Vorkosigan 12 Viren des Vergessens
ungeliebten einstigen Heimat?
Mark müßte es eigentlich wissen; seiner letzten Mitteilung zufolge ließ er ihnen immer noch Geld zukommen. Und wenn dem so wäre, wären sie dann bereit, noch einen neuen oder eher alten Patienten zu übernehmen? Ganz, ganz heimlich?
Er konnte einen langen Urlaub nehmen, vorgeblich um seine Eltern auf Sergyar zu besuchen. Von Sergyar war es nur ein Katzensprung nach Escobar. Sobald er dort wäre, könnte er Rowan Durona besuchen … Er könnte es vielleicht Illyan noch offener durchsickern lassen und so tun, als handelte es sich um eine Reise zum Besuch einer Geliebten. Oder sich beim Grafen verplappern.
Selbst den KBSAgenten wurde widerstrebend eingeräumt, daß sie ein Privatleben haben durften, obwohl es für Miles etwas Neues gewesen wäre, wenn Illyan selbst eins gehabt hätte. Miles’ kurze Liebesaffäre mit Rowan war eine Art Mißverständnis gewesen, ein Unfall, der passiert war, während er noch an Kryo-Amnesie litt. Doch sie hatten sich im Guten getrennt, so meinte er. Konnte er sie vielleicht überreden, ihn zu behandeln und doch davon keine Aufzeichnungen zu machen, die der KBS finden würde?
Man könnte es schaffen … seinen Kopf kurieren, was immer, zum Teufel, damit nicht in Ordnung war, und in aller Ruhe weitermachen, ohne daß jemand etwas davon erfuhr. Okay?
Ein Teil von ihm bereute schon, daß er nicht beide Versionen seines Berichts an den KBS über die Mission auf Code-Karten kopiert und sich die endgültige Entscheidung für später aufgehoben hatte, wenn er ein bißchen mehr Zeit haben würde, um es zu durchdenken. Die eine einreichen, die andere vernichten. Doch jetzt hatte er sich festgelegt, und wenn er sich festgelegt hatte, brauchte er einen besseren Plan, als nur auf sein Glück zu bauen.
Escobar war die Lösung. Sobald sein Einsatzplan es erlaubte.
Äußerst ärgerlich, daß seine Heimreise ihn nicht über Escobar führte.
Er lehnte sich zurück und betrachtete das triumphale Durcheinander von Tellern und Bechern, Gläsern und Schalen, die dicht gedrängt auf dem Tisch standen und eher aussahen wie eine Kampfszene nach … nun, nachdem Taura damit fertig war. Hier war kein Reste vertilgen mehr nötig. Er blickte an ihrer mit Seide drapierten Schulter vorbei auf ihrer beider Bett. »Nun, Mylady, ein Nickerchen? Oder etwas anderes?« Sie folgte seinem Blick. »Etwas anderes. Dann ein Nickerchen«, entschied sie.
»Wie Sie befehlen.« Er verbeugte sich nach Vor-Sitte und erhob sich, um sie bei der Hand zu nehmen. »Nutzen wir die Nacht.«
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Kapitel 4
Wie es dem Standardverfahren für heimkehrende Kuriere entsprach, wurde Miles am militärischen Shuttle-Hafen außerhalb von Vorbarr Sultana von einem KBS-Bodenwagen samt Fahrer abgeholt und direkt zum Hauptquartier des KBS im Stadtzentrum gebracht. Er wünschte sich, der Fahrer würde etwas langsamer machen oder den Block noch ein paarmal umrunden, als das HQ schon hinter der letzten Ecke drohend sichtbar wurde. Als wären die frustrierenden Wochen noch nicht genug, die er an Bord des Regierungsschiffs während der Heimreise mit Nachdenken über sein Dilemma zugebracht hatte. Er brauchte nicht weiteres Nachdenken, er brauchte Aktion.
Der Fahrer passierte den Sicherheitskontrollpunkt und fuhr durch das Tor des massiven grauen Gebäudes, das sich riesengroß, grimmig und unheilverkündend vor ihnen erhob. Dieser Eindruck resultierte nicht ausschließlich aus Miles’ Gemütszustand; das Hauptquartier des KBS war eines der häßlichsten Gebäude in Vorbarr Sultana. Touristen vom flachen Land, von denen man sonst hätte erwarten können, daß sie den Ort mieden, fuhren vorbei, um einfach einen Blick darauf zu werfen, zu Ehren des interessanten Rufes des Architekten, der, wie eine Legende behauptete, nach dem jähen Sturz seines Mäzens, Kaiser Yuri, in geistiger Umnachtung gestorben war. Sie fuhren an der einschüchternden Fassade vorbei und um die Ecke zu dem diskreten Seiteneingang, der für Kuriere, Spione, Informanten, Analytiker, Sekretäre, Hausmeister und andere Leute bestimmt war, die hier wirklich etwas zu tun hatten.
Mit einem Wink entließ Miles Fahrer und Wagen und stand – ein letztes Mal zögernd – in der nachmittäglichen Herbstfrische vor der Tür. Allmählich verließ ihn seine Überzeugung, daß sein sorgfältig ausgeheckter Plan jemals funktionieren würde.
Und selbst wenn er funktionierte, dann würde ich mir den Hals verrenken: vom ständigen Kopfumdrehen in der Erwartung,
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