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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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einem Lachen. Gott bewahre mich vor der Kaiserherrschaft. Amen. Oder vielleicht log er jetzt, anstatt damals. Vielleicht war Admiral Naismith der echte, der Lord Vorkosigan wie eine Maske anlegte. Naismiths flacher betanischer Akzent kam ihm so leicht von der Zunge. Vorkosigans gutturale barrayaranische Laute schienen zunehmend bewußte Anstrengung zu fordern. In Naismith konnte er so leicht hineinschlüpfen, bei Vorkosigan war es so … schmerzvoll.
    »Eigentlich …« – er nahm den Faden ihres vorherigen Gesprächs wieder auf, zuversichtlich, daß sie ihm folgen konnte – »… ist Freiheit genau das, was ich nicht will. Nicht in dem Sinn, ziellos zu sein, oder … oder … arbeitslos.« Besonders nicht arbeitslos. »Ich will keine freie Zeit – den gegenwärtigen Augen blick ausgenommen«, fügte er schnell hinzu. Sie nickte ermutigend. »Ich will vermutlich … meine Bestimmung. So vollständig ich zu sein oder zu werden, wie ich kann.« Daher die Erfindung von Admiral Naismith, der all diejenigen Teile von ihm enthielt, für die auf Barrayar kein Raum war.
    Er hatte darüber hundertmal nachgedacht. Hatte daran gedacht, Vorkosigan für immer aufzugeben und nur Naismith zu werden.
    Sich aus den finanziellen und patriotischen Fesseln des KBS freizustrampeln, ein Renegat zu werden und mit der Freien Dendarii-Söldnerflotte ein galaktisches Leben zu beginnen. Doch das war eine Einbahnstraße. Für einen Vor-Lord bedeutete der Besitz einer privaten Streitmacht Hochverrat, verdammt illegal, ein Kapitalverbrechen. Er würde nie mehr heimkehren können, wenn er diesen Weg erst einmal eingeschlagen hätte.
    Vor allem konnte er das seinem Vater nicht antun. Mein Vater, der Graf, ein Titel, der in einem Atemzug ausgesprochen wurde.
    Nicht, solange der alte Herr noch lebte und all diese altbarrayaranischen Hoffnungen für seinen Sohn hegte. Miles war sich nicht sicher, wie seine Mutter reagieren würde, die trotz all dieser Jahre, die sie auf Barrayar gelebt hatte, immer noch bis ins Mark betanisch war. Sie würde keine prinzipiellen Einwände haben, aber sie billigte nicht gerade die militärische Seite der Sache. Sie mißbilligte sie eigentlich auch nicht; sie machte einfach nur deutlich, daß es ihrer Meinung nach bessere Dinge gab, die intelligente Menschen mit ihrem Leben anstellen konnten. Und sobald sein Vater stürbe … wäre Miles Graf Vorkosigan mit einem Distrikt und einer wichtigen Stimme im Rat der Grafen, und Pflichten den ganzen Tag lang … Lebe, Vater! Lebe noch lange!
    Es gab Teile in ihm, für die auch in Admiral Naismith kein Platz war.
    »Da wir gerade von denkwürdigen Rettungsaktionen sprechen«, Tauras schöner Bariton brachte ihn in die Gegenwart zurück, »wie kommt dein armer Klonzwilling Mark jetzt zurecht?
    Hat er schon seine Bestimmung gefunden?« Wenigstens Taura nannte sein eines und einziges Geschwister nicht ›den fetten kleinen Kriecher‹. Er lächelte sie dankbar an.
    »Recht gut, glaube ich. Er hat Barrayar zusammen mit meinen Eltern verlassen, als sie nach Sergyar abreisten, ist einige Zeit bei ihnen geblieben und dann nach Kolonie Beta weitergereist. Meine betanische Großmutter hat in Mutters Auftrag ein Auge auf ihn. Er hat sich an der Universität von Silica eingeschrieben, in derselben Stadt, wo auch sie lebt – er studiert ausgerechnet Rechnungswesen. Es scheint ihm zu gefallen. Für mich unverständlich. Ich werde das Gefühl nicht los, wenn man einen Zwilling hat, dann müßte der doch noch mehr die gleichen Geschmäcker haben als ein gewöhnlicher Bruder.« »Vielleicht werdet ihr euch später im Leben ähnlicher.« »Ich glaube nicht, daß Mark sich je noch einmal mit dem Militär einlassen wird.« »Nein, aber vielleicht wirst du dich für Rechnungswesen interessieren.« Mißtrauisch blickte er auf – oh, gut. Sie scherzte nur. Er erkannte es an den Fältchen in ihren Augenwinkeln. Doch als sie sich wieder glätteten, blieben dort trotzdem zarte Krähenfüßchen zurück. »Solange ich wenigstens nicht seinen Leibesumfang annehme.« Er nippte an seinem Wein. Marks Erwähnung rief ihm Erinnerungen an Jackson’s Whole wach, an seine Kryo-Wiederbelebung und an alle seine geheimen Probleme, die sich gegenwärtig mit unwillkommenen Konsequenzen in die Länge zogen.
    Auch die Erinnerung an Dr. Durona, seine Chirurgin von der Kryo-Wiederbelebung. War es den flüchtigen Durona— Schwestern tatsächlich gelungen, auf Escobar ihre neue Klinik aufzumachen, weit weg von ihrer

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