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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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im nachhinein erwischt zu werden. Nein, er würde ihn nicht zu Ende führen. Seine chiffrierte Karte mit dem frisierten Bericht würde er schon abgeben, in diesem Punkt hatte er sich ja keine Wahl gelassen, aber dann (und noch bevor Illyan eine Gelegenheit hatte, das dreimal verdammte Ding durchzusehen) würde er Illyan seinen mündlichen Bericht erstatten und ihm die exakte Wahrheit mitteilen. Er konnte so tun, als hätte er gemeint, die Nachricht von seinem medizinischen Schwachpunkt sei zu brisant, um sie selbst verschlüsselt festzuhalten. Als würde er das Problem prompt und angemessen in Illyans Hände legen, damit der entscheide. Und für Miles war es sowieso physikalisch nicht möglich gewesen, schneller nach Hause zu kommen.
    Wenn er noch länger hier in der Kälte stünde und so täte, als studierte er die stilisierten granitenen Monster, die als Flachrelief in die Oberschwelle der Tür gemeißelt waren – geplättete Dämonen hatte ein Witzbold sie getauft –, dann würde jemand von der Wache kommen und ihn höflich, aber gezielt ausfragen. Entschlossen schlüpfte er aus seinem Militärmantel, legte ihn ordentlich gefaltet über den Arm, drückte die Mappe mit dem chiffrierten Bericht an die grüne Uniformjacke und trat ein.
    Der Diensthabende am Empfangsschalter absolvierte kommentarlos die üblichen Sicherheits-und Identifikationsprozeduren. Es war alles durch und durch Routine. Seinen Mantel – der nicht aus einem Militärladen stammte, sondern Maßarbeit war, damit er zu seiner sehr ungewöhnlichen Größe paßte – ließ er im Kontrollraum zurück. Es war ein Zeichen für seinen Sicherheitsstatus, daß er ohne Begleiter auf den Weg zu Illyans nicht sehr zugänglichem Büro geschickt wurde. Man mußte zwei verschiedene Liftrohre aufwärts nehmen, dann ein drittes abwärts, um auf das entsprechende Stockwerk zu gelangen.
    Als er angekommen war und den letzten Scanner auf dem Korridor passiert hatte, fand er die Tür zum Vorzimmer offen. Illyans Sekretär saß an seinem Schreibtisch und sprach mit General Lucas Haroche, dem Leiter der Abteilung H.A. Heimische Angelegenheiten. Der Titel des Generals ließ Miles immer an einen Gigolo für gelangweilte Ehefrauen denken, doch tatsächlich handel te es sich um einen der unangenehmeren und undankbareren Jobs im Sicherheitsdienst, um das Aufspüren möglicher Verratskomplotts und regierungsfeindlicher Gruppen, und zwar nur auf Barrayar. Sein Gegenpart General Allegre von K.A. Komarranische Angelegenheiten, hatte die Vollzeitaufgabe, das Gleiche für das unruhige, eroberte Komarr zu tun.
    In den seltenen Fällen, wo er nicht direkt Illyan berichtete, verhandelte Miles normalerweise mit dem Leiter der Abteilung G.A.
    Galaktische Angelegenheiten (nach Miles Meinung ein viel exotischerer und sinnträchtigerer Titel). Doch G.A. war auf Komarr stationiert, und diesmal hatte man Miles angewiesen, direkt nach Barrayar zurückzukommen, ohne Zwischenhalt auf jenem Planeten, der Barrayars einzigen Sprungpunktzugang zum Wurmlochnexus bewachte. Es sieht so aus, als wäre es dringend. Vielleicht wäre es sogar dringend genug, um Illyans negative Aufmerksamkeit von Miles’ schlimmer Neuigkeit abzulenken.
    »Hallo, Herr Hauptmann. Hallo, General Haroche.« Als der vermutlich jüngste Offizier hier salutierte Miles die beiden mit einem vage gezielten militärischen Gruß, den sie ebenso beiläufig erwiderten. Miles kannte Illyans Sekretär nicht besonders gut; der Mann hatte diesen kritischen Posten erst seit zwei Jahren inne, wodurch Miles ihm gegenüber mindestens sechs Jahre Vorsprung im Dienstalter als Illyan-Satellit hatte, wenn man es in diesen Begriffen sehen wollte.
    Der Sekretär streckte die Hand nach der Chiffren-Mappe aus.
    »Ihr Bericht, okay. Geben Sie ihn bitte ab.« »Ich … hatte ihn eigentlich dem Boss persönlich überreichen wollen.« Miles deutete mit einem Nicken in Richtung auf Illyans geschlossene innere Tür.
    »Geht heute nicht. Er ist nicht da.« »Nicht da? Ich hatte erwartet … da sind ein paar Sachen, die ich mündlich ergänzen müßte.« »Ich werde sie für Sie weiterleiten, sobald er zurückkommt.« »Kommt er bald zurück? Ich kann warten.« »Heute nicht mehr. Er ist nicht in der Stadt.« Mist. »Tja …« Widerstrebend überreichte Miles die Mappe dem bestimmungsgemäßen Empfänger und drückte seine Handfläche viermal auf das Lese-Pad der Komkonsole, um die Ablieferung zu bestätigen und zu dokumentieren. »Also … hat er für

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