Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
Hochzeitspläne bis dahin auf Eis gelegt sind.« Sie stieß einen schweren Seufzer aus. »Nun ja, ich hätte sowieso lieber seine ungeteilte Aufmerksamkeit, wenn ich sie endlich bekomme. Er strampelt sich ab, um seiner neuen Aufgabe Herr zu werden, und als erster Komarraner an der Spitze der Abteilung Komarranische Angelegen - 82 -
heiten weiß er, dass jedes Auge im Kaiserreich auf ihn gerichtet ist. Besonders, wenn etwas schief geht.« Sie verzog das Gesicht. »Da wir gerade von Köpfen auf Tellern geredet haben.«
In diesem verflossenen Jahr hatte Delia sich verändert.
Als sie letztes Mal von kaiserlichen Veranstaltungen
gesprochen hatte, war das Gespräch um die Frage gekreist, was man tragen sollte, wobei die farbliche Abstimmung der Koudelkas durchaus eine eigene Herausforderung darstellte. Kareen kam der Gedanke, sie würde vielleicht diesen Duv Galeni mögen. Ein Schwager, hm. Eine Vorstellung, an die man sich gewöhnen konnte.
Und dann bog der Bodenwagen um die letzte Ecke, und
ihr Elternhaus kam endlich in Sicht. Der Wohnsitz der Koudelkas war das letzte Haus in einer Reihe, geräumige zwei Stockwerke hoch, deren zahlreiche Fenster auf einen halbmondförmigen Park blickten, direkt mitten in der Stadt und kein halbes Dutzend Blöcke vom Palais Vorkosigan entfernt. Das junge Paar hatte es vor fünfundzwanzig Jahren gekauft, als Papa der persönliche Adjutant des Regenten gewesen war und Mama ihren KBS-Posten als Leibwächter von Gregor und dessen Pflegemutter Lady Cordelia aufgegeben hatte, um Delia zur Welt zu bringen.
Kareen hatte keine Vorstellung, um wie viel sein Wert seit damals gestiegen sein musste, allerdings würde Mark es sicher berechnen können. Als akademische Übung – wer würde es ertragen, das liebe alte Gebäude zu verkaufen, so sehr es auch schon an allen Ecken und Enden knarrte?
Wild vor Freude sprang sie aus dem Wagen.
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Erst spät am Abend bekam Kareen Gelegenheit, mit ihren Eltern unter sechs Augen zu sprechen. Zuerst war das Auspacken daran gewesen, das Verteilen der Geschenke und die Wiederinbesitznahme ihres Zimmers, das ihre
Schwestern während ihrer Abwesenheit rücksichtslos als Rumpelkammer benutzt hatten. Dann fand das große Familiendinner statt, zu dem sie ihre drei besten Freundinnen einlud. Alle redeten und redeten, außer Papa natürlich, der am Wein nippte und selbstzufrieden dreinblickte, da er mit acht Frauen zu Tische saß. In all dem tarnenden Geplauder wurde Kareen sich erst allmählich bewusst, dass sie sich bezüglich der Dinge, die für sie am wichtigsten waren, in Schweigen hüllte. Das kam ihr sehr seltsam vor.
Jetzt hockte sie auf dem Bett im Zimmer ihrer Eltern, während die sich auf die Nacht vorbereiteten. Mama absolvierte ihre feste Abfolge von isometrischen Übungen, wie sie es jeden Abend getan hatte, solange sich Kareen erinnern konnte. Selbst nach zwei Geburten und all den Jahren verfügte sie immer noch über einen athletischen Muskeltonus. Papa hinkte durch das Zimmer und stellte seinen Stockdegen neben das Bett, setzte sich linkisch und beobachtete Mama mit einem feinen Lächeln. Sein Haar war jetzt vollständig grau, wie Kareen bemerkte; Mamas zu Zöpfen geflochtene Mähne behielt immer noch ohne kosmetische Hilfsmittel ihr lohfarbenes Blond bei. Papa begann mit schwerfälligen Händen seine Halbstiefel auszuziehen. Kareens Blick hatte Schwierigkeiten, sich wieder an barrayaranische Verhältnisse anzupassen.
Barrayaraner Mitte fünfzig sahen aus wie Betaner Mitte
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siebzig oder sogar Mitte achtzig; und die jungen Jahre ihrer Eltern waren wegen Krieg und Militärdienst hart gewesen.
Kareen räusperte sich.
»Es geht um nächstes Jahr«, begann sie mit einem
strahlenden Lächeln, »um das Studium.«
»Du hast doch vor, auf die Distriktsuniversität zu gehen, nicht wahr?«, fragte Mama, die sanft einen Klimmzug an der Reckstange machte, die von den Deckenbalken hing, ihre Beine horizontal hinausschwang und sie gerade hielt, während sie stumm bis zwanzig zählte. »Wir haben nicht das Geld zusammengespart, um dir eine galaktische Ausbildung zu ermöglichen, damit du auf halbem Weg aufgibst. Das würde uns das Herz brechen.«
»O ja, ich möchte weitermachen. Ich möchte wieder
nach Kolonie Beta gehen.«
Es folgte ein kurzes Schweigen. Dann sagte Papa in
einem leicht vorwurfsvollen Ton: »Aber du bist gerade erst nach Hause gekommen. Schatz.«
»Und ich wollte ja auch nach Hause kommen«,
versicherte sie ihm. »Ich
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