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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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öfter – schon einen wartend vorgefunden, wenn er aus Illyans Bau herausgekommen war. Doch Gefolgsleute, Diener, Fahrzeuge und der Rest des Haushalts waren mit dem Grafen und der Gräfin zum Palast des Vizekönigs auf Sergyar verlegt worden (allerdings hatte seine Mutter ihm trocken ge schrieben, der Ausdruck ›Palast‹ sei völlig irreführend). Sollte er ein Fahrzeug von der Fahrbereitschaft des KSB-Hauptquartiers anfordern? Oder ein kommerzielles Taxi bestellen? Allerdings konnte man sicher sein, daß jedes Taxi, das hierherkam, zuerst von der Sicherheit gründlich überprüft worden war. Sein schmales Gepäck hatte er direkt vom Shuttle-Hafen nach Hause geschickt.
    Draußen war es kühl und grau, aber es regnete nicht. Und er hatte doch gerade erst viele Tage eingepfercht an Bord eines ausgesprochen überfüllten (wenn auch schnellen) Sprungschiffs verbracht. Er holte sich seinen Mantel und trat ins Freie. Schließlich galt der Befehl, rund um die Uhr einen Leibwächter zu beschäftigen, nur während seiner galaktischen Reisen.
    Vom Hauptquartier des KBS bis Palais Vorkosigan waren es etwa vier Kilometer. Beide Gebäude lagen zentral in der Altstadt.
    Ich glaube, ich laufe nach Hause.
    Miles umrundete die letzte Ecke und bog in die Straße ein, an der Palais Vorkosigan lag. Der graue Nachmittag verdunkelte sich gerade zu einem Nieselregen. Miles gratulierte sich zu seinem Timing. Vier Kilometer in … na ja, vielleicht war es nicht seine schnellste Zeit, aber wenigstens keuchte er nicht nach Atem, wie er es noch vor sechs Monaten getan hätte.
    Der flotte Spaziergang war … ereignislos gewesen. Die Straßen im Zentrum der Hauptstadt wimmelten vom Nachmittagsverkehr und waren voller Fußgänger, die eilends ihren vielfältigen Geschäften nachgingen und kaum einen Blick für den kleinen Mann übrig hatten, der da in Militärkleidung ausschritt. Niemand starrte ihn an, niemand machte derbe Gesten oder Bemerkungen, nicht einmal ein verstohlenes altes Zauberzeichen gegen Mutanten.
    Machte es soviel aus, daß er sein ungleiches Hinken, seine Beinschienen und den größten Teil der Krümmung seines Rückens losgeworden war? Oder lag der Unterschied bei den Barrayaranern?
    Drei Herrenhäuser alten Stils hatten sich einst diesen Block geteilt. Aus Sicherheitsgründen hatte zu der Zeit, als Miles’ Vater Regent gewesen war, der Staat das Haus an diesem Ende aufgekauft; jetzt beherbergte es einige untergeordnete Büros. Das am anderen Ende war baufälliger und seine Kanalisation in einem schlechten Zustand gewesen; man hatte es abgerissen und durch einen kleinen Park ersetzt. Zu ihrer Zeit, vor anderthalb Jahrhunderten, mußten die herrschaftlichen Häuser prächtig über die Pferdekutschen und vorübertrappelnden Reiter emporgeragt haben. Jetzt wurden sie von höheren modernen Gebäuden auf der anderen Seite der Straße überschattet.
    Palais Vorkosigan saß in der Mitte, von der Straße abgesetzt durch einen schmalen grünen Streifen von Rasen und Garten in der Schleife der halbkreisförmigen Auffahrt. Eine mit schwarzen, schmiedeeisernen Spitzen bewehrte Steinmauer umringte alles.
    Die vier Stockwerke aus großen grauen Steinblöcken, zwei Hauptflügel plus einige zusätzliche Stücke seltsamer Architektur, erhoben sich zu einer riesigen archaischen Masse. Das Ganze brauchte nur noch Fensterschlitze und einen Burggraben. Und ein paar Fledermäuse und Raben als Schmuck. Von der Erde stammende Fledermäuse waren selten auf Barrayar, da es für sie nicht genügend von der Erde stammende Insekten zum Fressen gab, und die einheimischen Kreaturen, die unkorrekterweise als Insekten bezeichnet wurden, waren normalerweise giftig, wenn sie verspeist wurden. Ein Energieschirm direkt innerhalb der Mauer sorgte für den wirklichen Schutz und eliminierte die romantische Möglichkeit von Fledermäusen. Ein Betonhäuschen neben dem Tor beherbergte die Torwachen; in der Blütezeit der Regentschaft hatten drei volle Pelotons von KBS-Wachen rund um die Uhr in drei Schichten Dienst getan; um das ganze Gebäude herum und noch einige Blocks weiter postiert, hatten sie beobachtet, wie die wichtigen Leute von der Regierung hinein und heraus geeilt waren.
    Jetzt war nur ein einzelner Torwächter im Dienst, ein junger KBS-Korporal, der auf das Geräusch von Miles’ Schritten hin den Kopf zur offenen Tür herausstreckte, dann herauskam und vor ihm salutierte. Ein neuer Mann; Miles kannte ihn nicht.
    »Guten Tag, Leutnant Vorkosigan«,

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