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Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter

Titel: Vorkosigan 14 16 17 Der Botschafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Naive ihm eine imaginäre

vernichtende Beleidigung wegen seiner Behinderungen verpassen würde, den wirklichen Blutdruck hochtreiben ließe. Völlig absurd. Sie machte sich auf den Weg zu der Stelle, wo sie die Zerlegung des morschen Baums überwachen sollte.
    Mark war gerade dabei, die KomKonsole wieder zu
    aktivieren, als Miles erneut in die Bibliothek getrabt kam und versonnen lächelte. Mark beobachtete, wie sein Klonbruder ansetzte, sich wieder in seinen Armsessel fallen zu lassen, dann jedoch zögerte und sich vorsichtiger niederließ. Miles dehnte die Schultern, als wollte er verkrampfte Muskeln lockern, lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Er nahm das halb aufgegessene Stück Brot, bemerkte fröhlich: »Das ist gut gegangen, meinst du nicht?«, und biss hinein.
    Mark beäugte ihn fragend. »Was ist gut gegangen?«
    »Das Gespräch.« Miles spülte seinen Bissen mit dem
    letzten Schluck kalten Kaffees hinunter. »Also, jetzt hast - 203 -
    du Ekaterin gesehen. Gut. Worüber habt ihr euch denn unterhalten, bevor ich herunterkam?«
    »Über dich.«
    »So?« Miles' Gesicht erhellte sich, und er setzte sich etwas aufrechter hin. »Was hat sie über mich gesagt?«
    »Wir haben uns vor allem über deine Anfälle
    unterhalten«, erwiderte Mark streng. »Sie schien darüber eine Menge mehr zu wissen, als du mir verraten hast.«
    Miles ließ die Schultern sinken und runzelte die Stirn.
    »Hm. Das ist nicht gerade der Aspekt meiner Persönlichkeit, mit dem ich sie wirklich behelligen möchte. Doch es ist gut, dass sie es weiß. Ich möchte nicht in Versuchung geraten, erneut ein Problem dieser Größenordnung zu verheimlichen. Ich habe meine Lektion gelernt.«
    »So, wirklich.« Mark blickte ihn finster an.
    »Ich habe dir die grundlegenden Tatsachen zukommen
    lassen«, wandte sein Bruder auf diesen Blick hin ein. »Es war nicht notwendig, dass du dich mit den ganzen grässlichen medizinischen Details befasst. Du befandest dich ja auf Kolonie Beta, es gab sowieso nichts, was du hättest tun können.«
    »Ich bin schuld daran.«
    »Unfug.« Miles schnaubte, es klang wirklich sehr gut, als wäre er beleidigt. Mark erkannte darin einen Anflug seiner – ihrer – Tante Vorpatril, was den Laut so hübsch nach Oberschicht klingen ließ. Miles machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das war das Werk des Heckenschützen, gefolgt von mehr medizinischen Zufallsfaktoren, als ich abschätzen kann. Geschehen ist geschehen; ich bin - 204 -
    wieder am Leben, und ich habe vor, es diesmal zu
    bleiben.«
    Mark seufzte und erkannte widerwillig, dass er von
    seinem großen Bruder keine Unterstützung erwarten durfte, wenn er sich in Schuldgefühlen suhlen wollte. Sein Bruder, so schien es, hatte andere Dinge im Kopf.
    »Was hältst du also von ihr?«, fragte Miles besorgt.
    »Von wem?«
    »Von Ekaterin, von wem denn sonst?«
    »Als Landschaftsgärtnerin? Da müsste ich erst einmal ihre Arbeit sehen.«
    »Nein, nein, nein! Nicht als Landschaftsgärtnerin,
    obwohl sie auch darin gut ist. Ich meine, als nächste Lady Vorkosigan.«
    »Was?«
    »Was meinst du denn mit was? Sie ist schön, sie ist intelligent – Mitgift, ihr Götter, was für eine perfekte Idee, Vormuir wird platzen – in Notfällen ist sie unglaublich vernünftig. Gelassen, weißt du? Eine großartige Gelassenheit. Ich bewundere ihre Gelassenheit. Ich könnte darin schwimmen. Schneid und Grips in einer Person vereint.«
    »Ich habe nicht ihre Eignung in Frage gestellt. Das war nur ein zufälliger Laut der Überraschung.«
    »Sie ist die Nichte von Lord Auditor Vorthys. Sie hat einen Sohn namens Nikki, der fast zehn ist. Ein schlaues Kerlchen. Er möchte Sprungpilot werden, und ich glaube, er hat die Entschlossenheit, um es zu schaffen. Ekaterin möchte Gartengestalterin werden, aber ich glaube, sie - 205 -
    könnte es auch noch weiter zur Terraforming Queen
    bringen. Manchmal ist sie ein wenig zu ruhig – sie muss noch ihr Selbstbewusstsein stärken.«
    »Vielleicht hat sie einfach nur darauf gewartet, auch einmal ein Wort einwerfen zu dürfen«, bemerkte Mark.
    Miles hielt, kurz von einem Zweifel gestreift, inne.
    »Glaubst du, ich habe gerade eben zu viel geredet?«
    Mark machte mit den Fingern eine kleine Geste, die
    besagen sollte: »Gott bewahre!«, und suchte im Brotkorb nach noch übrigen Brotkrumen. Miles starrte an die Decke, streckte seine Beine aus und ließ seine Füße in entgegengesetzte Richtungen kreisen.
    Mark dachte noch einmal an die Frau, die

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