Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
Leutwyn mit gepresster Stimme, »auf solche Weise dem Verdächtigen aufzulauern, wenn er nicht gerade dabei ist, ein Verbrechen zu begehen, sich der Verhaftung zu widersetzen oder zu fliehen.«
»Was ist mit Biowaffen?«, murmelte Venn.
Der Richter schluckte. »Stellen Sie verdammt sicher, dass Ihre Polizisten den ersten Schuss nicht verfehlen.«
»Ihre Entscheidung ist notiert, Sir.«
Und wenn der Ba außer Sicht blieb? Was ihm ja ohne
Zweifel während der meisten der vergangenen vierundzwanzig Stunden gelungen war …
Was wollte der Ba? Vermutlich seine Fracht freibekommen und Guppy umbringen, bevor er reden konnte.
Was wusste der Ba zu diesem Zeitpunkt? Oder was wusste er nicht? Wusste er nicht, dass Miles seine Fracht identifiziert hatte … oder? Wo zum Teufel ist Bel?
»Auflauern«, wiederholte Miles. »Es gibt zwei Stellen, wo man dem Ba auflauern könnte. Wohin auch immer Sie Guppy nehmen – oder noch besser, wohin auch immer Sie Guppy nach der Meinung des Ba genommen haben. Wenn
Sie nicht das Gerücht ausstreuen wollen, dass er entkommen ist, dann bringen Sie ihn an einen verborgenen Ort und richten einen zweiten, weniger geheimen als Köder ein. Dann noch eine weitere Falle auf der Idris. Falls Du305
bauer um die Erlaubnis bittet, wieder an Bord gehen zu dürfen, was er beim letzten Mal, als wir ihm begegneten, zu tun beabsichtigte, sollten Sie sie ihm gewähren. Anschließend kassieren Sie ihn ein, sobald er die Ladebucht betritt.«
»Das wollte ich tun«, warf Gupta mit vorwurfsvoller Stimme ein. »Wenn ihr mich in Ruhe gelassen hättet, dann wäre das alles inzwischen schon vorbei.«
Miles stimmte ihm insgeheim zu. aber es würde kaum
passen, das laut zu sagen, denn es könnte dann jemanden daraufhinweisen, von wem der Druck ausgegangen war, Gupta zu verhaften.
Greenlaw sah auf grimmige Weise nachdenklich drein.
»Ich möchte diese angebliche Fracht inspizieren. Es ist möglich, dass sie genug Vorschriften verletzt, um eine Beschlagnahmung völlig getrennt vom Thema des Transportschiffes zu rechtfertigen.«
Der Richter räusperte sich. »Das könnte rechtlich kompliziert werden, Eichmeisterin. Noch komplizierter. Eine Fracht, die nicht zum Transfer ausgeladen wird, darf normalerweise – selbst wenn sie fragwürdig ist – ohne rechtliche Kommentierung passieren. Man betrachtet sie als unter der territorialen Verantwortung desjenigen Staates befindlich, bei dem der Transporteur registriert ist, es sei denn, sie stellte eine unmittelbare öffentliche Gefahr dar. Tausend Föten, falls es sich darum handelt, stellen … was für eine Bedrohung dar?«
Sie zu beschlagnahmen könnte sich als schreckliche Gefahr erweisen, dachte Miles. Es würde auf jeden Fall die Aufmerksamkeit der Cetagandaner auf den Quaddie-Raum 306
ziehen. Sowohl nach historischer als auch persönlicher Erfahrung wäre das nicht unbedingt etwas Gutes.
»Ich möchte das auch für mich bestätigen«, sagte Venn.
»Und meinen Wachen die Befehle persönlich geben und herausfinden, wo ich meine Scharfschützen aufstelle.«
»Und Sie brauchen mich dabei, um in den Frachtraum
zu gelangen«, bemerkte Miles.
»Nein, nur Ihre Sicherheitscodes«, erwiderte Greenlaw.
Miles lächelte sie höflich an.
Sie presste die Kinnbacken zusammen. Dann knurrte sie:
»Sehr gut, gehen wir, Venn. Sie auch, Richter. Und«, sie seufzte kurz, »Sie, Lord Auditor Vorkosigan.«
Gupta wurde von den beiden Quaddies, die ihn schon
zuvor angefasst hatten, in Bioschutzhüllen eingewickelt –
eine logische Entscheidung, wenn sie auch den beiden nicht sonderlich gefiel. Sie legten selber Schutzkleidung und Handschuhe an und zogen ihn hinter sich her, ohne ihm zu gestatten, irgendetwas anderes zu berühren. Der Amphibier erduldete dies, ohne zu protestieren. Er wirkte völlig erschöpft.
Granat Fünf brach zusammen mit Nicol zu Nicols
Apartment auf, wo die beiden Quaddie-Frauen vorhatten, einander beizustehen, wahrend sie auf eine Nachricht von Bel warteten. »Ruf mich an«, bat Nicol Miles leise, als sie hinausschwebten. Miles versprach es mit einem Nicken und hoffte im Stillen, dass dies nicht einer dieser schweren Anrufe werden würde.
Sein kurzer Vid-Anruf zur Prinz Xav und Admiral Vorpatril war schwer genug. Vorpatrils Gesicht war fast so weiß wie sein Haar, als Miles ihn über alles auf den neue307
sten Stand gebracht hatte. Er versprach, in höchster Eile eine Auswahl an medizinischen Freiwilligen zu schicken.
Die Prozession zur Idris
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