Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
gehe mal schnell nach oben in mein Zimmer hoch und hole diese Datendisketten, oder?«
»Wenn Sie wollen, Madame.« Miles hoffte, dass By sie
noch nicht zum Objekt einer seiner Guerilla-Gesprächstechniken gemacht hatte. Falls ja, dann würde Miles mit seinem Ersatz-Cousin ein kleines Gespräch unter vier Augen führen müssen. Oder ihm sogar dafür seine Gefolgsleute auf den Hals hetzen, just wie in den guten alten Tagen…
Ekaterin erhob sich, ging hinaus und die Treppe hinauf.
Sie kehrte nicht zurück. Vormoncrief und Zamori tauschten schließlich enttäuschte Blicke aus und Bemerkungen von wegen Zeit zu gehen und erhoben sich allmählich. Der militärische Regenmantel, den Vormoncrief überstreifte, hatte seit seiner Ankunft Zeit gehabt zu trocknen, wie Miles missbilligend bemerkte. Die Herren verabschiedeten sich höflich von ihrer vorgeblichen Gastgeberin, der Professora.
»Sagen Sie Madame Vorsoisson, ich werde diese
Diskette mit den Sprungschiff-Plänen für Nikki vorbeibringen, sobald ich kann«, bat Major Zamori die Professora und blickte die Treppe hinauf.
Zamori ist oft genug hier gewesen, dass er schon Nikki kennt? Miles betrachtete das regelmäßige Profil des Mannes mit Unbehagen. Er wirkte ebenfalls groß, allerdings nicht so groß wie Vormoncrief; es war sein Körperumfang, was ihn so viel Raum einnehmen ließ.
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Byerly war schlank genug, dass seine Größe nicht so
offensichtlich wurde.
Sie standen noch einen Augenblick verlegen plappernd
in der gefliesten Vorhalle beisammen, doch Ekaterin kam nicht wieder herunter. Schließlich gaben sie auf und ließen sich durch die Vordertür hinausgeleiten. Es regnete mittlerweile heftiger, wie Miles mit einiger Befriedigung feststellte. Zamori stürzte sich mit gesenktem Kopf in den Schauer. Mit einer Miene der Erleichterung schloss die Professora die Tür hinter ihnen.
»Sie und Ekaterin können die KomKonsole in meinem
Studierzimmer benutzen«, instruierte sie Miles und machte sich dann daran, die Teller und Tassen einzusammeln, die in ihrem Salon zurückgeblieben waren.
Miles ging über den Korridor in ihr Studio, das zugleich Bibliothek war, und schaute sich um. Ja, das war ein schöner und gemütlicher Ort für ihre Besprechung. Das Vorderfenster war gekippt und ließ frische Luft herein. Mit bedauernswerter Klarheit drangen Stimmen von der Veranda durch die feuchte Luft herein.
»By, du glaubst doch nicht, dass Vorkosigan hinter Madame Vorsoisson her ist, oder?« Das war Vormoncrief.
»Warum nicht?«, erwiderte Byerly Vorrutyer gleichgültig.
»Man sollte meinen, dass sie davon angewidert wäre.
Nein, es muss sich einfach um eine Angelegenheit handeln, die noch von seinem Fall übrig ist.«
»Darauf würde ich nicht wetten. Ich kenne genügend
Frauen, die sich die Nase zuhalten und hinter dem Erben
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eines Grafen herhechten würden, selbst wenn er einen
grünen Pelz hätte.«
Miles ballte die Faust, dann öffnete er sie behutsam.
Oja? Warum hast du mir diese Liste nie geliefert, By?
Nicht, dass Miles jetzt etwas daran gelegen wäre…
»Ich behaupte nicht, ich würde Frauen verstehen, aber
ich habe gesehen, dass Ivan die Beute ist, hinter der sie her sind«, sagte Vormoncrief. »Wenn die Attentäter damals ein bisschen fähiger gewesen wären, dann hätte er vielleicht den Grafentitel der Vorkosigans geerbt. Schade. Mein Onkel sagt, er wäre eine Zierde unserer Partei gewesen, wenn er nicht diese Familienbindung an Aral Vorkosigans verdammte Progressiven hätte.«
»Ivan Vorpatril?« Byerly schnaubte. »Der interessiert
sich doch nicht für eine Partei, Alexi, sondern geht nur zu einer Party, wo der Wein in Strömen fließt.«
Ekaterin erschien in der Tür und lächelte Miles schief zu. Er überlegte, ob er das Fenster laut zuschlagen sollte.
Doch dem standen technische Schwierigkeiten entgegen,
denn es hatte einen Kurbelriegel. Ekaterin hatte ebenfalls die Stimmen wahrgenommen – seit wann? Sie kam herein, hob herausfordernd den Kopf und zog fragend und reuelos die Augenbrauen hoch, als wollte sie sagen: Na, wieder mit Abhören beschäftigt, was? Miles brachte ein kurzes verlegenes Lächeln zustande.
»Ah, da ist endlich dein Fahrer«, bemerkte Byerly.
»Leih mir deinen Mantel, Alexi, ich möchte nicht meinen schönen neuen Anzug nass machen. Was hältst du davon?
Die Farbe schmeichelt meinem Teint, oder?«
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»Zum Henker mit deinem Teint, By.«
»Oh, mein Schneider hat mir das aber versichert.
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