Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
jemand schon Lord Midnight erwähnt, das Pferd des fünften Grafen Vortala?
Wenn ein Pferd einen Grafentitel erben kann, dann sehe ich nicht, welchen theoretischen Einwand man gegen einen Cetagandaner hat. Gegen einen teilweisen Cetagandaner.«
»Ich bezweifle auch, dass Lord Midnights Vater mit
dessen Mutter verheiratet war«, bemerkte Ivan munter.
»Diesen Fall haben beide Seiten als Präzedenzfall
angeführt, wie ich kürzlich hörte«, warf Lord Vortala ein, der selbst ein Nachkomme des berüchtigten fünften Grafen war. »Die eine Seite, weil das Pferd als Erbe bestätigt wurde, die andere, weil die Bestätigung später widerrufen wurde.«
Galeni, der fasziniert lauschte, schüttelte verwundert den Kopf. Laisa lehnte sich zurück, nagte sanft an ihrem Fingerknöchel und verzog den Mund nicht. Nur um die Augen bildeten sich feine Lachfältchen.
»Wie nimmt René das alles auf?«, fragte Miles.
»Er scheint sich in letzter Zeit sehr zurückgezogen zu haben«, erwiderte Alys in einem Ton, der besorgt klang.
»Ich… vielleicht werde ich ihn einmal besuchen.«
»Das wäre eine gute Idee«, sagte Gregor ernst. »Sigur
versucht in seinem Prozess alles zu beschlagnahmen, was René geerbt hat, aber er hat wissen lassen, dass er bereit sei - 102 -
zu einem Vergleich, in dem es nur um den Grafentitel und die damit verbundenen Erbgüter geht. Vermutlich gibt es auch ein wenig Grundbesitz, der durch weibliche Erbfolge vererbt wurde und deshalb nicht in Frage steht.«
»In der Zwischenzeit«, sagte Alys, »hat Sigur meinem
Büro ein Schreiben geschickt, in dem er seinen rechtmäßigen Platz als Graf Vorbretten beim Hochzeitszug und den Gelöbnissen einfordert. Und René hat ein Schreiben geschickt, in dem er verlangt, Sigur solle von den Zeremonien ausgeschlossen werden, falls der Fall noch nicht zu seinen Gunsten entschieden ist. Also, Gregor? Wer legt seine Hände zwischen die von Laisa –sofern sie als Kaiserin bestätigt wird –, wenn der Rat der Grafen bis dahin zu keiner einhelligen Meinung gekommen ist?«
Gregor rieb sich den Nasenrücken und schloss einen
Moment lang die Augen. »Ich weiß es nicht. Vielleicht
müssen wir beide nehmen. Provisorisch.«
»Zusammen?«, fragte Lady Alys und schürzte bestürzt
die Lippen. »Die Stimmung ist aufgeheizt, wie ich gehört habe.« Sie blickte Ivan finster an. »Erbittert über den Humor, den gewisse niedrig gesinnte Personen in einer Situation zu finden scheinen, die tatsächlich außerordentlich brisant ist.«
Ivan begann zu lächeln, doch dann besann er sich
anscheinend eines Besseren.
»Man vertraut darauf, dass sie sich nicht dazu
entscheiden, die Würde des Ereignisses zu beeinträchtigen«, sagte Gregor. »Besonders, wenn ihre Berufung bei mir noch anhängig ist. Vermutlich sollte ich einen Weg - 103 -
finden, um ihnen das behutsam mitzuteilen. Gegenwärtig bemühe ich mich, ihnen aus dem Weg zu gehen…«Sein Blick fiel auf Miles. »Ach, Lord Auditor Vorkosigan.
Diese Aufgabe hört sich an. als fiele sie durchaus in deinen Zuständigkeitsbereich. Wärest du so freundlich sie beide daran zu erinnern, wie heikel ihre Positionen sind, falls die Dinge irgendwann außer Kontrolle geraten?«
Da die offizielle Stellenbeschreibung eines Kaiserlichen Auditors praktisch »Was immer Majestät sagen« lautete, konnte Miles kaum widersprechen. Tja. es hatte schlimmer kommen können. Er schauderte, wenn er daran dachte, wie viele Aufgaben ihm vielleicht inzwischen schon aufgeladen worden wären, wenn er so dumm gewesen wäre, nicht zu diesem Treffen zu erscheinen. »Jawohl, Majestät«, seufzte er. »Ich werde mein Bestes tun.«
»Die formellen Einladungen werden bald rausgehen«,
sagte Lady Alys. »Lasst mich es wissen, falls es
Änderungen gibt.« Sie blätterte zur letzten Seite um. »Ach, haben deine Eltern schon mitgeteilt, wann genau sie eintreffen, Miles?«
»Ich habe angenommen, du würdest das vor mir
erfahren. Gregor?«
»Zwei kaiserliche Schiffe sind dem Belieben des
Vizekönigs unterstellt«, erwiderte Gregor. »Wenn es keine Krisen auf Sergyar gibt, die ihn aufhalten, so hat Graf Vorkosigan angedeutet, dann würde er diesmal gerne rechtzeitiger da sein als beim letzten Winterfest.«
»Kommen sie zusammen? Ich dachte, Mutter würde
vielleicht wieder eher kommen, um Tante Alys zu
- 104 -
unterstützen«, sagte Miles.
»Ich habe deine Mutter wirklich sehr gern, Miles«,
seufzte Lady Alys, »aber als ich nach der
Weitere Kostenlose Bücher