Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter
hat Pym hinter
vorgehaltener Hand erzählt, dass sie letztes Mal, als Graf Vormuir ihr einen, hm, ehelichen Besuch abstatten wollte und drohte, er werde ihr die Tür einschlagen, ihm aus dem Fenster einen Eimer Wasser über den Kopf schüttete – es war mitten im Winter –, und ihm dann drohte, sie werde - 194 -
ihm mit ihrem Plasmabogen persönlich einheizen. Und
dann warf sie den Eimer hinunter und schrie ihm zu, wenn er schon so in Plastikröhren verliebt sei. dann solle er sich derer bedienen. Habe ich es richtig erzählt, Pym?«
»Das Zitat ist nicht ganz so. wie ich es gehört habe, aber es kommt ihm ziemlich nahe. Mylord.«
»Hat sie ihn getroffen?«, fragte Mark. Es klang sehr
interessiert.
»Ja«, erwiderte Pym, »beide Male. Wie ich gehört habe, zielt sie ausgezeichnet.«
»Vermutlich machte das die Drohung mit dem
Plasmabogen überzeugend.«
»Wenn man neben dem Ziel steht, dann ist – wenn ich es professionell ausdrücken darf – ein Angreifer, der schlecht zielt, noch beunruhigender. Dennoch überredeten die Gefolgsleute ihren Grafen, sich zu entfernen.«
»Aber wir schweifen ab.« Vorkosigan grinste. »Äh …
danke, Pym.« Der aufmerksame Gefolgsmann goss höflich
seinem Herrn einen weiteren Kaffee ein und füllte auch Marks und Ekaterins Tassen aufs Neue.
»In Vormuirs Distriktshauptstadt gibt es eine
kommerzielle Replikator-Krippe«, fuhr Vorkosigan fort,
»die schon seit einigen Jahren Babys für die
Wohlhabenden heranzieht. Wenn ein Paar sich für diese
Dienstleistung anmeldet, dann entnehmen die MedTechs
der Ehefrau routinemäßig mehr als eine Eizelle; dies ist ja der komplexere und teurere Teil des Verfahrens. Die Reserveeier werden eine bestimmte Zeit lang eingefroren aufbewahrt, und wenn sie in der Zwischenzeit nicht - 195 -
gebraucht werden, dann entsorgt man sie. So sollte es
zumindest sein. Graf Vormuir ist auf eine schlaue
wirtschaftliche Lösung gestoßen. Er ließ seine Techniker alle lebensfähigen aufgegebenen Eizellen einsammeln. Auf diesen Trick war er sehr stolz, als er mir die ganze Geschichte erklärte.«
Das war ja entsetzlich. Nikki war – auf Ekaterins Kosten
– eine Leibesgeburt gewesen, aber es hätte ja sehr gut auch anders sein können. Wenn Tien vernünftig gewesen wäre oder wenn sie selbst sich für schlichte Klugheit eingesetzt hätte, anstatt sich von der romantischen Dramatik der ganzen Sache verfuhren zu lassen, dann hätten sie sich vielleicht für eine Replikatorschwangerschaft entschieden.
Welche Vorstellung, dass dann ihre lang ersehnte Tochter jetzt das Eigentum eines Exzentrikers wie Vormuir wäre…
»Wissen das welche von den Frauen?«, fragte Ekaterin.
»Die, deren Eizellen… kann man sagen: gestohlen
wurden?«
»Tja, zuerst nicht. Doch dann begannen Gerüchte
umzugehen, und daher sah sich der Kaiser veranlasst,
seinen neuesten Kaiserlichen Auditor zu einer
Untersuchung loszuschicken.« Er verbeugte sich im Sitzen vor ihr. »Was die Frage angeht, ob man es Diebstahl nennen kann – Vormuir behauptet, er habe keinerlei barrayaranische Gesetze verletzt. Das behauptet er ganz selbstzufrieden. Ich werde mich in den nächsten paar Tagen mit einigen von Gregors kaiserlichen Juristen beraten und herauszubringen versuchen, ob das in der Tat stimmt. Auf Kolonie Beta könnte man ihn dafür im Freien zum Austrocknen aufhängen, und seine Techniker mit ihm, - 196 -
aber auf Kolonie Beta wäre er natürlich nie so weit
gekommen.«
Lord Mark rutschte auf seinem Sessel hin und her. »Wie viele kleine Mädchen hat Vormuir denn inzwischen?«
»Achtundachtzig schon Geborene plus dreißig weitere,
die in den Replikatoren heranwachsen. Plus seine ersten vier. Hundertundzweiundzwanzig Kinder für diesen Idioten, nicht eines für – jedenfalls habe ich ihm im Namen des Kaisers den Befehl erteilt, keine weitere Schwangerschaften zu beginnen, bis Gregor über dieses raffinierte Vorgehen entschieden hat. Vormuir war geneigt zu protestieren, doch ich machte ihm klar, dass ihm das doch nicht wirklich viel ausmachen dürfte, da ja alle seine Replikatoren sowieso voll sind und das die nächsten sieben Monate auch sein würden. Er sagte nichts mehr und ging, um sich mit seinen Juristen zu beraten. Und ich bin nach Vorbarr Sultana zurückgeflogen, habe Gregor mündlich berichtet und bin nach Hause gegangen, um mich ins Bett zu legen.«
Ekaterin bemerkte, dass er in seinem Bericht nichts von seinem Anfall erwähnte. Was hatte Pym für
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