Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen
einen Mann in kaiserlich barrayaranischer Interimsuniform mit Leutnantsabzeichen und den Anstecknadeln von Sektor IV am Kragen. Durch Miles’ Kopf huschten Schreckbilder von einer Ermordung des Kaisers, von einer Brandkatastrophe im Palais Vorkosigan mit den dort befindlichen Replikatoren, oder noch schlimmer: von einem tödlichen 6
Schlaganfall seines Vaters – er fürchtete den Tag, an dem ein Bote mit verkniffenem Gesicht beginnen würde mit der Anrede: »Graf Vorkosigan…«
Der Leutnant salutierte vor ihm. »Lord Auditor Vorkosigan? Leutnant Smolyani vom Kurierschiff Turmfalke. Ich habe eine Botschaft, die ich Ihnen persönlich übergeben soll und die mit dem persönlichen Siegel des Kaisers versehen ist. Und danach habe ich den Befehl, Sie an Bord zu nehmen.«
»Wir befinden uns doch nicht im Krieg, oder? Es ist hoffentlich niemand gestorben?«
Leutnant Smolyani zog den Kopf ein. »Bis jetzt nicht, soweit ich gehört habe, Sir.« Miles’ Puls verlangsamte sich etwas; Ekaterin hinter ihm atmete auf. »Aber eine komarranische Handelsflotte wurde offensichtlich an einem Ort namens Station Graf in der Union der Freien Habitats beschlagnahmt. Das ist als unabhängiges System aufgelistet, da draußen nahe am Rand von Sektor V. Mein unverschlüsselter Flugbefehl lautet, Sie so schnell und so sicher wie möglich dorthin zu bringen und dann nach Ihrem Belieben dort zu warten.« Er lächelte etwas grimmig. »Ich hoffe, es handelt sich nicht um einen Krieg, Sir, denn man scheint nur uns dorthin zu schicken.«
»Beschlagnahmt? Nicht unter Quarantäne gestellt?«
»Meines Wissens handelt es sich um eine Art juristischer Verwicklung. Sir.«
Das riecht mir nach Diplomatie. Miles verzog das Gesicht.
»Nun ja, die versiegelte Botschaft wird es bestimmt verständlicher machen. Bringen Sie sie zu mir herüber, und ich werde sie mir anschauen, während wir unsere Sachen packen.«
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»Jawohl, Sir. Die Turmfalke wird in wenigen Minuten andocken.«
»Sehr gut, Leutnant.« Miles legte auf.
»Wir?«, fragte Ekaterin in ruhigem Ton.
Miles zögerte. Keine Quarantäne, hat der Leutnant gesagt. Und allem Anschein nach auch kein Krieg, bei dem geschossen wurde. Oder zumindest noch nicht. Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, dass Kaiser Gregor ihre lange aufgeschobenen Flitterwochen wegen irgendeiner Belanglosigkeit unterbrach. »Ich schaue mir lieber erst einmal an, was Gregor zu sagen hat.«
Sie küsste ihn auf den Scheitel und sagte einfach: »Ganz recht.«
Miles hob seinen persönlichen Armbandkommunikator an die Lippen und murmelte: »Gefolgsmann Roic –Dienstbeginn, zu meiner Kabine, sofort.«
Die Datendiskette mit dem kaiserlichen Siegel, die der Leutnant kurz darauf Miles überreichte, war Persönlich gekennzeichnet, nicht Geheim. Miles schickte Roic, seinen Leibwächter und Offiziersburschen, und Smolyani, um das Gepäck zu ordnen und zu verstauen, gab Ekaterin aber ein Zeichen, sie solle bleiben. Er schob die Diskette in das gesicherte Abspielgerät, das der Leutnant ebenfalls gebracht hatte, setzte es auf dem Nachttisch der Kabine ab und schaltete es ein. Anschließend setzte er sich wieder auf den Bettrand neben seine Frau und spürte dabei die ungemein wohltuende Wärme und Festigkeit ihres Körpers. Ihrem besorgten Blick zuliebe nahm er ihre Hand beruhigend in die seine.
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Die vertrauten Gesichtszüge von Kaiser Gregor Vorbarra erschienen, hager, dunkel, reserviert. Seine leicht zusammengepressten Lippen verrieten Miles große Irritation.
»Es tut mir Leid, dass ich eure Flitterwochen unterbreche, Miles«, begann Gregor. »Aber wenn diese Botschaft dich erreicht, dann heißt das, ihr habt eure Reiseroute nicht geändert. Dann seid ihr jetzt auf jeden Fall auf eurer Heimreise.«
Dann tat es ihm also nicht allzu Leid.
»Es ist mein Glück und dein Pech, dass zufällig du derjenige bist, der am nächsten an diesem Schlamassel dran ist. Kurz gesagt, eine unserer auf Komarr stationierten Handelsflotten hat an einer Raumstation draußen in der Nähe von Sektor V Halt gemacht, um Nachschub an Bord zu nehmen und Fracht auszutauschen. Einer – vielleicht sind es auch mehrere, die Berichte sind in diesem Punkt unklar – der Offiziere der barrayaranischen Eskorte ist desertiert oder wurde entführt. Oder er wurde ermordet –
auch in diesem Punkt sind die Berichte unklar. Die Patrouille, die der Flottenkommandant schickte, um ihn zu holen, bekam Schwierigkeiten mit den Einheimischen.
Schüsse – ich
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