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Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Titel: Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Absichten, dass er es so pointiert erwähnt hatte?
    »Es sollte ein diesbezügliches Gesetz geben«, bemerkte Lord Mark.
    »Es sollte eines geben«, erwiderte sein Bruder, »aber es gibt keins. Wir sind hier auf Barrayar. Wenn man das gesetzliche Modell von Kolonie Beta als Ganzes zu uns überträgt, dann kommt mir das wie ein Rezept für eine
    Revolution vor. und außerdem sind eine Menge ihrer
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    einschlägigen Bedingungen hier bei uns nicht anwendbar.
    Zusätzlich zu dem betanischen Gesetz gibt es ein Dutzend galaktischer Gesetze, die sich mit diesen Themen befassen.
    Als ich Gregor gestern Abend verließ, da murmelte er
    etwas davon, er wolle ein ausgewähltes Komitee einsetzen, das alle diese Gesetze studieren und eine Entscheidung der Gemeinsamen Ratssitzung empfehlen solle. Und zur Buße für meine Sünden soll ich diesem Komitee angehören. Ich hasse Komitees. Ich ziehe eine schöne saubere Befehlskette vor.«
    »Nur, wenn du an ihrer Spitze stehst«, bemerkte Lord
    Mark trocken.
    Mit einer sarkastischen Handbewegung gab Lord
    Vorkosigan dies zu. »Natürlich, ja.«
    »Aber werden Sie Vormuir mit einem neuen Gesetz in
    die Enge treiben können?«, fragte Ekaterin. »Sicher würde man für ihn doch eine Ausnahme machen müssen.«
    Lord Vorkosigan grinste kurz. »Das ist genau das
    Problem. Wir müssen Vormuir mit einer schon vorhandenen Vorschrift festnageln, die man dafür so umbiegen muss, dass sie passt, damit Nachahmer entmutigt werden, während das neue Gesetz in seiner endgültigen Form durch den Rat der Grafen und den Ministerrat geboxt wird. Wir können keine Anklage wegen Vergewaltigung erheben; ich habe alle fachlichen Definitionen nachgeschaut, und sie gehen einfach nicht in diese Richtung.«
    »Wirkten die kleinen Mädchen missbraucht oder
    vernachlässigt?«, fragte Lord Mark mit besorgter Stimme.
    Lord Vorkosigan warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ich
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    bin nicht der Experte für Krippenbetreuung, wie du es bist, aber mir kamen sie so vor, als sei alles mit ihnen in Ordnung. Gesund … laut… sie kreischten und kicherten sehr viel. Vormuir sagte mir, er habe für jeweils sechs Kinder zwei voll beschäftigte Erzieherinnen, die in Schichten arbeiten. Er ließ sich auch über seine sparsamen Pläne aus, dass nämlich später die älteren für die jüngeren sorgen sollen. Das war ein beunruhigender Hinweis darauf, wie weit er sein genetisches Unternehmen ausdehnen möchte. Und wir können ihn auch nicht wegen Sklaverei belangen, weil sie ja alle wirklich seine Töchter sind. Und eine Beschuldigung wegen Diebstahls von Eizellen ist bei den derzeitigen Vorschriften äußerst problematisch. – Ach, die Barrayaraner!«, fügte er in einem eigenartig empörten Ton an. Sein Klonbruder blickte ihn verwundert an.
    »Im barrayaranischen Gewohnheitsrecht«, sagte
    Ekaterin langsam, »geht man bei der Auflösung einer
    Familie der Vor-Kaste wegen Todes oder anderen Gründen davon aus, dass die Mädchen zu ihrer Mutter oder deren Verwandten gehen, und die Jungen zu ihren Vätern.
    Gehören diese Mädchen nicht ihren Müttern?«
    »Diesen Aspekt habe ich auch untersucht. Wenn man
    einmal die Tatsache beiseite lässt, dass Vormuir mit keiner dieser Frauen verheiratet ist, so habe ich doch den Verdacht, dass nur sehr wenige von den Müttern wirklich die Mädchen würden haben wollen, und sie alle wären ziemlich aufgeregt.«
    Was den ersten Punkt anging, war sich Ekaterin nicht
    ganz sicher, aber mit der zweiten Vermutung hatte er
    bestimmt Recht.
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    »Und wenn wir sie zwangsweise zu den Familien ihrer
    Mütter brächten, was für eine Strafe wäre das dann für Vormuir? Sein Distrikt würde immer noch hundertundachtzehn Mädchen mehr zählen, und er würde sie nicht einmal ernähren müssen.« Er legte sein erst halb aufgegessenes Stück gewürztes Brot beiseite und runzelte die Stirn. Lord Mark nahm sich eine zweite, nein, eine dritte Scheibe und knabberte daran. Ein bekümmertes Schweigen machte sich breit.
    Ekaterin zog nachdenklich eine Augenbraue herab.
    »Ihrem Bericht zufolge ist Vormuir sehr von
    Wirtschaftlichkeit begeistert.« Erst lange nach Nikkis Geburt hatte sie sich gefragt, ob Tien deshalb auf der altmodischen Methode bestanden hatte, weil sie ihm viel billiger erschienen war. Wir müssen nicht warten, bis wir es uns leisten können, war für ihre bereitwilligen Ohren ein mächtiges Argument gewesen. Vormuirs Motivation schien ebenso wirtschaftlich wie genetisch zu sein:

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