Vorkosigan 12 Viren des Vergessens
Bericht vom Hals hatte … aber Miles hatte im Augenblick niemand, mit dem er hätte in Urlaub fahren können, außer Ivan, und das war schließlich nicht dassel be. »Falls es dich wirklich beunruhigt, kannst du vermutlich mit meiner Mutter reden.« »Das habe ich schon versucht. Sie ist Betanerin. Sie meint, es sei einfach großartig. Gut für das kardiovaskuläre System und die Endorphinproduktion und so weiter. Sie und meine Mutter haben es vermutlich zusammen ausgeheckt, wenn ich es mir recht überlege.« »Vielleicht. Schau dir doch die Sache von der heiteren Seite an.
Es besteht doch die Möglichkeit, daß Tante Alys so mit ihrem Liebesleben beschäftigt ist, daß sie gar keine Gedanken mehr frei hat für ihre Versuche, das deine zu arrangieren. Hast du nicht immer gesagt, daß du das haben wolltest?« »Ja, aber …« »Überleg doch mal: Wie oft hat sie dich im vergangenen Monat damit belästigt, du solltest heiratsfähigen Mädchen den Hof machen?« »Im vergangenen Monat … sind wir alle ziemlich beschäftigt gewesen.« »Wie viele Verlobungen, Heiraten oder freudige Ereignisse der Kinder ihrer Bekannten hat sie dir in allen Einzelheiten beschrieben?« »Na ja … keine, jetzt, wo du es sagst. Außer Gregors natürlich.
So lange hat sie noch nie darauf verzichtet, mir die Personenstandsmeldungen der hohen Vor herunterzubeten. Selbst als ich damals an unserer Botschaft auf der Erde Dienst tat, hat sie mir zweimal im Monat eine diesbezügliche Nachricht geschickt.« »Überleg mal, welch ein Segen das für dich ist, Ivan.« Ivan verzog den Mund. »Früchte«, murmelte er, »an kleinen Stäbchen.« Miles brauchte eine volle Stunde, um seine Konzentration wiederzugewinnen, nachdem er Ivan hinausgescheucht hatte. Er nutzte die Störung praktisch aus, indem er Dr. Chenko im KMK anrief und endlich einen Termin für die Kalibrierung seines Anfallkontrollgerätes ausmachte. Chenko schien sehr erpicht zu sein herauszufinden, ob es funktionierte. Miles kam sich allmählich wie eine große zweibeinige Laborratte vor.
Am nächsten Nachmittag schickte er sich gerade an, Palais Vorkosigan durch den Haupteingang zu verlassen, um zu diesem Termin zu gehen, als er Illyan begegnete, der gerade heimkehrte.
Es schneite, weiße Schneeflocken hingen an Illyans Ziviljacke und überstäubten sein schütteres Haar. Sein Gesicht war rot von der Kälte und wirkte heiter. Er schien allein zu sein.
»Wo sind Sie gewesen?« fragte Miles. Er reckte den Hals, als die Tür zufiel, aber er sah weder Lady Alys noch eine Wache oder einen anderen Begleiter fortgehen.
»Ich bin in der Stadt spzierengegangen.« »Ganz allein?« Miles versuchte, keine Beunruhigung in seiner Stimme anklingen zu lassen. Wenn nach allem, was vorgefallen war, dieser Mann sich verlaufen würde und man die Stadtwache alarmieren müßte, daß sie nach ihm suchte, um ihn dann erschreckt oder verwirrt und verlegen in einem seltsamen Winkel der Stadt aufzufinden … »Es sieht so aus, als hätten Sie schön zurückgefunden.« »Ja.« Illyan grinste selbstbewußt. Er streckte die Hand aus und zeigte Miles den Holokubus, den er darin hielt. »Deine Frau Mutter hat mir eine Landkarte geschenkt. Da ist der gesamte Nord-und Südkontinent darauf sowie alle bewohnten Inseln, jede Stadt und jedes Dorf, jede Straße und jedes Gebirge bis zum Maßstab :. Wenn ich mich jetzt verlaufe, kann ich selbst den Rückweg finden.« »Die meisten Menschen benutzen Landkarten, Simon.« Ich bin doch ein Idiot! Warum habe ich nicht schon eher daran gedacht?
»Es ist schon so lange her, seit ich sie benutzen mußte, daß mir der Gedanke gar nicht mehr gekommen ist. Es ist wie ein eidetischer Chip, den man in der Hand halten kann. Man erinnert sich sogar an Dinge, die man noch gar nicht gewußt hat. Wunder voll!« Er öffnete seine Jacke und zog ein zweites Gerät aus seiner Innentasche, ein vollkommen normales (wenn auch offensichtlich hochqualitatives) kommerzielles Audionotizbuch. »Das hat sie mir auch geschenkt. Es erstellt automatisch Querverweise nach Schlüsselwörtern. Simpel, aber für normalen Gebrauch perfekt geeignet. Es stellt fast ein prothetisches Gedächtnis dar, Miles.« Schließlich hatte der Mann in den vergangenen fünfunddreißig Jahren nicht einmal daran denken müssen, sich Notizen zu machen. Was würde er als nächstes entdecken? Das Feuer? Die Schrift? Den Ackerbau? »Sie müssen sich nur merken, wo Sie es hinlegen.« »Ich denke daran, es an meinen Gürtel zu
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