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Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Vorkosigan 12 Viren des Vergessens

Titel: Vorkosigan 12 Viren des Vergessens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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was er wegwerfen und was er behalten sollte. Haroche rief nicht zurück. Miles versuchte es noch zweimal in dessen Büro, bis er den Mann endlich aufstöberte.
    Haroche schaute ihn mit gerunzelter Stirn ungeduldig vom Bildprojektor der Komkonsole her an. »Ja, was gibt’s, Lord Vorkosigan?« Miles holte tief Luft. »Simon Illyan hat mich vor kurzem angerufen. Ich glaube, Sie sollten den Anruf einmal überprüfen.« »Wie bitte?« »Gehen Sie in Illyans Büro und lassen Sie seinen Sekretär den Anruf für Sie noch einmal abspielen. Eigentlich sollten Sie beide ihn sehen. Ich weiß, daß er aufgezeichnet wurde; das ist das Standardverfahren.« »Warum?« In der Tat. Warum sollte Haroche das Wort eines Sicherheitsparias ernst nehmen, wo er doch selbst Zeuge gewesen war, wie sein hochgeachteter Vorgesetzter Illyan ihn nicht nur entlassen, sondern auch höchstpersönlich aus seinem Hauptquartier hinauseskortiert hatte? »General, es ist wirklich wichtig, es ist wirklich dringend, und mir wäre es wirklich lieb, wenn Sie die Sache selbst beurteilten.« »Sie geben sich theatralisch mysteriös, Lord Vorkosigan.« Haroches finsterer Blick verriet gelangweilte Mißbilligung.
    »Es tut mir leid.« Miles bemühte sich ruhig zu bleiben. »Sie werden es verstehen, wenn Sie den Anruf sehen.« Haroche zog eine Augenbraue hoch. »So? Nun denn, vielleicht.« »Danke.« Miles schaltete ab. Es hatte keinen Zweck Haroche zu bitten, er solle nach der Besichtigung des Vids zurückrufen; denn dann läge die Sache gewiß schon nicht mehr in Miles’ Händen.
    Also. Er hatte es getan, hatte das Richtige getan, soweit wie unter diesen Umständen möglich.
    Ihm war richtig schlecht.
    Was nun? Sollte er Gregor anrufen? Es war unfair, den Kaiser in dieser Sache uninformiert zu lassen, aber du lieber Himmel … Haroche würde es früh genug tun, so vermutete Miles. Sobald er die Ereignisse im Griff hatte und Illyan unter geeignete medizinische Betreuung gestellt war, würde Haroche standardmäßig und aufgrund der Befehlskette zum amtierenden Chef des KBS aufrücken, und seine unmittelbare nächste Pflicht würde sein, Gregor von dieser unangenehmen Wendung der Ereignisse zu unterrichten und den Willen des Kaisers in dieser Angelegenheit zu erkunden. Bevor noch der Tag vorüber war, wäre schon alles geregelt.
    Vielleicht war der Grund für Illyans Verwirrung etwas Einfaches, das leicht behoben werden konnte; vielleicht würde er binnen Tagen wieder im Dienst sein. Zum Beispiel ein Kurzschluß in seinem Chip. Bei diesem Chip gibt es nichts Einfaches. Aber der KBS würde schon für seinen Mann sorgen.
    Miles seufzte und kehrte mit geringer Aufmerksamkeit zu seiner Liste selbstauferlegter kleiner Aufgaben zurück. Er versuchte zu lesen, aber er konnte sich nicht konzentrieren. Es war doch für Illyan nicht möglich, in dieser Sache seine Spuren zu verwischen, oder? Angenommen, Haroche war zu ihm hinaufgegangen, um den Anruf zu überprüfen, und der war nicht mehr gespeichert?
    Doch wenn Illyan einen solchen Grad von Selbstwahrnehmung besaß, dann hätte er sich eigentlich schon selbst in medizinische Behandlung begeben sollen.
    Der Tag zog sich unendlich hin. Am Abend, als Miles es nicht mehr aushielt und er sowohl Gregor wie auch Haroche anrief, konnte er keinen von beiden erreichen. Vielleicht hielten sie sich in dieser Krise gegenseitig beschäftigt. Er hinterließ Nachrichten, in denen er um Rückruf bat, doch es kam keiner. Miles schlief schlecht in dieser Nacht.
    Miles haßte es, aus dem Kreislauf der Informationen ausgeschlossen zu sein. Am folgenden Abend war er schon fast so weit, höchstpersönlich loszugehen, um an der Hintertür des KBS zu klopfen und geheime Berichte zu verlangen, auf die er keinerlei Anrecht hatte, als Galeni im Palais Vorkosigan erschien. Offensichtlich war er direkt von der Arbeit gekommen, er trug noch die Uniform und schaute selbst im Vergleich zu seinem normalen mürrischen Wesen grimmig drein.
    »Einen Drink?«, fragte Miles nach einem Blick auf das Gesicht seines Gastes, als Martin ihn – diesmal mit korrekter Ankündigung – in den Gelben Salon geleitete. »Was zu essen?« »Einen Drink.« Galeni warf sich in den nächstbesten Armsessel und lehnte den Kopf zurück, als schmerzte ihm sein Hals bis zur Basis der Wirbelsäule. »Übers Essen werde ich noch nachdenken.
    Ich bin noch nicht hungrig.« Er wartete, bis Martin sich zurückgezogen hatte, dann fügte er hinzu: »Es ist vorbei.« »Reden Sie! Was ist

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